2021: Hell Weeks, wilde Wochen und am Ende Zuversicht

Obwohl die Erwartungen nach 2020 schon nicht allzu hoch waren, schaffte 2021 es vor allem im ersten Halbjahr trotzdem, noch mal deutlich underzuperformen. Ewiger Lockdown, langes Bangen um eine familiäre Entwicklung, nahende Verzweiflung beim 500. Spaziergang und ein Sommer, der sprichwörtlich ins Wasser fiel: Schön war es nicht. Woher auch immer ich in der zweiten Hälfte die Zuversicht nahm, dass es besser werden würde – ich weiß es nicht. Aber es half, es wurde besser. Deutlich.
Insgesamt war 2021 auch (schon wieder!) eine Fahrt auf der Emotions-Wildwasserbahn, mit ruckelnden und kopfschmerzenden Rückwärtsbewegungen und intensiven Beschleunigungen. Von ermüdend bis energetisierend war alles dabei.

Die erstaunlichste Erkenntnis:
2021 war ein Jahr mit viel Glück, das sich gleichzeitig nicht nach einem glücklichen Jahr anfühlt. Bäm, erste Realisation durch den Blick in den Rückspiegel. Familie und enge Freunde blieben von Corona verschont, ein großes Projekt kam trotz tausender Unwägbarkeiten doch noch zu einem erfolgreichen Abschluss und ich startete im Spätsommer in einen tollen neuen Job mit spannenden Projekten, in dem Wertschätzung mehr als eine Phrase ist, die man für LinkedIn-Posts nutzt (und hatte bzw. habe wie in allen letzten Stationen das Glück eines tollen Teams). Das ist sehr viel, für das ich sehr dankbar bin.
Und trotzdem wurde dieses Glück oft überlagert beziehungsweise bildete sich erst zum Jahresende wirklich heraus. Der Start war, in Anlehnung an die neue Freeletics-Routine, eine Folge mentaler Hell Weeks ohne Pausen oder Pardon. Der ewige Lockdown zu Beginn, der fehlende Ausgleich in der Pandemie, zu wenig nicht-digitale Zeit mit Freunden und eine Impfdynamik wie im Königreich der Faultiere zerrten zusätzlich an den Nerven. Auf verschiedenen Ebenen wurde alles erstmal noch deutlich schlimmer, bevor irgendetwas besser wurde. Aber: Es wurde besser.

Die schönsten Momente:
Ohne Frage zählt das Wiedersehen mit der Patagonien-Crew in Mittenwald dazu: Endlich wieder Menschen (dazu mit die besten überhaupt!) zu sehen war an sich schon großartig, dazu ein sensationelles Essen im lokalen Marktrestaurant – perfekt! Von den Umgebungsfaktoren her nicht ganz so perfekt war unsere Wanderung am nächsten Tag, aber mit diesen Menschen läuft man halt auch stundenlang in strömendem Regen (und besiegt den Krottenkopf im zweiten Anlauf – ha!).

Obwohl 2021 mit dem geringsten Bewegungsradius der letzten Jahre aufwartete, waren die wenigen Reisen alle Highlights: Von Wilhelmshaven erwartete ich im Dezember nichts außer Ruhe und ab und an ein bisschen Meer und wurde überrascht von schönen Momenten, tollen Aussichten und so netten Menschen, dass es fast unheimlich war. Was auch immer das auslöst: Ich würde es gern abfüllen und überall verteilen.
Und last, but not least: Im April loggte ich beim Laufen 5 km in unter 25 Minuten – Wahnsinn! Auch, wenn es kein offizieller Lauf war: Ich hatte einen.

Die spontanste Aktion:
Früher machte ich so etwas öfter (siehe: Mein erster Besuch auf der Dortmunder Südtribüne), aber es klappt immer noch: Nachdem ich es mit einer Freundin nicht hinbekam, dass wir uns an einem normalen Sonntag in Köln zusammenkoordinieren, erwähnte sie via WhatsApp, dass sie in der nächsten Woche Urlaub habe, aber eigentlich gern wegfahren würde. Da meine eigene Meer-Sehnsucht auch so groß wie die verfügbaren Zimmer knapp waren, hatte ich am Vortag ein letztes Mal hoffnungslos Booking aktualisiert – und maximal kurzfristig ein vermutlich storniertes Zimmer gesichert. Ich fragte sie, ob sie einfach mitkommen wolle und innerhalb von weniger als 16h waren wir auf dem Weg an die See. Fünf Tage in Kappeln und Maasholm (mit Currywurst mit Currycreme!) und bester Begleitung! <3

