Wie es nach dem Women’s Run weiterging…
Etwas mehr als sieben Wochen ist er nun her, der Women’s Run in Hamburg. Vor ungefähr zwei Monaten habe ich mit dem regelmäßigen Training begonnen (ja, reichlich spät, ich weiß). Was als Herausforderung begann, hat sich mittlerweile zu einer lieb gewonnenen Aktivität entwickelt, was ich nie für möglich gehalten hätte.
Eigentlich war die Teilnahme am Women’s Run in Hamburg ja nur als Beweis mir selbst gegenüber geplant, dass ich meine Laufaversion zumindest für einige Wochen besiegen kann. Schlicht, weil ich es will. Weil der Ehrgeiz die Langeweile übertrifft. Und irgendwie wollte ich auch wissen, ob es mir vielleicht nicht doch Spaß machen könnte. Ob das Laufen mich all die Jahre während der vielen vereinzelten Versuche getäuscht hat oder ich mich.
Der Ausgang der Idee war offen: Entweder, ich finishe den Lauf und bleibe danach dann doch beim Schwimmen oder aber ich mache weiter. Auch, wenn ich die Idee der Laufbegeisterung durchaus mochte – sehr hohe Chancen räumte ich ihr zugegeben nicht ein, eben weil ich es in den letzten Jahren immer nur für kurze Zeit durchgehalten hatte. Teilweise wegen Verletzungen, auch mal, weil es zu heiß/zu kalt/zu sonstwas war und auch schlicht, weil Laufen für mich immer unfassbar langweilig, aber sehr anstrengend blieb.
Der Women’s Run war dann allerdings so etwas wie der Wendepunkt: Zum ersten Mal fühlte sich ein Lauf zumindest phasenweise nach Spaß und Leichtigkeit an und die Atmosphäre war fantastisch. Mit meiner Zeit war ich mehr als nur zufrieden, ich konnte sie genau genommen kaum glauben. Ein Katalysator für meine weitere Laufmotivation, wie ich ihn mir besser nicht hätte wünschen können.
Nach der Herausforderung Women’s Run und dem Entschluss, dran zu bleiben, folgte jedoch direkt die nächste Herausforderung: Den Spaß aus dem großen Lauf, die Atmosphäre, die Energie aus dem Erlebnis mit „nach Hause“ nehmen, in die Einzelläufe ohne applaudierende Menschen am Rand und ohne offizielle Startzeiten, die mich an den Anfangspunkt meiner Laufstrecke treiben. Eine Herausforderung auch deshalb, weil ich von allen Seiten hörte, wie ernüchternd es sei, nach einem Lauf wieder allein loszuziehen und die erreichte Bestzeit vorerst nicht mehr so zu treffen. Wieder einen Schritt zurück zu machen, zumindest was das Tempo angeht. Puh.
Ich habe natürlich versucht, so viel vom Finishing-Gefühl und dem Event als solchen zu konservieren, wie es nur ging. Mittlerweile – und das hätte ich wirklich nie vermutet – habe ich das Laufen tatsächlich schätzen gelernt und es ist ein wichtiger Teil meiner Woche geworden. Es ist noch immer anstrengend, aber viel weniger furchtbar als zu Beginn. Und durch gute Tipps und glückliche Zufälle war die Zeit nach dem Lauf auch gar keine wirkliche Phase der Ernüchterung. Die besten Empfehlungen zum Meistern der Herausforderung des Dranbleibens nach der Herausforderung des ersten offiziellen Laufs teile ich natürlich gern:
1. Nicht übernehmen.
Langsam weiter machen, bei aller Motivation. Das hört sich erst einmal ganz einfach an, ist aber in Wirklichkeit gar nicht so leicht. Man weiß ja, welche Zeit im Lauf so drin war und dann ist da noch diese Menge an Energie aus dem Lauf… Beides zusammen kann schon zu leichter Übermotivation führen: zu viele Läufe, zu schnelle Läufe und ruckzuck war es das wieder mit dem Spaß. Genau das war im Übrigen auch mein Fehler während all der vergangenen Laufversuche: Zu schnell zu viel wollen. Von 0 auf 5 Läufe pro Woche ist einfach keine gute Idee. Lieber bei der Zahl der bisherigen Läufe bleiben, sich freuen, dass man dran bleibt und zum Beispiel den Schlussspurt ausdehnen oder einen Zwischensprint einlegen.
2. Abwechslung, Abwechslung, Abwechslung
Was mir bei dem „nicht übernehmen“ definitiv geholfen hat: neue Laufstrecken. Woher der Impuls in Hamburg kam, mal woanders zu laufen, weiß ich gar nicht mehr, aber es war definitiv der richtige. Und der Urlaub an der Ostsee tat dann sein Übriges für eine weitere neue Strecke. Mir hat das vor allem geholfen, weil der stetige Vergleich mit den Erfahrungswerten („gestern war ich nach 7 Minuten aber schon weiter vorn“) entfiel. Die Tatsache, dass es in den Wochen nach dem Lauf so sommerlich heiß war, war, sorgte zwar für mehr Anstrengung, nahm aber ebenfalls den Zeitaspekt aus dem Rennen: Es war bei diesen Temperaturen weder möglich noch gesundheitlich ratsam, im gleichen Tempo weiter zu machen. Von daher: gleiche Strecke, mehr Zeit, alles bestens.
3. neue Formen von Training
Eine Woche nach dem Lauf habe ich an einem Lauftreff in Kassel teilgenommen. Unfassbar, wie anstrengend das als Laufanfängerin war. Aber es war ebenfalls eine sehr willkommene Abwechslung, noch dazu mit sehr netten Mitläufern. Gut, als in Verbindung mit dem Trainer eben jenes Lauftreffs die Worte „Deutsche Meisterschaften“ und „Triathlon“ fielen, fielen mir erstmal die Kinnlade runter und viele Fragen, was ich hier eigentlich mache, in den Kopf – dennoch war es ein wirklich gutes Erlebnis. Und nach einer solchen Stunde ist man zwar fertig, aber auch recht glücklich, sowas einfach mal mitgemacht zu haben (mit Bewusstsein für die eigene Zeit, natürlich).
4. …und ein bisschen Konstanz
Was auch bei all der Abwechslung und den neuen Strecken gleich blieb: die „Erfolgsplaylist“ aus dem Run auf meinen Ohren. Für mich ist das genau die richtige Musik und eine gute Mischung. Und auf schwereren Teilstrecken hilft sie mir noch immer, mir die Bilder von den Ziellinie beim Run vor mein inneres Auge zu holen.
5. Iron Running
Feste und vor allem realistische Ziele für eine jede Woche zu haben, das war für mich sehr wichtig. Den Vorsatz, an drei Läufen pro Woche festzuhalten, habe ich vor allem zu Beginn zugegeben auch umgesetzt, weil ich nicht in meine Iron Sporting-Kasse einzahlen wollte.