Tokyo. Weltstadt. 37,5 Millionen Einwohner in der Metropolregion. Knapp 8 Millionen U-Bahn-Passagiere pro Tag im weltweit am stärksten in Anspruch genommenen Metro-System. Wer an das Verkehrsnetz, an all die bunten und zunächst wirr scheinenden Linien und die Frage nach der Orientierung in diesem riesigen Gewusel denkt, dem mögen zunächst Zweifel, Sorgen, Ratlosigkeit in den Sinn kommen. Wie soll man sich da zurechtfinden, jemals irgendwo ankommen, den richtigen U-Bahn-Ausgang und dadurch die gesuchte Straße, die gewünschte Location finden?
Keine Sorge – vielleicht ist es eine der größten Faszinationen Tokyos, wie einfach die Navigation in dieser nahezu unüberschaubar erscheinenden Metropole dann doch ist, vor allem auch ganz ohne Japanisch-Kenntnisse. Natürlich kann der Blick auf das Verkehrsnetz erst einmal leichte Atemnot auslösen: Zwei unabhängige U-Bahn-Unternehmen mit verschiedenen Linien, Bahnen von insgesamt elf privaten Bahngesellschaften, zahllose Umsteigepunkte, ineinander übergehende Streckenabschnitte von verschiedenen Eignern – und all das ohne Busse zu berücksichtigen. Dennoch: Die Navigation fällt schon nach kurzer Zeit sehr leicht, da in Tokyo alles auf ein bestmögliches Zurechtkommen ausgelegt wurde. Selbst meine Anreise unter erschwerten Bedingungen konnte hieran nichts verändern.
Aufgrund eines Taifuns fielen bei meiner Ankunft am Airport diverseste Verbindungen und damit auch meine ursprünglich geplante Route aus. Mein völlig übernächtigtes Ich fand jedoch trotz hektischer Beschreibung in Narita, wo mir diverse Optionen für meinen Weg inklusive mehrfacher Umsteigepunkten an verschiedensten Bahnhöfen, die alle erst einmal sehr ähnlich klangen, den Weg zum Airbnb-Appartement. Damit war der aufregendste Teil der Navigation im öffentlichen Nahverkehr auch bereits geschafft – und auch dieser war kein wirkliches Problem, denn die Japaner sind genau so enorm hilfsbereit, freundlich und geduldig, wie immer gesagt wird.
Innerhalb von Tokyo gibt es natürlich verschiedene Optionen, um durch diese riesige Stadt zu fahren. Eine der bekanntesten Linien ist die JR Yamanote Line, die im Kreis fährt und die verschiedenen Zentren der Mega-Metropole verbindet (z.B. Ikebukuro, Shinjuku oder Shibuya). Ich persönlich habe ehrlicherweise die Yamanote Line nie genutzt und fast ausschließlich über die U-Bahn-Linien die Stadt erkundet. Diese halten jedoch natürlich ebenfalls an den großen Bahnhöfen, wodurch ein Umsteigen mehr als einfach ist. Wegweiser und Beschreibungen in kurzen Abständen vereinfachen das ganze Unterfangen zusätzlich.
Auch innerhalb des U-Bahn-Netzes ist die Orientierung enorm einfach, denn Tokyo hat hier ein simples System umgesetzt: Jede Linie hat eine eigene Farbe und einen Buchstaben (z.B. G für Ginza-Linie, diese ist gelb). Dadurch lässt sich ihr Verlauf problemlos im Streckengewirr nachvollziehen, auch inklusive aller möglichen Umsteigepunkte. Jede Haltestelle wiederum hat eine eigene Nummer zur schnellen Zuordnung – und natürlich auch einen Namen, der zusätzlich ebenfalls in englischer Umschrift angegeben ist. Einige Metro-Stationen haben speziell markierte Bereiche, die anzeigen, wo die Waggons halten, zu denen während der Rush Hour nur Frauen Zutritt haben – die Bilder vom Gedränge in diesen Zeiten kennt wohl jeder, ebenso wie die Bilder von „U-Bahn-Schiebern“ und die Geschichten von jenen Menschen, die diese Situation ungeziemt ausnutzen.
Da die Linien der U-Bahn von zwei verschiedenen Betreibern unterhalten werden, darf man hier je nach Ticket nicht einfach alle Verbindungen nutzen. Ich persönlich habe fast ausschließlich die neun Linien der Tokyo Metro genutzt und kam mit Ausnahme des Ziels Tokyo Tower (die japanische Version des Eiffelturms) auch immer überall optimal an.
