Hey, Hamburg.

Versuch eines Briefs an eine frühere Traumstadt. Oder: Zugnotizen von einer, die den Norden verließ.

Wo soll ich anfangen? In Gedanken habe ich diesen Text schon unzählige Male geschrieben, ganz real diverse Entwürfe begonnen und wieder verworfen, um meine Stadtgefühle zu sortieren und festzuhalten.

Zum wiederholten Male verlasse ich dich, sitze im Zug, während ich diesen Beitrag schreibe. Ich fahre nach Köln, in die Stadt, die mir nach einem halben Monat schon das Heimatgefühl geben konnte, das ich in dir verzweifelt deutlich länger suchte. Dennoch: dieser Beitrag soll keiner voller Gram werden, im Gegenteil.

Zum ersten Mal sitze ich im Zug und bin ein bisschen traurig, dich zu verlassen, obwohl ich mich gleichzeitig enorm darauf freue, in wenigen Stunden die Domspitzen hinter der Hohenzollernbrücke hervorblitzen zu sehen. Es waren wirklich sehr, sehr schöne Tage hier, die dann doch viel zu schnell vergingen. Ich habe viel gelacht, ich habe viele liebe Menschen wieder getroffen und doch nicht alle gesehen, die mir wichtig gewesen wären und natürlich mit keinem ansatzweise genug Zeit verbracht (ist das überhaupt jemals möglich?). Und dennoch: Ich merkte erneut, dass ich nicht hierher gehöre. Das lag nie an all den tollen Menschen, die mir in dir begegnet sind, es liegt einfach an uns, Hamburg. Es war richtig, zu gehen und ich habe diese Entscheidung noch keine Sekunde bereut.

Hamburg, es war immer und es ist noch immer schwierig mit uns. Du, alte Stadt meiner Träume, Metropole (zu) großer Erwartungen, Spielort lehrreicher Zeiten. Ich kann es nicht bestreiten: Wann immer ich deinen Boden betrete, umfängt mich ein merkwürdiges Gefühl. Es wird kleiner, aber es ist immer noch da – und das ist ok. Es ist das Wissen, dass Heimat für mich woanders ist, obwohl ich so lange unbedingt genau das in dir finden wollte. Ich bin nicht im Fluss, wenn ich durch deine Straßen laufe, eher habe ich das Gefühl, dass in mir ein bisschen etwas verklumpt. Ich rutsche über deine Oberfläche, aber ich raste nirgendwo ein. Wo sich in Köln ein Türchen mit Sonnenschein in mir öffnet, rufst du eher Schatten hervor, noch immer. Aber, wie geschrieben: Das ist völlig ok, denn es erinnert mich daran, wohin ich gehöre. Und das ist schön. Was noch schöner ist: Bei diesem Besuch kam noch ein zweites, sehr konstantes Gefühl hinzu: Zufriedenheit mit allem genau so, wie es jetzt ist.

Hamburg, ich bin dir dankbar für vieles. Allem voran für diese zauberhaften Lieblingsmenschen, die ich in dir gefunden habe. Die ich niemals vermissen möchte und dir mir sehr fehlen. Und bei denen ich noch immer Angst habe, dass sie meine Hamburggefühle fehlinterpretieren und auf sich beziehen. Ich kann bei jedem von ihnen verstehen, dass für sie Hamburg die schönste Stadt der Welt ist – allein, es ist nicht meine. Aber ich komme gern zu Besuch.

Hamburg, unsere Zeit war keine leichte. Aber sie war verdammt wertvoll. Oft schmerzhaft, aber lehrreich. Ich bin froh, da gewohnt zu haben, wo ich immer leben wollte, auch wenn ich feststellen musste, dass es doch nicht funktioniert. No regrets, alles andere hätte ich immer bereut. Ich trage deine Menschen immer mit mir durch NRW und freue mich ehrlich über ihr Funkeln in den Augen, wenn sie von dir schwärmen. Ich lächele beim Blick auf das Lebkuchenherz vom Dom von Kai (ok, ich lache so lauthals los, dass die Mitreisenden mich skeptisch ansehen), ich grinse beim Blick auf das Franzbrötchen vor mir, das die zauberhafte Birte mir für die Rückreise mitbrachte, ich lächele beim Betrachten des Fotostreifens mit Kirsten, des kleinen Helden von Caros Tür, der Crêpe-Bilder vom Treffen mit Nicole und und und. Ich trage euch alle mit mir nach Köln und weiß, dass das nicht verloren geht. Auch, wenn ich Hamburg verloren ging und mir der Traum von Hamburg abhanden kam.

Hamburg, es war wirklich, wirklich schön und ich hoffe, dieser Beitrag kann all das irgendwie transportieren. Danke. Und jetzt auf nach Köln, in die Stadt, die unbestritten den Schönheitswettbewerb verliert, aber mein Herz im Sturm eroberte.