Ursprünglich sollte dieser Beitrag mal „15 Tage BVB-Familie“ heißen und ich wollte ihn Anfang Oktober veröffentlichen. Nun gut, daraus ist nicht so wirklich etwas geworden, denn ständig kam etwas dazwischen: Fußballspiele, private Verabredungen, große Veränderungen, kleine Achterbahnfahrten, wasauchimmer. Das macht aber eigentlich auch gar nichts, denn heute, zum Rückrundenstart des BVB, bietet sich ebenfalls eine gute Gelegenheit, endlich zur Vereinsmitgliedschaft zu bloggen.
Eigentlich hatte ich mir schon vor einiger Zeit überlegt, dass es doch an eben jener sei, offizielles BVB-Vereinsmitglied zu werden. Trotzdem zogen die ganz generell sehr ereignisreichen Wochen in meinem Leben so hin und auf einmal war schon September. Am Dienstagmorgen vor dem ersten Champions League-Spiel gegen Ajax Amsterdam saß ich dann morgens vor dem Laptop und war auf beste Weise ziemlich aufgeregt. Aus Gründen der vielfältig gepflegten Aberglauben hatte ich mir am Vorabend so meine Gedanken gemacht. (Realistisch weiß ich ja, dass das Quatsch ist. Und trotzdem trage ich das schwarz-gelbe Halstuch nicht bei Spielen, geht einfach irgendwie nicht.) Allerdings ist so eine Vereinsmitgliedschaft ja etwas Größeres als ein kleiner Aberglaube. Und, am entscheidendsten: Selbst wenn der BVB dieses erste Spiel verloren hätten – umso wichtiger, ihn zu unterstützen. So, aufgeregtes Geklicke und ein wohliger Schauder bei der Frage: Welche Farbe hat dein Herz? Hach.
Der Adrenalinspiegel vor dem abendlichen Spiel gegen den niederländischen Meister war dann natürlich noch höher als er sonst schon gewesen wäre, die Nervosität enorm, aber gleichzeitig auch die Vorfreude. Und dieses Spiel hatte nun wirklich alles: Enorme Torgefahr der Gegner, große Chancen des BVB, einen verschossenen Elfmeter und am Ende das erlösende Tor von Robert. Wow.
In den folgenden zwei Wochen war dann auch so ziemlich alles weitere dabei: Ein Stadionbesuch in Hamburg und gleichzeitig meine erste live erlebte Niederlage, aber auch das gehört ja dazu (und war trotzdem unfassbar bitter). Ein weniger, aber trotzdem schmerzhaftes Unentschieden gegen Frankfurt in Gegenwart vieler Frankfurt-Fans. Vorfreude auf die weiteren Champions League-Spiele und Telefon-Hotline-Adrenalin-Chaos. Ein neues Spektakel der Spontaneität auf der Südtribüne, als ich ungeplant Ende September nach Dortmund fuhr, um dort das Spiel gegen Mönchengladbach zu sehen. Die wohl großartigste schwarz-gelbe Familie in NRW, mit der ich mich am Tag danach in einer kleinen Stadtrundfahrt auch noch auf die historischen Wurzeln des Vereins begeben durfte. Mehr geht nicht. (Dachte ich jedenfalls, bis wir das Spiel gegen Real Madrid in Dortmund live ansehen durften.)
In diesen zwei Wochen (und seither natürlich auch) hat sich für mich einmal mehr und zeitlich verdichtet gezeigt, dass man als Fußballfan Größe zeigen können muss. Gegen den HSV, indem man deren Fanjubel zwar selbst niedergeschlagen erträgt, aber den HSV-Fanfreunden trotzdem die Hand reicht und gratuliert, weil sie es in der Vergangenheit ebenso taten. Und gegen Gladbach, weil man deren Fans (und besonders meinen armen lieben Papa, der an diesem Tag auch noch Geburtstag hatte) nicht mit Spitzen aufzieht, weil sie schon genug leiden. Fairness ist eine gute Sache. Und hier geht es nicht darum, dass man sich nicht gegenseitig auch aufziehen kann, sondern um Respekt.
Hier muss ich nun noch mal einiges ergänzen. In der Bundesliga hatten die Jungs in der Zeit, in der ich den ersten Entwurf des Beitrags schrieb, eine schlechtere Phase und die Champions League-Vorrunde lag noch fast vollständig vor uns. Krisen wurden dem Verein angedichtet, Enttäuschung seitens der Fans erwartet. Für mich völliger Quatsch. Schwächere Phasen gehören dazu und das war ja nicht mal eine von Dauer. Wer hier gleich enttäuscht ist, ist vermessen. Wer immer ausschließlich drei Punkte erwartet und quasi einen Anspruch auf Siege erhebt, den verstehe ich sowieso nicht. Ja, die Ambition ist wichtig, der Wille, zu gewinnen. Ja, ein Sieg macht so einen Samstag schöner. Aber gerade die Höhen und Tiefen machen Fußball so spannend, den Sport so faszinierend, und die Verbindung zum Team so intensiv. Es ist ein bisschen wie im Leben: Wenn immer alles nur wahnsinnig großartig liefe (und wer erwartet das schon?), wäre es auch irgendwie weniger wert und die Freude bei tollen Ereignissen weit geringer.
Dass der BVB dann die Vorrunde der Champions League so unglaublich hervorragend gemeistert hat, war natürlich trotz des großen Potentials in diesem Ausmaß nicht zu erwarten und wir auch bei jedem Spiel gegen einen dieser großen Gegner unfassbar nervös. Im Pokal lief es ebenfalls mehr als glatt und in der Liga gab es zwar teilweise ärgerliche Punktverluste, aber die Gesamtleistungen muss man einfach als beeindruckend einstufen. Zack, am Ende des Jahres war das Fazit entsprechend: Das erfolgreichste BVB-Jahr in der Geschichte des Vereins.
Als ich Vereinsmitglied wurde, lag die erste Doublesaison hinter uns, der Verlauf der neuen Saison war noch völlig unvorhersehbar. Umso schöner natürlich, welche Erfolge wir zwischenzeitlich feiern durften. Erfolg ist ja aber auch nicht das entscheidende Element, sondern die Tatsache, ein Teil der schwarz-gelben Familie zu sein.
Was bedeutet also diese Vereinsmitgliedschaft für mich? Erst einmal natürlich, dass die Frage „Welche Farbe hat dein Herz?“ klar beantwortet werden kann: Mein Herz ist schwarz-gelb. Es fühlt sich richtig an, so noch näher am Verein zu sein. Zum BVB zu stehen, ihn in wichtigen Belangen zu unterstützen und in wirklich schwierigen Zeiten (ich meine hier nicht herbeigeschriebene Krisen durch kleinere Flauten) hinter den Jungs zu stehen. Sie immer wieder leidenschaftlich nach vorn zu brüllen – ob vor dem Fernseher oder live dabei. Das mit der echten Liebe halt. Und dass vor allem auch die Fans den Verein prägen und für die emotionalsten Momente sorgen, hatte ich ja auch an anderer Stelle schon verbloggt. Durch den Fußball entstehen Freundschaften und außergewöhnliche Momente, für deren Beschreibung ein #hach gar nicht mehr ausreicht. Mit diesen Menschen zusammen ein Teil der BVB-Familie zu sein, ist ein schönes Gefühl.
(Und ja, die Vorteile wie der Mitgliedervorverkauf oder der Rabatt im Fanshop sind auch ganz schön, aber eher eine Ergänzung. Für mich geht’s um das Gefühl an sich.)