Am vergangenen Samstag endete die diesjährige Tournee des „Feuerwerk der Turnkunst“ und eigentlich wollte ich schon längst über diese spektakuläre Show gebloggt haben, komme aber doch jetzt erst dazu. Natürlich ist das einerseits ein bisschen schade, da man diese Aneinanderreihung atemberaubender Turngeschichten erst wieder im Dezember live erleben kann, andererseits ist der Ticketverkauf für diese Shows auch schon gestartet. Und bei einigen Orten kümmert man sich durchaus bestenfalls schon jetzt um die Karten, da sie sonst ruckzuck vergriffen sind.
Ich muss gestehen, ich selbst war in Turnbelangen seit jeher wahnsinnig untalentiert, fand diese sportlichen Leistungen aber schon immer enorm beeindruckend. Obwohl ich mit dem Turnsport im Alltag kaum Berührungspunkte habe, finde ich mich doch spätestens bei Olympischen Spielen immer mit großer Begeisterung vor dem Fernseher ein. Ich kann keine professionellen Wertungen vornehmen, aber ich liebe es, wenn meine Bewunderung eben solche Höhenflüge vollzieht wie einige der Turner selbst. Grund genug, um mir das Feuerwerk der Turnkunst mal live anzusehen.
Was soll ich sagen? Es war schlicht und ergreifend fantastisch, eine überragende Show. Atemberaubend und rasant schnell, dabei gleichzeitig unglaublich filigran und elegant, immer wieder unvorhersehbar. Ich hatte am nächsten Tag Nackenschmerzen vom Hals verrenken und vom ungläubigen Kopfschütteln. Da vollführten Turner in völliger Synchronität Bewegungsabläufe und Übungen, die ich in der Schnelligkeit und Exaktheit nicht einmal mit den Augen komplett nachverfolgen konnte, da wurden mit Turnern menschliche Springseile kreiert und genutzt, da passierte so viel, dass einem fast schwindlig werden konnte.
Es ist kaum möglich, eine Favoritennummer herauszupicken, zu schön und zu vielseitig war die ganze Show. Einen großen Abdruck in meiner Erinnerung hinterließ allerdings die Turnerin, die im Handstand mit mehreren Lego-artigen Bauteilen ein Gerüst aufbaute und auf diesem immer weiter nach oben wanderte, während sie immer weiter daran baute. Klingt unspektakulär? Mitnichten. Sie befand sich nicht nur die meiste Zeit im einarmigen Handstand, sondern vollführte dabei auch noch Übungen und hielt ihren Körper in Winkeln und Positionen, bei denen sich mir auch im Nachhinein nicht ansatzweise erschließt, wie das überhaupt möglich war. Die Schwerkraft schien konstant außer Kraft gesetzt, die Zeit stand still und mit ihr all meine Gedanken. Ich verharrte einfach in Begeisterung und auch beim Bloggen schleicht sich noch ein ungläubiges Lächeln in mein Gesicht. Unfassbar.
Und dennoch, es erscheint fast unfair, eine Turnerin herauszugreifen, bei einem insgesamt so beeindruckenden Abend: Da war ja auch noch die Sailor-Showeinheit oder jene, in der eine Turnerin in mehreren Metern Höhe von ihrem Partner von einem Gerüst in die Lüfte geschwungen und stets wieder gefangen wurde – sie ungesichert und er im Finale sogar mit verbundenen Augen. Unglaublich, was für ein enormes Vertrauen da neben dem Können existieren muss… Teilweise war es fast beängstigend und ich habe mich durchaus dabei erwischt, kurzfristig mal auf den Boden statt auf die Turnfläche zu sehen.
Das Feuerwerk der Turnkunst hielt all jene Versprechen, die man mit einem solchen Namen in Verbindung bringt. Eine fantastische Show, auch für Menschen, die im Normalfall dem Turnen weniger großen Enthusiasmus entgegenbringen. Es ist schlicht und einfach beeindruckend – nicht umsonst herrschte auch nach Verlassen des Saales fast ehrfürchtiges Schweigen ob dieser turnerischen Leistungen. Sofern es sich ergibt, bin ich auch 2015 gern wieder im Publikum dabei.