Eigentlich ist es nicht clever, einen Blogbeitrag schreiben zu wollen, wenn einem so sehr die Worte fehlen wie mir für das, was hier passiert ist. Down Under hat mich auf den Kopf gestellt, in der bestmöglichen Art und Weise.
Ich bin überzeugt, dass es richtige Städte zur richtigen Zeit gibt und Sydney war für mich definitiv so eine. Um Missverständnisse zu vermeiden: Jedes Ziel dieser Reise war auf seine Art wundervoll und ich bin sehr dankbar für jeden einzelnen Moment. Aber Australien stach noch einmal heraus und überraschte mich so viel mehr, als ich es mir jemals hätte vorstellen können.
Auch, wenn ich schon immer gern und viel gereist bin, ist es doch selten, dass ich mich in Städte unmittelbar und unwiderruflich verliebe. Sydney got me head over heels. Vermutlich ist all meine Schwärmerei schon längst anstrengend, aber ich kann es nicht ändern, ich will es nicht ändern. Es ist einfach so passiert. Vom ersten Tag an und an jedem danach verliebte ich mich mehr in diese Stadt, die offenbar einfach alles haben kann: paradiesische Strände, Wolkenkratzer, Berge in der Nähe, hervorragendes Essen, wunderbare Musiker, einen unvergleichlichen Vibe, Palmen, Sand, Menschen, die so freundlich sind, dass das Wort ‚freundlich‘ einer eklatanten Untertreibung gleichkommt…
Das alles kratzt zur Beschreibung aber viel zu sehr an der Oberfläche, so allein lässt sich diese Stadt nicht fassen. Es erschien mir irgendwie unfassbar einfach, hier glücklich zu sein, zufrieden, entspannt, optimistisch, mit Unmengen Energie und voller neuem Tatendrang. In den letzten Wochen hörte ich recht häufig von Freunden und Bekannten, dass ich auch genau so gerade aussehe und wirke. Dass das vor allem auch für losere Kontakte so offensichtlich zu sein und aus jedem Bild zu sprechen schien, das erstaunte mich wohl am meisten. Und es freut mich ungemein, genau das mit zurück nach Hause zu nehmen.
Vielleicht hat man in manchen Städten mehr das Gefühl, man selbst zu sein, die Version seiner selbst, die man am meisten mag. Sydney bringt diese bei mir ohne jegliche Schwierigkeiten hervor. Mitten in all dem Trubel, der Lebhaftigkeit (die ich ja sowieso liebe), fühlt sich dennoch immer alles völlig entspannt an, Dauerlächeln inklusive.
Abgesehen vom Auslösen eines wunderbaren persönlichen state of mind kann Sydney faszinierenderweise immer wieder mit neuen Kulissen und Perspektiven überraschen. Die Stadt hat 1000 Gesichter, jedes einzelne bestechend schön. Und manchmal landet man so schnell vom einen beim anderen, dass man kurz anhalten und sich versichern muss, dass das wirklich alles so nah beieinander in eine Stadt passt. Sydney kann die Metropole mit den Wolkenkratzern im Central Business District, aber auch die kleine mediterran scheinende Küstenstadt nur wenige Schritte nebenan. Überhaupt: Die Stadt ist riesengroß und man braucht ewig, um sie mit dem Auto vollständig zu durchqueren, aber man kann fast alles, was man gemeinhin so sehen wollen würde, locker zu Fuß erlaufen. Oder man nutzt die Fähre und lässt sich in eine der vielen Buchten, die sich hobbymäßig an Wunderbarigkeit überbieten, schippern. Manchmal steht man auch direkt im Busch, wenn man sich nur wenige Meter vom Strand entfernt.
So oder so: Es ist immer besonders und es ist immer besonders schön. Wie es eine Freundin meines Airbnb-Hosts treffend zusammenfasste: There’s a view everywhere. Und wenn man eine Sonnenstadt wie Sydney auch mit verhältnismäßig viel Regen im November uneingeschränkt wunderbar finden kann, ist das doch ein hervorragendes Zeichen. Und vielleicht ist dieser realistischere, nicht nur sonnengetränkte Aufenthalt auch wertvoller, weil er das Bild, das man sich in der Zeit macht, zumindest etwas weniger verzerrt.
Natürlich fällt es mir nach wundertollsten Wochen hier nun schwer, Sydney zu verlassen. Die merkwürdige Stimmung fing vor ein paar Tagen an, als mir bewusst wurde, dass ich Bondi, Manly, The Rocks und all die anderen Orte zumindest vorerst und auf unbestimmte Zeit zum letzten Mal gesehen habe. Zack, Sehnsucht da, obwohl ich es doch auch noch war. Nichtsdestotrotz freue ich mich ohne Frage auch sehr auf Zuhause, auf die Vorweihnachtszeit, auf all das, was da kommen mag und vor allem auf all die lieben Menschen, die ich viel zu lange nicht sah. Grad in den letzten Tagen fiel mir trotz all den Wunderbarkeiten während des Reisens doch auch auf, wie viel von dem, was Zuhause grad so passiert, an einem vorbei geht, wie viel man bei all der Distanz verpasst. Das ist ein merkwürdiges Gefühl und es ist schön zu wissen, bald wieder unmittelbar dabei zu sein.
Ich verlasse Sydney also mit einem tränengetränkten und einem vor Lachen blitzenden Auge, vor allem aber mit viel Dankbarkeit für die wunderbare Zeit hier. Für die zauberhaften Momente, für die inspirierenden Menschen, die ich auf dem Weg getroffen habe, für das, was diese Stadt mit mir angestellt hat, für alles und noch viel mehr. Ich habe keine Ahnung, wie man dieses Land nicht sofort lieben kann. Und dabei habe ich ungefähr erst 0,5 Prozent gesehen. Auch, wenn der Abschied jetzt umso schwerer fällt: Ich werde wieder kommen, so viel steht fest.
(Und ich werde in nächster Zeit noch einiges an Reisebeiträgen nachholen, die es in all den vielen Erlebnissen noch nicht ins Blog geschafft haben.)