Still happy. 5 Jahre Köln.

5 JAHRE. Vor fünf Jahren setzte ich meinen Fuß in diese Stadt und mein erster Facebook-Post war die treffende Prognose: Gekommen, um zu bleiben. Mit vorsichtiger Freude, belohnt in allem. Und Köln, du warst die richtige Entscheidung, aber sowas von.

Es ist schwer, Köln für die Menschen zu beschreiben, die noch nie hier waren. Köln mag hässlich sein, aber ehrlich. Keine glattgebügelte und glänzende Schönheit, aber herzlich. Kölns Charme ist das Innere, denn für das Äußere gilt: Et es wie et es. Köln ist schnell beim Du und nie beim Sie. Köln ist es egal, was die anderen Städte denken, denn Köln, du magst dich und das ist eine gute Lektion.

Vielleicht kann man Köln am ehesten über diese typisch kölschen Momente beschreiben: Wenn der charmant-grummelige Büdchenbesitzer dir doch noch mal eben aufmacht, obwohl er eigentlich seit 10 Minuten geschlossen hat. Wenn der Kellner dir einfach den nächsten Drink bringt, weil er sieht, dass du mitten in einem zu guten Gespräch bist. Oder dich erwischt, während du wartend ein Selfie machst, dich dafür (berechtigt) aufzieht und am Ende doch ein nettes Kompliment folgen lässt. Wenn du mit Fremden in der Bahn einfach fünf Minuten freundlich plauderst und am Ende alle mit einem Lächeln entschwinden. Wenn die KVB selbstironisch auffordert, die Wartezeit mit nem Kölsch zu überbrücken. Wenn es nie bei einem Kölsch bleibt, sondern immer mehr wird. Deutlich mehr. Und das aber schon irgendwie alles ganz richtig ist.

Köln hat seine eigenen Gesetze und das kölsche Grundgesetz hat mir mehr Gelassenheit beigebracht, als ich jemals vorher hatte – ja, auch wenn ich immer noch fernab von ruhig und gelassen bin. Aber die Stadt ist in der Tat manchmal der beste Ratgeber, um alles etwas entspannter zu sehen oder sich einfach mal etwas weniger Gedanken zu machen. Vielleicht war es einfach nur konsequent, dass Köln meine nächste Station nach Sydney wurde, denn bisher kam mir keine deutsche Stadt unter, die näher am optimistisch-gelassenen australischen „She’ll be right, mate“ dran war.

Und ja, manchmal nerven die vielleicht auch daraus resultierende kölsche Verpeiltheit und das Geklüngel, die ewige KVB-Verspätung und die kaputten Radwege. Natürlich ist es absurd, dass die Philharmonie so hanebüchen gebaut wurde, dass abends niemand über den Platz darüber laufen darf, um die Akustik nicht zu stören. Aber irgendwie hat es auch so einen völlig durchgedrehten Chaos-Charme, der einen dann doch wieder zum Lachen bringt.

Überhaupt, Chaos-Charme ist ein gutes Wort für Köln. Und auch für den Kölner Karneval, seines Zeichens institutionalisierter Ausnahmezustand. Ich muss ihn nicht lieben oder selbst feiern, um großartig zu finden, wie sehr er zelebriert wird. Auch die Kölner, die währenddessen die Stadt verlassen, würden gefühlt immer dafür kämpfen, dass der Karneval erhalten bleibt. Und vermutlich schaut der Eine oder Andere manchmal doch auch etwas sehnsüchtig und wehmütig in die Schaltzentrale des Wahnsinns, wenn eine Welle des Schunkelns und der kölschen Lieder die Stadt überrollt. Zumindest geht es mir so, denn auch das ist einfach Köln. Und allein beim Schreiben dieser Zeilen kriege ich das konstante Grinsen nicht aus dem Gesicht. Will ich auch gar nicht.

Hach, Köln. Du hast mir einfach so ein Zuhause-Gefühl hingeworfen, als ich noch gar nicht wusste, wie sich das anfühlen muss und ob man das so schnell haben kann. Dein kölsches Gefühl war da ab Tag 1 und bleibt bis heute. Selbst wenn ich verreise, bleibt ein Teil von mir hier und ich freu mich immer auf die Rückkehr zu dir. Du bist mein Happy Place. Danke für die letzten 5 Jahre, du gute Stadt.

2 Gedanken zu „Still happy. 5 Jahre Köln.

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