2011. Eine Abrechnung.

2011. Fast geschafft. Der letzte Tag dieses Jahres – lange erwartet, und jetzt ist er endlich da. Nochmal kurz durchatmen, gleich zur Party und rein in ein neues, frisches, weiß wie ein leeres Blatt Papier vor uns liegendes 2012. Vorher ist aber schon noch kurz Zeit für einen Rückblick.

Müsste ich diesem Jahr den Titel eines Songs zuordnen, wäre es vermutlich „Hurra, Hurra – So nicht“ von Gisbert zu Knyphausen (nur der Titel, nicht der Inhalt). Auch wenn die letzten zwölf Monate in einem kaum fassbaren Tempo an mir vorbei gerauscht zu sein scheinen, habe ich gleichzeitig das Gefühl, dass mich eine halbe Ewigkeit und ein ganzes Leben vom letzten Dezember trennt.

Eine ganze Menge ist passiert: Ich habe meine Zeit in Münster hinter mir gelassen und bin nach Hamburg gezogen – in die Stadt, in der ich immer leben wollte. Leider verlief der Start eher in einer Komplettedition der Vollkatastrophen als in diesen geordneten und ruhigen Bahnen, von denen immer alle reden. Sechs Wochen wie im Hummelflug, ein Paukenschlag jagt den nächsten, jeder ließ mich mehr als nur zusammen zucken. Und danach waren die Pläne, die ich für dieses Jahr hatte, quasi wie weg gewischt. Innerhalb von 42 Tagen hatte ich das Gefühl, dass mein Leben einmal kurz in sich zusammen gestürzt war. Deswegen: Neubeginn, und zwar völliger Neubeginn. Alles auf Anfang und los ging es.

Und wie es losging: Neuer Job, neue Leute, neue Träume, neues Leben, aber trotzdem natürlich noch immer Ich. Schließlich schweren Herzens das Praktikum in Tokyo absagen. Vielleicht ist es die größte Herausforderung, wenn man erwachsen ist, zu akzeptieren, dass sich manche Träume nicht realisieren. Auch nicht die großen. Und das ist schade und traurig und definitiv nicht leicht. Aber das heißt nicht, dass man nicht glücklich werden oder da ankommen kann, wo man hingehört. Manchmal halt auf Umwegen, aber auch die können gut sein.

Auch wenn 2011 das für mich vielleicht schwierigste Jahr bisher war, so auch das lehrreichste. Ich hab viel gelernt, vor allem über mich selbst. Auch das ist nicht einfach, aber es bringt definitiv nach vorn.

Und ich bin dankbar. Dankbar ohne Ende. Zu allererst für all die lieben Menschen. Meine Familie, die immer da war, und meine Freunde, die eine große Hilfe beim wieder und neu Aufbauen dieses verrückten Lebens waren und sind. Die mein Chaos mit tragen und lieben und fröhlich ausgestalten. Dann ganz sicher auch für die wirklich vielen tollen Menschen, die ich in diesem Jahr kennen lernen durfte. Die mich zum Lachen gebracht haben, mit denen Tränen geflossen sind, die mich erstaunt haben und die ich auf gar keinen Fall mehr vermissen möchte. Es ist ein wirklich gutes Gefühl, zu wissen, hier in dieser Stadt und mit diesen Menschen angekommen zu sein.

Als zweites bin ich wahnsinnig dankbar für das, was ich tun kann. Am Nordpol. Dieser Job ist wirklich das Allerbeste, was mir hier passieren konnte. Ich kann mir nicht vorstellen, woanders so glücklich zu sein wie dort. Und auch, wenn es stressig ist, will ich genau das tun, was ich dort tun kann. Ich habe die besten, tollsten und großartigsten Kollegen. Ich liebe die Projekte. Und ich kann dort exakt die Mischung aus Dingen machen, die wohl nirgendwo anders möglich wäre. Ich kann kaum ausdrücken, wie glücklich mich dieser Job macht und wie froh ich bin, dass mich meine Hamburg-Exkursion an den Nordpol gebracht hat. Ich habe soeben diesen Absatz nochmal gelesen und festgestellt, dass der meiner Freude eigentlich kaum gerecht wird, aber mir fehlen hier einfach die Worte. Vielleicht deswegen nur in Kurzform:

If home is, where your heart is, my heart is at Nordpol+.

Ich bin dankbar für die vielen fabelhaften Dinge, die ich in diesem Jahr erlebt habe. Obwohl ich wohl schon immer viel unterwegs war, bin ich noch nie so viel gereist wie in diesem Jahr: Amsterdam, Barcelona, München, Berlin, Dortmund, Münster, Kassel, eine unvergessliche Zeit in der Schweiz, ein Urlaub in Griechenland, ein Wochenende in Venedig – und dazu noch zahlreiche Veranstaltungen und Events hier in Hamburg… Unvergessene und unvergessliche Eindrücke, die das Jahr geprägt und mir mehr als ein Mal ein Lächeln ins Herz gezeichnet haben.

Und dann gibt es da natürlich noch die vielen weiteren Dinge, für die ich dankbar bin: für die neue Wohnung (wenn auch nur zur Zwischenmiete), weil ich mich selten so schnell irgendwo so wohl gefühlt habe; dafür, dass ich zu den dmwhh (Digital Media Women Hamburg) gestoßen bin, für Twitter und Nachrichten in 140 Zeichen, die alles sagen können; für die Musik dieses Jahres und die vielen Konzerte; dafür, dass ich dank Sanja nun endlich wirklich angefangen habe, zu bloggen; für Gossip Girl (aus Gründen); für besondere Begegnungen und magische Momente. Und für so viele weitere zahlreiche Erlebnisse und Augenblicke, ich bräuchte ein eigenes Internet, um sie alle angemessen zu würdigen.

Ich kann zwar nicht direkt sagen, dass ich 2011 dankbar bin, aber ich habe viel gelernt. Und das ist ziemlich gut und gehört trotzdem geschätzt. So ist es halt, die schwierigsten Jahre sind nicht weniger wertvoll. Und da Jahresende ist, ist auch Zeit, zu verzeihen. Am meisten habe ich wohl über mich selbst gelernt – über das, was ich will, aber auch das, was ich nicht will und wohin die Reise gehen soll.

2011, du bist ein merkwürdiges Jahr für einen Rückblick. Eine gefühlte Katastrophe, eine gelebte Sensation. (Ja, am Jahresende geht auch mal pathetisch.) Durch all die Schwierigkeiten war es gefühlt über weite Strecken wirklich kein gutes Jahr, ein paar weniger Katastrophen am Anfang hätten echt auch gereicht. Betrachte ich aber all die wundertollen Ereignisse, Momente und Menschen, war es sogar richtig gut. Und 2011, du hast dir gerade in der Version 2.0 richtig große Mühe gegeben, es toll werden zu lassen. Und das war es ja auch. Das Fazit diesen Jahres ist trotzdem: Wenn du am wenigsten Grund dazu hast, musst du am meisten dran glauben, dass alles gut wird. Denn das wird es. (Es muss.)

Hören wir auf mit dieser ratlos machenden Beurteilung und schauen wir nach vorn. Noch sieben Stunden to go.

2012, ich freue mich auf dich – und wie!