Meine Liste für ein schöneres Leben.

Manchmal liest man Texte und fühlt sich danach gleich besser. Entspannt, inspiriert, mit neuer Energie und dem Optimismus, Dinge anzupacken. Genau so ging es mir, als ich letzte Woche Taalkes Liste für ein schöneres Leben las. Was für eine schöne Idee! Und weil ich generell ein großer Fan von Listen und natürlich auch von einem schönen Leben bin, hab ich mir mal ein paar Gedanken gemacht, was auf meiner persönlichen Liste für ein schöneres Leben so steht. Und zwar das:

1. Mehr Zeit für Kultur, weniger verpassen.
Wie oft fahre ich in Hamburg an Plakaten und Ankündigungen zu Ausstellungen, Aktionen, Aufführungen und und und vorbei und denke: Ja, da will ich hin! Und zack, schon sind wieder Wochen verflogen, das Stück ist zum letzten Mal aufgeführt, die Oper gesungen, der Film aus dem Programm verschwunden – und das ohne mich. Und das ist ganz schön blöd, denn jedes Mal, wenn ich es doch schaffe, nehme ich mir vor, das doch einfach häufiger zu machen. Und deswegen werde ich das ab sofort zumindest versuchen.

2. Spontan verrückte Dinge tun.
Spontan passieren die besten Sachen. Und oft sind genau die es, die einem neue Energie geben, Adrenalin und Glück in den Körper pumpen, uns mit Freunden noch enger verbinden. Dieses enorm tolle Gefühl, das Leben voll zu leben! Und das macht das Leben ja auch einfach mit aus. Allerdings lässt man diese kleinen und großen Verrücktheiten viel zu selten und so richtig ganz spontan geschehen.
Dabei zaubert es mir noch immer ein riesengroßes Lächeln ins Gesicht, wenn ich mich daran erinnere, wie ich an einem Freitagabend um 21h mit Till den Besuch des BVB-Heimspiels am folgenden Samstag mal spontan ausmachte und zwölf Stunden später im Auto von Hamburg nach Dortmund saß. Oder daran, wie ich gestern einfach mal in der Ostsee schwimmen gegangen bin. Bei 19 Grad Wassertemperatur (ok, hier gibt es irgendwo dann medizinische Grenzen). Oder neulich mit Caro einfach nach über zehn Jahren mittags beim Dom mal wieder Autoscooter fuhr (aua – und trotzdem!). Das sind einmalige Erlebnisse, gerade, weil sie so spontan entstehen und manchmal auch ein bisschen unwirklich scheinen, bis man mitten drin ist.
Es gibt Momente, da muss man die innere Stimme, die einen fragt, ob man das wirklich, wirklich tun soll/kann/muss, einfach mal ausschalten. Und machen. Und genießen. Und sich danach ganz doll ganz lange drüber freuen, dass man es einfach mal gemacht hat.

3. Progressive Muskelrelaxation.
Nein, ich habe keine esoterisch-spirituelle Schlagseite abbekommen. Aber ich hab momentan zu oft Kopfschmerzen und das soll dagegen helfen. Und wer mit diesem Monster auch schon mal intensiven Kopfkontakt hatte, weiß, dass man ziemlich viel ausprobieren würde, um das zu vermeiden. Vor allem, wenn es einfach ist und nicht viel Zeit kostet. Also werde ich progressiv Muskel relaxieren, und zwar jeden Tag lang 15 Minuten. Außerdem: Den Kopf mal auszuschalten, ist, finde ich, auch generell eine durchaus gute Idee.

4. Loslassen.
Manches kommt anders, als man denkt. Und einiges muss man loslassen, auch wenn es schwer fällt. Aber manchmal muss man sich auch damit abfinden, dass das Leben anders läuft. Und dass das auch schon gut so ist. Loslassen halt. Puh, der wohl schwerste Teil, weil oft verbunden mit großen Entscheidungen. Es gibt halt diese Erlebnisse/Menschen/Projekte/whatever, bei denen man das nur schwer einsehen kann und von denen man nur schwer loskommt. Auch, wenn man weiß, dass man es sollte, weil alles andere nicht gut tut. Aber sie bremsen aus und bringen ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr nach vorn. Und genau dann muss man loslassen. Weil es manchmal das Richtige ist und man ab und zu im Leben ein paar Dinge neu ordnen muss. Das Gute daran: Dann ist Platz für neue und tolle da.

