Ich war eigentlich ziemlich überzeugt, dass mich nach meiner Reise nach Japan so schnell kein asiatisches Essen außerhalb dieses Landes mehr so sehr begeistern könnte. Tja nun, weit gefehlt.
In Bondi besuchte ich in einer Mädelsrunde das Mamasan, das sich vor allem durch sein Angebot an asiatisch interpretierten Tapas auszeichnet. Eben genau wie bei der spanischen Variante bestellt man entsprechend in größerer oder auch kleinerer Runde verschiedene Gerichte, von denen dann alle probieren können.
Das Menu im Mamasan wartete nicht nur mit einem zweiseitigen Sake-Angebot inkl. Skala für die richtige Wahl (heiß/kalt, trocken/süß) auf, sondern auch mit Speisen, von denen mich zugegebenermaßen einige zunächst eher skeptisch zurück ließen. Duck Pancakes? Beides einzeln hervorragend, aber in der Kombination erschien mir das eher fragwürdig. Umso mehr ein Grund dafür, dass ihnen ein Platz auf der Bestellliste sicher war.
Und, was soll ich sagen? Sie waren her-vor-ra-gend. Gefüllt nicht nur mit Ente, sondern auch mit verschiedenem Gemüse und einer würzigen, unendlich leckeren Sauce. Und das war erst der Anfang. Außerdem wurde uns zum Beispiel das zarteste Rindfleisch überhaupt serviert – das „melt-in-mouth-yum“-Versprechen aus der Karte war definitiv kein leeres. Dazu gab es eine andere, aber mindestens ebenso fantastische Sauce und Pickles, die es irgendwie (wie auch immer das ging) noch fantastischer machten. Zusätzlich stand eine große Schale Chili Chicken vor uns, mit dieser perfekten Schärfe, die nicht alles andere überlagert. Dazu kamen noch Beef Dumplings, ein Assortiment von Pilzen, Reis, und und und.
Was allen gemeinsam war: Das überraschende und gekonnte Zusammenspiel ihrer teilweise komplett unterschiedlichen Komponenten und Aromen. Man hatte den Eindruck, diese Köche könnten problemlos alles miteinander kombinieren, es würde sowieso immer wundervoll schmecken. Das Mamasan zeigt wirklich neue Facetten asiatischer Küche und behauptet das nicht einfach nur in der Speisekarte.
Auch, wenn ich gutes Essen liebe, ist es selten, dass es mich so sehr begeistert, dass ich noch Tage später mit funkelnden Augen berichte. Das Mamasan war aber einfach einzigartig, jedes Gericht ein kleines Kunstwerk. Ich würde ja von Geschmacksexplosionen schreiben, wäre das nicht so ein inflationär genutztes Möchtegern-Foodkritikerwort, das eher abschreckt.
Eine kurze Randnotiz zur Location sollte auch noch drin sein: Ebenso wie in der Küche wurden auch hier verschiedene Materialien gekonnt zusammen kombiniert. Unsere kleine gemütliche Ecke ließ sich beispielsweise mit alten, aneinander geschraubten Schiebetüren abtrennen. Hinter uns fand sich ein Kamin, über und neben uns jede Menge fancy Deko, aber ohne überladenen Kitsch. Im Englischen gibt es das schöne Wörtchen quirky, um eben solche Locations zu beschreiben – und vielleicht passte es nie besser.
Was ich sagen will: Geht zu Mamasan, wann immer ihr in Sydney seid. Auch, oder besser gerade, wenn es nur ein kurzer Aufenthalt ist. Die Preise liegen für Sydney-Verhältnisse wohl im Durchschnitt, sind insgesamt also schon höher: Die Tapas rangieren zwischen 16 und 27 Dollar pro ‚Hauptgericht’, Tapas Starters liegen zwischen 9 und 16 Dollar. Ja, das wird schnell teurer. Aber es lohnt sich.
(Wer sich fragt, warum an dieser Stelle Bilder vom Essen fehlen: Ich war zu sehr mit Genießen beschäftigt und kam tatsächlich erst auf die Idee, ein paar Impressionen festzuhalten, als der Tisch schon wieder leer war. Ist aber möglicherweise aufgrund meines nicht so ausgereiften Food-Fotografie-Talents nicht so schlecht. ;))
(Dieser Beitrag ist eine rein private Meinungsäußerung und Empfehlung, der keinerlei Kooperation, Bezahlung, Vergünstigung oder Abstimmung mit dem Mamasan Sydney zugrunde liegt.)