Reise-Blogstöckchen: Zwischen Planung und Spontaneität

Vor einigen Tagen entdeckte ich über Twitter bei der lieben @stiftblog ein schönes Blogstöckchen über das Reisen. Obwohl zugegebenermaßen mein Entwurfsordner quasi überquillt und ich noch diverse Beiträge über die Weltreise auf meiner to do-Liste stehen habe, musste ich diesen digitalen Wanderfragebogen trotzdem dazwischen schieben. Neue Beiträge über Tokyo, Sydney, das Reisen im Allgemeinen, App-Tipps und so weiter kommen aber natürlich auch schnellstmöglich. 😉

Welcher ist Dein liebster Tagtraum auf Reisen?
Tatsächlich tagträume ich auf Reisen gar nicht allzu viel, sondern versuche ganz bewusst jeden einzelnen Moment im Hier & Jetzt mitzunehmen, jede neue Idee und jede neue Begegnung in mir abzuspeichern. Das Reisen an sich ist ja schon ein bisschen wie träumen mit offenen Augen. Ich will jede Sekunde genießen und die Zeit nicht mit dem Kopf in den sprichwörtlichen Wolken vorbei ziehen lassen.
Der einzige Tagtraum fängt mich immer wieder am Strand, wenn ich mir vorstelle, wie es wäre, richtig surfen zu können. Es geht mir nicht darum, gigantische Riesenwellen zu bewältigen, sondern einfach nur die Fähigkeit zu haben, so sehr im Einklang mit dem Wasser zu sein und darin aufzugehen, wie es erfahrene Surfer augenscheinlich können. Immerhin habe ich angefangen, an der Verwirklichung dieses Traums zu arbeiten und hoffe, irgendwann zumindest ganz passabel surfen zu können.

Wo übernachtest Du auf Reisen am liebsten?
Das ist einfach: Am liebsten übernachte ich in Einzelzimmern, die ich über Airbnb miete. Auch, wenn ich den Luxus schöner Hotels bei kurzen Reisen gern mag: Dauerhaft sind sie mir meist zu anonym, Hotels verraten halt oft wenig über das Land und die Gegend. Für Hostels bin ich nicht der Typ, ich habe gern ein bisschen Raum für mich selbst. Airbnb ist die optimale Lösung: Man kann Einzelzimmer anmieten, aber bleibt nicht allein. Bisher hatte ich an jedem Ort fantastische Airbnb-Hosts (und mitunter gab es auch weitere Gäste), die mir nicht nur persönliche Tipps außerhalb des Reiseführers geben konnten, sondern auch einen ganz anderen Einblick in das alltägliche Leben am jeweiligen Ort ermöglichten. Es gibt keine standardisierten Essensbuffets (auch wenn ich die Hotel-Frühstücksbuffets liebe, zugegeben), sondern es gibt Küchen, in denen man aus fremden und bekannten Zutaten landestypische Gerichte kochen kann. Nie hatte ich in einem Hotel das Gefühl, dem „echten Leben“ an einem Ort so nahe zu kommen, wie bei Airbnb.

Dein Reisemotto?
Ich habe eigentlich kein richtiges Reisemotto. Ich vertraue auf eine Mischung zwischen grundsätzlicher Planung mit viel Platz für Spontaneität. Ich glaube daran, mit offenen Augen und offenem Herzen zu reisen, mit so vielen Menschen wie möglich am Zielort zu sprechen und über jede Option mindestens ein Mal nachzudenken. Und daran, in unvorhergesehenen Situationen Ruhe zu bewahren, weil das irgendwie dann doch ja immer alles gut geht und passt. Um es mit dem Rheinischen Grundgesetz zu sagen: „Et hätt noch emmer joot jejange.“ Was jetzt natürlich aber nicht heißt, dass ich mich kopflos in Gefahren stürzen würde.

Was würdest Du auf Reisen absolut nie tun?
Im immer gleichen Trott bleiben. Ausschließlich bei internationalen Fast Food-Ketten essen. Nicht genug Zeit für Dinge/Städte nehmen. Nichts Neues ausprobieren, sondern stets bei Bekanntem und Vertrautem bleiben. Nur stur imaginative to do-Listen abhaken und den Moment vergessen. Anderen komplett die Organisation überlassen, nur noch hinterher laufen und am Ende nicht einmal die Wege im umgebenden Viertel richtig gut kennen, weil ja immer jemand voran läuft (sich die Organisation zu teilen ist hingegen super). Fußball vergessen und nicht einmal probieren, eine Sports Bar zu finden. Das eigene Budget völlig aus den Augen verlieren.