5. Klavier spielen.
Will ich schon ganz, ganz lange mal lernen. Und meine verstärkte Neigung zu Klaviermusik seit dem letztem Jahr (vor allem im Winter, weil sie die graue Zeit irgendwie auffängt und eine schöne Form von getragenem Optimismus hervorbringt) hat den Wunsch noch verstärkt. Steht also absolut auf dem Plan. Empfehlungen in Hamburg sind übrigens gern gesehen.

6. Dinge zum Anfassen.
Kurz vor meinem Geburtstag baute ich endlich tatsächlich zum ersten Mal allein ein Möbelstück zusammen. Und das bereitete mir große Freude, auch wenn es erstaunlich anstrengend war. Vielleicht liegt das einfach an dem guten Gefühl, etwas Anfassbares gemacht/geschaffen zu haben, wenn man im Job Dinge tut, die schwieriger greifbar sind: Ideen produzieren, Strategien entwickeln etc. Das ist großartig, keine Frage, und ich liebe meinen Job. Aber vielleicht ist dieser Freizeit-Ausgleich, etwas zu schaffen, was man in den Händen halten kann, einfach eine gute Ergänzung. Werde ich jetzt häufiger testen. (Aktuell bemale ich übrigens einen weißen Blazer. Sieht momentan aus, wie von einer 5-Jährigen gestaltet, macht aber trotzdem großen Spaß. Und vielleicht werde ich ihn genau deswegen auch einfach mal anziehen.)

7. 3 Liter Wasser trinken. Jeden Tag.
Das klingt jetzt erst mal total einfach. Überraschung, ist es aber nicht. Ich trinke seit Jahren verhältnismäßig viel (ja, Wasser, Freunde ;)), aber vor allem wenn ich viel unterwegs bin und nicht einfach zwei Flaschen über Tag neben mir stehen, wird das nix. Dabei ist das nicht nur gut, sondern macht auch noch ein gutes Gefühl, leicht und ausgeglichen. Nur durch Wasser! 3 Liter! Muss zu schaffen sein.

8. Mehr Komplimente machen.
Ich finde es immer wieder unfassbar, wie sehr man Menschen durch Kleinigkeiten den Tag verschönern kann. Eine davon sind Komplimente. Davon machen wir hier leider viel zu wenig – weder Freunden, noch Kollegen und Fremden schon mal überhaupt nicht. Dabei ist das Quatsch: Es kostet nichts (außer vielleicht etwas Überwindung) und macht auch den eigenen Tag viel schöner. Und weil Komplimente auch viel mit Aufmerksamkeit zu tun haben, die wir unserem Gegenüber entgegen bringen, finde ich, ist das noch zusätzlich eine gute Sache, um dem anderen zu zeigen, dass man ihn bewusst wahrnimmt. Deswegen, bitte nicht erschrecken: Ich mache ab sofort häufiger Komplimente.

9. Reisen.
Ähnlich wie beim Kultur-Punkt oben geht es mir mit diesem: Reisen. Nicht, dass ich nicht bereits viel und oft und gern unterwegs wäre, aber ich würd das gern noch etwas in die Weite ausdehnen – es gibt so viele Metropolen in Europa, die man bestens mal an einem Wochenende erkunden oder noch mal besuchen könnte. Und ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich bei günstigen Flugangeboten nicht buche, weil sie ja noch so weit weg sind und drei Monate später feststelle, dass ich jetzt für fast das gleiche Geld das Wochenende in Stockholm/Barcelona/London/Madrid… hätte verbringen können. Was ich ebenfalls schon seit Ewigkeiten vorhabe: Blind Booking (Paket aus 8 Städten auswählen, buchen, dann per Mail sehen, wohin die Reise geht). Ist sicher ein Riesenspaß und steht deshalb auf dieser Liste.

10. Australien. Und am Strand von Byron Bay surfen lernen.
Abgesehen von diesen kleineren Reisen gibt es da noch die große, den Plan, mal eine Zeit lang im Ausland zu leben. Ein paar Monate in Australien. Mal was ohne Plan zu machen. Also, nicht vollkommen ohne Plan, nur kein vollkommen ausgestalteter. Weiter reisen, wann und wohin man dann gerade so will. Keine festgelegte Route, nur ein paar Ziele auf dem Weg, lose Reihenfolge, sich überraschen lassen, whatever happens. Tolle Dinge erleben, sich so viel Zeit wie möglich nehmen, um Orte und Menschen kennen zu lernen, Metropolen gegen Outback tauschen und wieder zurück… Und surfen lernen. Am Strand von Byron Bay.