Gute neue Gewohnheiten:
Das Jahr startete laufintensiv und schon in den ersten fünf Monaten machte ich die 500 km voll. Um den Fokus mehr auf Kraft zu shiften, startete ich im August drei Mal wöchentlich mit Freeletics und zog trotz aller miauenden Muskelkater durch. Wie sich beides vereinen lässt, daran arbeite ich noch, aber Sport wieder mehr Platz einzuräumen, war eine sehr gute Entscheidung.
Insgesamt schaffte ich es, öfter netter zu mir selbst zu sein – vielleicht, weil die Welt so oft nicht nett war. Ich nahm mir mehr Zeit für mich, sagte häufiger Nein (still working on that, though) und traf vor allem die essentielle Entscheidung, mir nicht jeden Mist zu geben. Definitiv der richtige Weg.

Das wichtigste Learning:
Hör auf dein Bauchgefühl! Ich bin ein Kopfmensch und kann mir auf dem Papier gute Entscheidungen auch bestens mit rationalen Argumenten stärken. Diese Seite mag 90% ausmachen, aber sie ist nicht alles: Wenn ich bei wichtigen Entscheidungen das Bauchgefühl außer Acht ließ, ärgerte ich mich in der Vergangenheit meist am Ende genau darüber. So traf ich 2021 eine wichtige Entscheidung erst, als beide sich einig waren. Es war nicht leicht, es bedeutete, jemanden, den ich sehr schätze, enttäuschen zu müssen, und es schmerzte, aber es war für mich die richtige Entscheidung.

Die beste Nachricht:
Wir haben gerade den Sekt aufgemacht.

A first:
Schnee im August. Ja, in Deutschland. Der Sommer war nicht nur abwesend, er leugnete seine Identität: Bei der Wanderung mit der Patagonia-Crew auf den Krottenkopf betrug die Sichtweite am Ende vielleicht 15 Meter, Schneegestöber all around. Sommer 2021, ich war dabei!

A last:
Anfang Februar fand pandemiebedingt mein erster „Remote-Abschied“ von einem Job statt – eine merkwürdige Art des Goodbyes, auch wenn mein Team es mir so schön wie möglich machte. Da sich die Hoffnung auf ein mögliches Get together im Frühjahr weniger realisieren ließ, war es umso schöner, alle im Herbst noch mal zu sehen.

Die besten Bücher:
Schwiiiierig, denn von den 21 gelesenen Büchern mochte ich die allermeisten. Besonders beeindruckt haben mich die Texte von Nina Kunz in „Ich denk, ich denk zu viel“, weil sie viele mir sehr präsente Gedanken und Zweifel einfängt und in Worte packt. Ich bekam fast Muskelkater vom Nicken.
Auch wenn die Handlung in „The Midnight Library“ von Matt Haig vorhersehbar war (Protagonistin Nora nimmt sich das Leben, landet aber statt im Jenseits in der Mitternachtsbibliothek und kann alle Leben ausprobieren, die ihr möglich gewesen wären), war es für mich ein Wohlfühl-Buch, das die eigenen Perspektiven angenehm kalibriert.
„Die Hölle war der Preis“ von H. Lind über eine misslungene Republikflucht aus der DDR mit anschließender Gefängniszeit auf Basis einer wahren Geschichte hat mich fertig gemacht, gerade als jemand, der vor dem Mauerfall in Ostdeutschland geboren ist. Dieses Buch war prägend, es war schauerlich und dennoch nur zu empfehlen.
Und last, but not least, auch noch etwas für den professionellen Kontext: „It doesn’t have to be crazy at work“ von Fried und Heinemeier Hansson. Unterhaltsam geschriebene und spannende Impulse für mehr Fokus und ruhigere Arbeitskultur. Definitiv eine Empfehlung!

Die 3 Songs des Jahres:
Good for you – Olivia Rodrigo
War für mich einfach der Gute-Laune-Song schlechthin und trug mich durch den Sommer und Richtung Ostsee.
The Greatest Mistakes – Birds of Tokyo
“It doesn’t always go to plan / but I played whatever hand / that I had thrown in my face.“ Yeah, I could relate. Aber, wie der Song auch so schön sagt, “sometimes we learn from the pain“ und Unwägbarkeiten, Fehler und nicht ganz so einfache Zeiten machen uns mehr zu der Person, die wir sind, als es glückliche könnten.
Run Run Run – Celeste Buckingham
Könnte der Titelsong 2021 sein, denn Rennen war ein bestimmendes Thema – sowohl im faktisch-sportlichen als auch im übertragenen Sinn. Aber: Die 2021er-Ziellinie ist erreicht und überquert, das regenerative isotonische Getränk runtergekippt und auch, wenn es ein ordentliches Programm war: Am Ende war vieles sehr gut. (2022 darf trotzdem etwas weniger herausfordernd werden, ja? Bitte danke.)