Was würdest Du auf Reisen richtig gerne mal ausprobieren?
Oh, so vieles. Von kleineren Dingen wie von absolut jeder Chipssorte im Regal eine Tüte zu kaufen und alle durchzuprobieren bis hin zum Fallschirmspringen über Sydney. Vor allem Dinge, die mich ein gewisses Maß an Überwindung kosten, aber generell trotzdem reizen, setze ich am ehesten auf Reisen um.
Was ich auch richtig gern mal ausprobieren würde: Reisen ohne Reiseführer, ausschließlich auf Basis von live vor Ort erhaltenen Empfehlungen. Das würde quasi so ablaufen: Ich lasse mir am Flughafen einen Tipp für ein Restaurant geben, hole mir vom Kellner dort beim Essen eine Hotelempfehlung ab, erfrage vom Rezeptionspersonal deren liebstes Café und so weiter und lasse mich ausschließlich aufgrund von Tipps eine Woche lang ganz ohne Plan (Riesenüberwindung!) durch eine Stadt treiben.

Wovor ekelst Du Dich auf Reisen?
Vor ganz fies und offensichtlich unsauberen Betten, Toiletten und Badezimmern. Begegnungen mit Schlangen wären auch eine Herausforderung, mit Spinnen und anderem kleinen bis mittelgroßen krabbelnden Getier komme ich soweit klar, wenn ich weiß, dass es ungefährlich ist.

Was sollte Dir auf einer Reise unbedingt mal passieren?
Ich liebe es, auf Reisen inspirierenden Menschen zu begegnen, sowas kann gar nicht oft genug passieren. Ganz fantastisch wäre es, würde ich irgendwo unterwegs zufällig mal Meike Winnemuth begegnen, da ihr Buch „Das große Los“ der letzte Anschubser war, den ich für meine Weltreise brauchte. Ansonsten würde ich auch gern spontan mal in einem Film, der grad irgendwo gedreht wird, mitspielen oder unbewusst in einem Buch als Romanfigur auftauchen, das grad im Kopf von jemandem an dem Ort entsteht, wo ich mich befinde. Beispielsweise in einem Pariser Straßencafé. Zu verkitscht? Egal.

Welche Grundsätze wirfst Du bei Reisen über Bord?
Im Alltag habe ich eigentlich immer gut die Zeit im Blick. Auf Reisen habe ich zwar auch grobe Pläne, aber ich achte sehr viel weniger auf die Uhr. Ich bin normalerweise ziemlich ungeduldig, reisend bringen mich (unerwartete) Verzögerungen und Planänderungen aber deutlich weniger aus der Ruhe. Ich setze mir Ziele, aber ich arbeite keine to do-Liste ab, sondern lasse mich auch einfach oft treiben – und ich bin überzeugt, dass man so viele schöne Dinge überhaupt erst entdeckt, die sonst unbeachtet bleiben würden.

Wenn bei einer Kontrolle Dein Koffer geöffnet würde – für welches Stück darin würdest Du Dich echt schämen?
Tatsächlich fällt mir kein Gegenstand ein, für den ich mich wirklich schämen würde. Und nein, auch für meinen lila Jumpsuit aus der adidas-Golfkollektion schäme ich mich nicht.

Was oder wen vermisst Du auf Reisen am meisten?
Auf kurzen Reisen vermisse ich ehrlicherweise nichts, da genieße ich einfach die Zeit. Bei längeren Reisen vermisse ich natürlich meine Familie und meine Freunde und damit auch das Wissen, jederzeit erreichbar und gleich da sein zu können.
Bestimmte Nahrungsmittel fallen bei mir nicht ins Vermissen-Raster, ich vermisse eher Dinge aus dem Reiseland, wenn ich wieder zuhause bin (z.B. das Mango-Chili-Dressing von Coles in Australien oder den so leckeren Bondi Chai Tea). Wobei: In Sydney vermisste ich die niedrigen Preise deutscher Lebensmittel. Und ab und zu die Möglichkeit, ohne horrende Kosten spontan irgendwo anrufen zu können.

Wenn Du nur einen Tipp an Reisende vergeben könntest, wie würde er lauten?
Seid offen für alle Tipps und Empfehlungen von Freunden, von Bekannten und auch von Fremden. Aber vergesst das Wort „müssen“ und alle Sätze, die in die Richtung „Wenn du richtig reisen willst, dann…“ gehen. Jeder entscheidet für sich selbst, wie genau er/sie richtig reist, wie lange welcher Aufenthalt wo dauert, welche Form der Übernachtung die passende ist, was sich auszuprobieren lohnt und was nicht. Reisen breiten die große Welt der Konjunktive vor euch aus und ihr könnt euch jederzeit neu oder auch einfach umentscheiden. Macht die Reise zu eurer Reise.

Zu einem Blogstöckchen gehört ja auch das Weiterwerfen, das digital glücklicherweise deutlich einfacher ist als auf dem Sportplatz. Und deswegen katapultiere ich es mal in Richtung von Henning von We love adventures und Anja von Travel on Toast, vielleicht wird es ja gefangen… Wer es sich einfach unaufgefordert schnappen möchte, sei dazu natürlich auch herzlich eingeladen!