Shopping in Japan: Von Service, Stickern und Schuh-Balanceakten

Wer Shopping mag, wird es in Japan lieben. Und selbst für die, die der Einkauferei eigentlich nicht viel abgewinnen können, wird es zum Wohlfühlerlebnis. Ein Erlebnis, mit dem sich nicht nur mehrere Blogbeiträge, sondern vermutlich ganze Bücher füllen lassen. Ein Erlebnis, das sogar fast künstlerische Aspekte vereint, schaut man sich die filigranen, perfekten und aufwändigen Verpackungen, Schleifen, Dekorationen an, mit denen kleine Präsente verschnürt und versehen werden. Aber von vorn:

In Japan wird man in jedem Laden mit einem sehr freundlichen „Irasshaimase“ begrüßt, also willkommen geheißen. Regnet es, finden sich in jedem Laden/Restaurant etc. kleine Ständer mit langen durchsichtigen Plastikhüllen, in denen man den Schirm verstauen kann, damit der Boden des Ladens nicht stetig vollgetropft wird. (So simpel, so gut!) In den meisten Shops steht an diesen Schirmverpackungsgeräten sogar Personal, das einem binnen Millisekunden den Schirm verstaut.

Shopping_Japan_Tokyo_HarajukuDas Verkaufspersonal ist jederzeit aufmerksam, aber natürlich keineswegs aufdringlich. Es erschließt sich mir nur ansatzweise, wie es sein kann, dass man zwar völlig in Ruhe stöbert, aber sobald sich auch nur eine winzige Frage in den eigenen Gehirnwindungen zusammenbraut, kompetentes und jederzeit freundliches Personal neben sich hat, das genau diese Frage sofort beantwortet. Es scheint fast, als würden sie einem die Shoppinggedanken von den Augen ablesen – und die Wünsche sowieso, keine Frage. Man selbst kann aber auch einiges ablesen – zum Beispiel an Mitarbeiterkarten, auf denen die Sprachen, die das jeweilige Storepersonal spricht, notiert sind. Sehr praktisch!

Shopping_Japan_Harajuku_TokyoHat man dann ein oder mehrere Teile ausgewählt, die man anprobieren möchte, muss man diese nicht etwa selbst zur Anprobe befördern, sondern sie werden von einem freundlichen Mitarbeiter dorthin gebracht. Bevor man die Umkleidekabine betreten kann, wird sie ein Mal durchgewischt, ebenso nach ihrem Verlassen. Der kleine Raum zur Anprobe liegt oft etwas erhöht und ist mit einer Stufe abgetrennt – ein untrügliches Zeichen dafür, dass vor dem Betreten der Kabine die Schuhe ausgezogen werden müssen, die man dann mit der Spitze in Richtung Ausgang vor der Umkleidekabine positioniert. Wichtig: Nur mit bestrumpftem Fuß wiederum sollte man nicht den Bereich betreten, in dem die Schuhe stehen, sondern nur die höher gelegene Ankleide. Aber geschicktes Schuhe an- und ausziehen lernt man in Japan ja schon aufgrund der jeweils spezifischen Toilettenschuhe, das geht also nach ein paar Tagen quasi wie von selbst. 😉

Während man selbst sich mit der möglichst filigranen Entledigung des Schuhwerks beschäftigt, werden die anzuprobierenden Kleidungsstücke vom Personal schon einmal aufgeknöpft, damit man wirklich nur noch hinein schlüpfen muss. Ist dann doch nicht das Passende dabei, legt man es in einen Korb vor der Umkleide, der in atemberaubender Schnelligkeit geleert und dessen Inhalt sofort wieder an Ort und Stelle gebracht wird – ganz so, als habe er die eigene Umkleidekabine nie von innen gesehen.

Vollendet man das Einkaufserlebnis an der Kasse, werden die Waren nicht nur in Lichtgeschwindigkeit und wie von Zauberhand verpackt, sondern die jeweiligen Tüten auch mit kleinen Stickern zugeklebt, damit nichts in die Tasche fallen und das neue Stück beschädigen kann. Regnet es, werden die Taschen zudem in kleine Plastiküberwürfe verstaut, damit die neuen Lieblingssachen nicht feucht oder gar nass werden. Hat man ein Geschenk gekauft, wird dieses natürlich vorher noch aufwändig und filigranst verpackt.

Kurzum: Einkaufen in Japan ist traumhaft und ein völlig anderes Erlebnis als hierzulande. Shopping geht mit so viel Service einher, dass es fast schon wieder unangenehm ist. Den umfassenden Service abzulehnen, wäre aber natürlich enorm unhöflich, von daher gilt es: Zurücklehnen und genießen. Man gewöhnt sich natürlich auch recht schnell an so viel Komfort – und ruckzuck fällt es schwer, sich wieder an hiesige Shoppingerlebnisse zurück zu gewöhnen…