Am Meer sein.


Seit ich denken kann, war Wasser immer mein Element. Warum mich das Meer so viel mehr fasziniert als die Berge es tun, kann ich nicht sagen. Am Meer sein ist einfach wie zu Hause sein.

Sobald ich das erste Stückchen erahne, an dem das Land im Wasser versinkt und der Strand den Übergang markiert, lässt mich das lächeln. Ich liebe es, den Geruch von Salz und Algen in der Nase und den Wind in den Haaren zu haben. Nichts sehen als Weite. Und wenn am Horizont die Grenze zwischen Himmel und Meer verwischt, erscheint es mir immer so, als ob da draußen alles möglich und alle Optionen offen wären.

Am Meer zu sein ist Freiheit spüren. In die Ferne sehen und alles andere hinter sich lassen. Weiter denken, höher, Träume projizieren, Boote mit den Augen verfolgen, lächeln, schon wieder, immer noch.

Klar, diese Freiheit gibt es grundsätzlich auch an Land, aber Wasser drückt sie für mich schöner aus. Vieles liegt voraus, auf Kurs, aber doch im Wissen um Wellen und ungeahnte Tiefen. Dennoch: Das Gesamtbild ist unvergleichlich schön. Wenig zu erahnen, vieles zu erhoffen, während der Sturm an Windjacke und Wimpern zaust, rupft, uns aber doch nicht umwirft. Und wenn wir fallen, dann in den Sand. Weich, naja, zumindest verhältnismäßig. Und dort gibt es neue Muscheln zu sammeln und Wunder zu entdecken. Schließlich doch, erneut: Aufstehen, laufen, rennen, gucken, lachen. Ziele fokussieren, Gedanken verwerfen, Träume entdecken.

An diesem wunderbaren letzten Wochenende auf Rømø wurde mir, wie jedes Mal am Wasser, klar, warum ich es so mag, dort zu sein: Am Strand sein ist wie am Ziel anzukommen, ohne anzukommen. Es gibt noch viel zu erreichen, aber der erste Augenblick am Wasser ist perfekt. Und in Momenten, in denen vieles nicht so läuft wie geplant, kann das Meer zwar nicht alles wieder gut machen, aber es macht, dass man sich irgendwie gleich doch schon wieder besser fühlt. Und mit jeder kleinen Welle werden auch ein paar Sorgen mehr hinfort getragen.

Wir sollten alle öfter ans Meer fahren.

UPDATE 25.11.2013: Und wer wie ich findet, dass man vom Meer nie genug haben kann, der wird sich auch an der Meerparade von Johannes Korten erfreuen. Unbedingte Leseempfehlung!