11. Hamburg entdecken.
Da ich ja aber auch wieder zurück ins schöne Hamburg kommen möchte, steht der folgende Punkt für vorher und nachher auf der Liste. Woher kommt eigentlich dieser Irrsinn, dass man viele der sehenswertesten Orte und Dinge in der eigenen Stadt selbst oft noch gar nicht kennt und gesehen hat? Eine plausible, aber nicht akzeptable Erklärung ist ja, dass man immer meint, dafür alle Zeit der Welt zu haben, während die anderswo auf das Wochenende/den Urlaub begrenzt ist und man so viel wie möglich mitnehmen möchte. Dabei ist es ja eigentlich ganz einfach: Nachdem ich ein Mal mit Kai durch den alten Elbtunnel wanderte (nach 1,5 Jahren), wiederholten wir das in den zwei folgenden Wochen direkt zwei weitere Male, weil es so super super super war. Also: Es geht und es geht gut.
Und das Beste daran ist ja, dass die meisten von uns in Hamburg noch jede Menge tolle Dinge entdecken können. Ich will unter anderem endlich noch auf den Michel, diese lustigen riesengroßen Wasserkugeln ausprobieren, in denen man auf dem Wasser rumrollen und umfallen kann, an diesem Erwachsenenabend in dieses Kinderspielparadies-Ding, und und und. Und ich werde berichten.

12. Schreiben.
Ich will wieder mehr schreiben. Weil es hilft, Gedanken zu sortieren, Erinnerungen zu bewahren und Dinge auch im Rückblick einzuschätzen. Und weil ich neulich ältere Kurztextpassagen von mir fand, die ich entgegen aller Befürchtungen nicht grottig, sondern sogar ziemlich gut fand. Erstaunlich, also wirklich, ohne jede Arroganz. Und statt immer nur Themenideen in die Notizfunktion des iPhones zu tippen, wird ab jetzt hoffentlich wieder ganztextmäßig mehr getippt und gebloggt.

13. Nein sagen, ohne mich schlecht zu fühlen.
Nein, ich will nicht aufhören, generell hilfsbereit zu sein, Menschen Gefallen zu tun oder ähnliches. Darum geht es überhaupt nicht, im Gegenteil. Aber manchmal ist es gut und wichtig, früh freundlich, aber bestimmt nein zu sagen, statt sich hinterher zu ärgern, weil man es nicht getan hat. Das ist keinesfalls einfach, aber ein wichtiger Punkt, den ich besser können möchte. Außerdem: Wer bei bestimmten Dingen nein sagt, hat mehr Gelegenheiten, Zeit und Raum, zu anderen ja zu sagen. Bei denen man dieses Ja auch möchte.

14. Weniger Gedanken machen.
Hängt schon auch ein bisschen mit dem vorhergehenden Punkt zusammen. Ich mache mir einfach zu oft zu viele Gedanken, auch um kleinste Kleinigkeiten. In meinem Kopf ist dauernd unfassbar viel los. Das klingt jetzt erst mal total souverän und cool, aber hier geht es nicht um fancy Wahrnehmung, sondern darum, manchmal eine kleine und gute Portion Ruhe in die Gedankenzentrale zu bringen. Weiter Dinge hinterfragen und bei Wichtigem Gedanken wälzen: Ja. Aber bei tendenziell recht unwichtigen Kleinigkeiten unnütz viel über Dinge nachdenken: Nein. Keine unnötige Gedankenflut. Und selbst wenn sich aus minimalsten Kleinigkeiten mal ein Missverständnis ergibt: Kann man ja klären. Und ich werde ja nicht mit verschlossenen Augen durch die Welt rennen.

15. Nicht alles auf einmal verändern wollen.
Auch wenn ich grundsätzlich eigentlich sehr zufrieden bin, ist das eine umfangreiche Liste mit vielen Kleinigkeiten und generellen Wünschen geworden, auf der ganz sicher noch einige Punkte fehlen. Und da es sowieso nicht oder nur kurz funktioniert, alles auf einmal zu verändern: Immer schön langsam und eins nach dem anderen. (Und ja, das ist ein Tipp von mir, Königin der Hektik und Geschwindigkeit. Ganz im Ernst.)

So, und jetzt schließe ich mich Taalke an: Wie sehen eure Listen aus? Ich bin gespannt und würd mich freuen, ein paar weitere zu lesen!