Insgesamt empfiehlt es sich, zumindest grobe Tagesplanungen vorzunehmen, um schon im Voraus zu sehen, welches Ticket es sich zu kaufen lohnt. Es gibt Tageskarten für die Tokyo Metro sowie für die Toei-U-Bahn (die Linien der zweiten Betreibergesellschaft) ebenso wie kombinierte Tickets und natürlich auch Karten für die Zuglinien, beispielsweise die JR Lines. Die Tageskarte für die U-Bahnen der Tokyo Metro kostet günstige 710 ¥, umgerechnet also etwa 5,40€, die Tageskarte für die Toei-Linien 700 ¥ und das kombinierte Ticket (ohne JR Lines) 1000 ¥. Das Tokyo Tour Ticket erlaubt zwar die Nutzung aller U-Bahnen, JR Lines und Busse, lohnt sich mit einem Tagespreis von 1590 ¥ allerdings eigentlich nie. Tageskarten lassen sich an den U-Bahn-Stationen am Automaten erstehen und müssen an jeder Bahnstation (sowohl beim Betreten als auch beim Verlassen) gescannt werden.
Alternativ zu den Tagestickets gibt es auch die Suica-/Pasmo-Cards, die mit Guthaben aufgeladen werden können und ebenfalls an Start- und Enthaltestelle gescannt werden. Hier berechnet sich der Routenpreis automatisch. Generell werden die Suica-/Pasmo-Cards gern empfohlen, in Tokyo überwiegt ihre Nutzung deutlich. Da ich viel, lange und durchaus auch kreuz und quer in Tokyo unterwegs war, haben sich die Guthabenkarten für mich allerdings nicht gelohnt, da die Tagestickets der Metro die günstigere Alternative waren. Aber das kann und muss ja im Zweifel jeder selbst anhand der eigenen Route kalkulieren und entscheiden. 😉 Einfach sind jedenfalls alle Optionen.
Eine kleine Randnotiz: Ein Zusatzticket musste ich lediglich ein einziges Mal für den Weg nach Odaiba, eine künstlich angelegte Insel mit Strand in der Bucht von Tokyo, lösen: Hierhin fahren nicht die regulären Bahnen, sondern nur die vollautomatische Yurikamome-Linie (auch irgendwie schon ein Erlebnis an sich, wie sie sich fahrerlos über die riesige Rainbow-Brücke zieht). Fun Fact hierbei: Versehentlich löste ich ein falsches Ticket, das ich jedoch nicht wie hierzulande schulterzuckend behalten musste, sondern einfach wieder in den Automaten zurückgeben konnte, um mit dem gutgeschriebenen Geld den korrekten Fahrschein zu kaufen. Sehr gutes System!
Nachdem die Navigation nun innerhalb der U-Bahnen so leicht fällt, wartet die Herausforderung oft erst bei der Ankunftsstation. Der Bahnhof von Shibuya beispielsweise ist ein eigenes kleines Labyrinth mit unzähligen Shops, Seitensträngen und Querverbindungen. Ich habe Verkaufsstände entdeckt, die ich anschließend nie mehr wieder fand. Wann immer ihr etwas entdeckt, ist mein Tipp: Kauft es gleich! 😉
Hat man sich aus den labyrinthartigen Gängen der großen und kleinen Bahnhöfe befreit, kommen einem draußen allerorts auch diverse niedliche Community-Busse unter, beispielsweise in Gestalt von Hachiko, dem in Shibuya am Bahnhof auch ein eigenes Denkmal gewidmet ist (deutlich kleiner, als man so annehmen würde, allerdings). In Asakusa gibt es eigene Stationen für einen Panda-Bus, der kostenlos eine kleine Sightseeing-Tour absolviert. Diese konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen (Hallo? Ein Pandabus!). Zum allgemeinen Zweck der Navigation allerdings habe ich auf Busse weitläufig verzichtet, für ihre Nutzung aber auch wenig Notwendigkeit gesehen. Ich persönlich finde es immer faszinierend, eine Stadt so weitläufig es geht zu Fuß zu erkunden. Um hierbei nicht die Orientierung zu verlieren – und das ist wirklich deutlich schwieriger als im U-Bahn-Netz – kann ich euch die City Maps2Go Pro App übrigens nur wärmstens ans digitale Herz legen!
Ihr habt weitere Fragen zum Nahverkehr in Tokyo? Dann los, hinterlasst einen Kommentar. 🙂