Tampa Bay Rays vs. Los Angeles Angels

Der erste volle Tag in Florida begann gleich mal sportlich – also für uns eigentlich weniger, wenn man das Rumlaufen bei 35 Grad Celsius nicht per se als Fitnesseinheit werten möchte, für die Tampa Bay Rays aber umso mehr. American Baseball stand auf dem Programm und dafür machten wir uns auf den Weg nach St. Petersburg in die Tampa Bay Area.

Die Tickets konnten wir im Vorfeld online buchen, diese kann man dann entweder als Online-Ticket zum Ausdrucken oder als Original-Eintrittskarte via Will Call am Schalter des Stadions erstehen. Das Zubuchen des Parktickets erwies sich gleich mal als Fehler, zumindest für dieses Spiel: Man hätte auf den umliegenden Parkplätzen locker für 10-15 $ parken können, die Vorausbuchung kostete allerdings 20 $. Zudem kann man vor dem Schalter auch nicht halten, es heißt also: kostenfreien Parkplatz zumindest für 30 Minuten suchen, zum Schalter laufen, Tickets für Spiel und Parkplatz abholen, zurück zum Auto, auf zum gebuchten Parkplatz, Auto abstellen, ab ins Stadion. Umständlich und eine ziemliche Abweichung zu den sonst erlebten amerikanischen logistischen Meisterleistungen (Berichte folgen). Das, oder wir haben ganz doll etwas falsch verstanden. Nun ja, zurück ins Stadion, das Tropicana Field.

Selbiges ist schon von der Autobahn zu sehen und natürlich beeindruckend. Mit Betreten des Areals wuchs die Vorfreude dann noch einmal mehr. Innen gab es Erwartbares: Fanshops, überteuerte Snacks und Getränke sowie heldenhafte Bilder und Geschichtssachen der Rays. Und Unmengen von Werbung, Ü-BER-ALL. Weniger erwartbar: die vielen Senioren, die wohl die eigens angepeilte Zielgruppe dieses Events und in riesigen Gruppen angereist waren. Und uns direkt sehr freundlich Erdnüsse anboten, offenbar die Snacks der Wahl.

Ich hatte vor dem Spiel übrigens nur eine relativ grobe Übersicht über den Spielverlauf und die Regeln, allerdings durchaus ein Interesse für Baseball. (Achtung, es folgt ein Kindergrund:) Vor etwa 15 Jahren spielte ich im Ostseeurlaub jedes Jahr mit Freunden zwischen den Deichen Baseball – mit viel Spaß, mit dem gleichen Grundprinzip, aber natürlich mit viel weniger und viel weniger strikten Regeln. Grund genug, sich das dann erwachsen doch mal von den Profis anzusehen. Und ganz generell gefällt mir auch die Idee, sich mit den populären Sportarten in anderen Ländern live zu beschäftigen. Dennoch ist es als Fußballfan ja immer auch unfair: Natürlich war ich voreingenommen und ziehe schiefe Vergleiche, aber gut, für neutralen Sportartengenuss ist es wohl zu spät.

Tampa Bay Rays vs. Los Angeles AngelsDas Spiel selbst war dann Licht und Schatten, dabei fing es sehr vielversprechend an. Vor dem ersten Einsatz wurde jeder Spieler groß via Leinwand vorgestellt, inklusive Twitter-Account, der hier selbstverständlich war. Ich muss an dieser Stelle noch einen kleinen Sportverrat gestehen (und ich finde den selbst furchtbar), denn ich beurteilte die Spieler in Ermangelung anderer Kenntnisse anhand ihrer handsomeness und befand, dass ich sehr gut für die Rays sein kann. (Wie grauselig ich sowas beim Fußball finde… Bitte, vergebt mir.)

Die ersten zwei Innings des Spiels waren dann ziemlich gut und sogar dramatisch: Die Rays waren deutlich besser, aber die Angels machten doch irgendwie den Punkt. Kennt man ja vom Fußball, ist also in jedem Sport schrecklich. Sportlich ging es auch interessant weiter, für mich allerdings zu bewegungsarm. Einzelne Innings zogen sich ewig, laaanges Pitching und Batting (auch, wenn ich nach drei Innings erstaunlich gut einschätzen konnte, ob der Ball hätte geschlagen werden müssen oder nicht), wenig Bewegung außer eben von Pitcher und Batter. Puh. Aber, wie gesagt, ich bin da auch klar voreingenommen. Das Spiel dauerte knapp dreieinhalb Stunden, am Ende gewannen die Angels mit zwei Punkten. Aber eben dieses Ende wurde noch einmal richtig spannend und ein Homerun war zum Greifen nah. Passierte dann leider doch nicht, aber auf einmal war endlich mal Stimmung im Stadion. Die kam nämlich sonst nur auf Kommando auf, zum Beispiel durch die Motivations- und Stadionorgelunterbrechungen. Auch schwierig, aber das kennt man halt aus dem Fußball auch einfach anders. Aber obwohl es nicht mein zweiter Lieblingssport wird, weil ich irgendwie mehr Bewegung brauche: Es war ein tolles Erlebnis und die Einblicke in das taktische Spiel im Baseball waren sehr interessant (ja, wenn auch zu lang).

Beware of foul balls or thrown bats

Und insgesamt hat dieses Spiel fast alles geboten: kaputte Schläger, diverse Fly Balls ins Publikum (da ergaben die drastisch formulierte Sicherheitswarnung auf den Tickets und die Schilder im Stadion auf einmal viel Sinn) UND ich war während des Spiels auf der Leinwand. Zack, alles dabei. Und diverse Erkenntnisse gab es für mich auch noch: Die Catcher waren unfassbar gut und viel besser, als ich es erwartet hätte, die Batter dafür aber schlechter als ich vorher angenommen hatte (ohne großes Vorwissen, wie gesagt). Und es gehen viel mehr der rasanten Bälle (bis zu 160 km/h) ins Publikum – die eine Sex and the City-Episode ist da also doch keine Vorbildung *räusper. (Mache ich mir mit diesem Beitrag eigentlich grad jegliche Sportreputation kaputt? Beim Fußball bleibe ich vernünftig, versprochen.)

Maskottchen Tampa Bay RaysWas dann übrigens ebenfalls noch alle Erwartungen übertroffen hat, war das Nachspielerlebnis: Man durfte nämlich einfach noch den heiligen Stadionrasen betreten und Fotos machen und darauf herum rennen und sich kurz der Baseballspieler-Illusion hingeben, das war schon sehr cool. Natürlich war auch das Maskottchen präsent, mit dem allerhand Bilder gemacht werden durften. Ein Abschluss par excellence.

Und sorry, American Baseball: Gegen Fußball hattest du leider nie eine reelle Chance, aber es war fantastisch und ein wunderbarer und sporterkenntnisreicher Auftakt des USA-Aufenthalts.

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