Briefe schreiben.

An Feiertagen fällt es mir immer besonders auf: Die Zeit der Briefe ist vorbei. Und das finde ich sehr, sehr schade. Sicher, ich bin ganz bestimmt auch nicht die Pionierin zum Erhalt des Briefes, ich schreibe viel zu selten welche. Aber ich möchte das ändern, ein bisschen zumindest.

Natürlich gibt es viele Situationen, in denen Anrufe und Mails das jeweilige Anliegen schneller, einfacher und besser klären. Unbestritten – aber um diese Situationen, in denen Pragmatismus am wichtigsten ist, geht es mir auch nicht. Auch nicht um nostalgische Verklärung, dass der Brief immer die beste Wahl ist. Ich bin ein großer Fan von Mails, SMS und allen anderen Formen der unmittelbaren, sofortigen Kommunikation, die keine Zeitverzögerung durch postalische Zustellung mit sich bringt. Aber es kommt eben auf die Situation an.

Beim Briefe schreiben geht es mir um die persönlichen Botschaften, manchmal um die kleinen Mitteilungen zwischendurch. Einen Gruß, ein hallo, ein liebes Wort, über das sich der Empfänger heute genauso wie morgen freut – und mit einem Brief meistens sogar etwas mehr. Oder um die großen Momente, in denen ein Gespräch nicht möglich ist oder ein Anliegen Ruhe und geordnete Gedanken erfordert.

Briefe erzählen oft so viel mehr: Sie tragen nicht umsonst die Handschrift des Absenders. Sie können Hinweise auf die Mühe geben, die in den Zeilen steckt, auf Chaos im Kopf, Eile im Kalender oder vielleicht auch auf schwungvollen Elan. Sie sind persönliche kleine Widmungen im Kapitel der täglichen Post und der Autor öffnet sich hier – ob gewollt oder nicht – immer etwas mehr als beispielsweise bei einer puristischen Mail.

Briefe können von mehr Gedanken an jemanden oder an den Inhalt des Geschriebenen zeugen, schließlich sind der Aufwand und die Kosten deutlich höher. Briefe schreiben erfordert mehr Zeit, ein Innehalten, ich verschaffe mir dabei mehr Platz im Alltag, im Kopf, in der Situation.

Es gibt einen Grund, warum in persönlichsten Momenten so oft Briefe das Kommunikationsmittel der Wahl sind. Was sind schon Liebesanrufe oder Urlaubs-SMS gegen ein paar handgeschriebene Zeilen? Und hat jemals jemand ein Liebesfax erhalten oder ist aufgrund eines Liebes-QR-Codes in Freudentränen ausgebrochen? Wer findet charmantes Gekrakel nicht ab und an ein bisschen zauberhafter als uniforme Buchstaben in einer Facebook-Nachricht? Und nein, das alles soll nicht heißen, dass diese Botschaften nicht wertvoll sind und man sich nicht drüber freut. Aber manchmal wäre ein unerwarteter Brief halt einfach noch ein bisschen toller.

Klar, in vielen Momenten ist immer noch das persönliche Gespräch die optimale Idee, aber wenn diese aus irgendeinem Grund nicht umsetzbar ist, ist der Brief am nächsten dran. Zudem: Briefe überraschen. Sie sorgen für kleine Momente des Glücks im Briefkasten zwischen all den Rechnungen.

Und weil ich das sehr schön finde, nehme ich mir mit diesem Blogpost vor, in diesem Jahr mindestens neun Mal handschriftliche Zeilen zu versenden (Postkarten erlaube ich mir für den Start jetzt einfach auch mal). Und liebe Menschen zu überraschen. So, und jetzt ihr: Wie lange ist euer letzter Brief her?