Endlose Weiten, unendlich viele Lichter

Da bin ich nun also, mitten drin in Tokyo, der Megametropole. Der Taifun ist abgezogen, mit ihm auch Regen und Sturm. Die Sonne lächelt über Japan bei angenehmsten Temperaturen um die 20 Grad. Der Plan für diesen ziemlich klaren Tag stand dann auch schnell fest: Auf nach Shinjuku, zum Rathaus (Tokyo Metropolitan Building) – dem höchsten Rathaus der Welt.

Tokyo Metropolitan Building RathausDieses ist nicht nur ein an sich beeindruckendes Gebäude, das 243 m hoch in den Himmel ragt, sondern es bietet praktischerweise auch dank zweier Aussichtsdecks im 45. Stock eine beeindruckende Sicht auf Tokyo. Die noch dazu – im Gegensatz zu Skytree und Tokyo Tower – kostenlos ist.

Sobald man mit dem Aufzug oben angelangt ist, begreift man sofort: Man kann sich diese Stadt und ihre unfassbare Größe nicht richtig vorstellen, wenn man diesen Blick nicht gesehen hat. Beziehungsweise: diese vielen Blicke, von jeder Seite aus, in jede Richtung, in der sich immer jeweils ein unendlich erscheinendes Stadtbild erstreckt. Klar, man kennt die Daten, aber das, was einen da an Größe und Weite der Stadt erwartet, das liegt außerhalb jeder Vorstellungskraft, auch wenn man Bilder kennt. Jedes Bild, das man mit der Kamera so einfangen kann, zeigt doch nur einen kleinen Winkel dieser Endlosigkeit, die man vervielfachen muss, um Tokyo abzubilden. Es wird der Szenerie nicht gerecht. Es ist irre, was man da sieht und ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Lange nicht.

Tokyo SkylineDer Ausblick ist in jeder Hinsicht gigantisch und beeindruckend. Grandios, atemberaubend. Völlig verrückt. Was auch immer einem an Adjektiven in dieser Richtung so einfallen mag. Zu jeder Seite reichen die Stadt und mit ihr die Wolkenkratzer bis zum Horizont, riesige Gebäude sehen aus wie Miniaturbauten, die Autos auf der Straße sind winzig und man stellt sich unweigerlich vor, wie winzig man selbst von dort oben aussieht, wenn man durch diese Straßen wandelt. Und wie unmöglich, aber dafür umso aufregender und reizvoller und faszinierender das Unterfangen, so viel wie möglich von Tokyo zu entdecken, erscheint. Ganz hinten, weit im Hintergrund kann man an sehr klaren Tagen auch den Mount Fuji erkennen, auf der anderen Seite ein winzig kleines Stückchen Pazifik. Es ist der vollständige und wunderbare Wahnsinn.

Mir persönlich gefiel übrigens die Aussicht aus dem Südturm etwas besser als aus dem Nordturm: Ich fand den Blick auf den Tokyo Tower, Yoyogi Park und und und von hier aus einfach noch etwas beeindruckender, sofern das möglich war (eigentlich nicht, aber irgendwie dann doch). Die Sicht aus dem Südturm wird nur nach Norden durch eben den dortigen Nordturm eingeschränkt – im Nordturm ist an dieser Stelle allerdings ein Restaurant, das man auch nicht einfach betreten kann und im Süden entsprechend der Südturm. Zudem kam ich noch dazu in den Genuss einer kostenlosen Führung (die wird vermutlich in beiden angeboten) mit etlichen wunderbaren Infos zu all den vielen Gebäuden. Tokyo Rathaus BlickZum Beispiel zum Shinjuku Park Tower mit seinen drei Gebäudeteilen und dem allseits bekannten Park Hyatt, dem Lost in Translation-Hotel.

Und wer von überwältigender Größe noch nicht genug hat, der kann sich danach wie ich ordnungsgemäß im Bahnhof Shinjuku verlaufen. Bei der Ankunft ging es erstaunlich gut, nachmittags war ich erst einmal verloren: unzählige Bahnlinien und Fahrschein-Passiergrenzen, ein Labyrinth an Geschäften und Foodlocations. Ich habe den Ostausgang über mehr als eine halbe Stunde nicht einmal gefunden (der Westausgang führt zum Rathaus und einfach mal so quer durch diesen Riesenbahnhof ist nicht) und bin schließlich wieder zurück zu der von mir genutzten U-Bahn-Linie, um vom Gleis aus penibelst den Beschilderungen zu folgen. (Randnotiz: Ich verliere mich an Bahnhöfen eigentlich nie.)

Tokyo bei Nacht_Blick aus dem RathausNach Erkundung von Shinjukus Shoppingmeile zog es mich dann aber noch einmal zurück zum Rathaus, der Blick ließ mich gestern einfach nicht mehr los in seiner unbegreiflichen Unfassbarkeit. Grund genug, um die Gelegenheit zu nutzen und ihn mir auch nach Einbruch der Dunkelheit anzusehen: ein endloses und ebenso wunderschönes Lichtermeer. Atemberaubend.

Info: Nord-Tower geöffnet täglich von 9.30 bis 23.00 Uhr, Süd-Tower von 9.30 bis 17.30 Uhr. Eintritt kostenfrei. Erreichbar in 5 Minuten Fußweg ab Bahnhof Shinjuku (Westausgang).
Tokyos unendliche WeitenTokyo Metropolitan Building ViewTokyo bei Nacht_Tokyo Metropolitan Building