2020 war anstrengend.

Wenn 2020 ein Motto gehabt hätte, wäre es wohl dieses gewesen: „Ist wie ne Tür. Musste durch.“ Zu den Tiefen und Momenten außerhalb jeder Komfortzone muss ich vermutlich kaum jemandem etwas erzählen – ich mache es in diesem Blogbeitrag trotzdem noch. 😉 Aber: Ich ergänze auch um ein paar Highlights, versprochen! Los geht’s:

Mud Cake gegen Australien-Vermissung

JANUAR
Im Januar schneite ein Mobilität, Freiheit und mehr Zeit ermöglichendes Flöckchen in die heimische Garage, auch wenn ansonsten vom Winter wenig zu sehen war. In Erinnerung an den australischen Sommer (und durch ein doch nicht wie geplant in München verbrachtes Wochenende) buk ich aus schier unendlicher Vermissung und Traurigkeit einen Mud Cake. Ja, ICH buk – eigentlich hätte ich da schon ahnen müssen, dass mit diesem Jahr etwas nicht stimmen konnte…
Deutlich näher dran an meinem normalen Ich war hingegen ein großartiger Sushi-Abend, der mit Gin im Hallmackenreuther endete – und sich ob des weiteren Jahresverlaufs gerade so viel weiter weg anfühlt, als es normalerweise bei 12 Monaten der Fall wäre…

FEBRUAR
Im Februar machte ich vor allem Februardinge: Lesen, Serien gucken, eine Erkältung auskurieren. Auf der Netflix-Gesehen-Liste standen neben Narcos, Miss Americana und When they see us auch The Circle und Love is blind. Eigentlich mache ich einen groooßen Bogen um Reality-Shows, diese beiden fingen mich aber ein, da sie nicht nur bloßstellten und Fremdschämen provozierten. Die Teilnehmer waren menschlich und (meist) sympathisch, die Formate eher soziologische und sozialempirische Fallstudien (und ja, vielleicht rede ich mir das schön – aber es gibt schon einen Unterschied ;)).

Kaiserwetter und die letzten Tage „old normal“

MÄRZ
Als Mensch, in dessen Kopf permanent To-do-Listen wie lustige Karusselle rotieren, ist es für mich eher untypisch, im März den Jahresurlaub noch nicht vollständig verplant zu haben. Tja, 2020 wohl ein Glücksfall… Ich verschob die Urlaubsplanung auf „nach dem Skiurlaub“, und damit fuhr dieser Task direkt ins Archiv. Jener begann gerade noch im „old normal“: Die ersten Corona-Fälle in Deutschland waren zwar verzeichnet, doch welche Auswirkungen und Dynamik das Geschehen haben würden, das war noch gar nicht wirklich klar. Wir hörten im Verlauf auch aus Ischgl, doch ohne Affinität zu Après-Ski schien die Gefahr zunächst recht fern. Doch dann ging alles ganz schnell: Der Freitag, der 13. machte seinem Namen alle Ehre und alles anders. Mit Rückkehr nach Hause ging die Wohnungstür zu, Quarantäne und Home Office dagegen an. Im Nachhinein ist es fast lustig, dass der geplante Elternbesuch erstmal auf Ostern verschoben wurde – little did we know… Was folgte, waren für den März und das gesamte Frühjahr unendlich viele Corona-News, unendlich viele Stunden an Rechner und Smartphone, unendlich viel Zeit zwischen Hoffen und Bangen, Verarbeiten und Eruieren…

Balkon Life

APRIL
Im Rückblick überhaupt nicht überraschend wurde auch Ostern gecancelt, ebenso wie der eigentlich geplante Konferenzbesuch beim Digital Summit. Statt Jet Lag in Seattle wartete die Aufarbeitung des Time Lags auf dem heimischen Balkon, der nach drei Jahren endlich mal so gestaltet wurde, dass man dort auch Zeit verbringen mochte. Die Kölner Sonne erkannte dies amtlich an und stempelte einen überaus freundlichen Frühling ins Wettertagebuch. Durch den anhaltenden Corona-Shutdown fand sich nicht nur sehr viel Zeit zum Laufen, im Haus fand sich auch unsere eigene kleine Corona-Garten-Community – so lernt man auch endlich mal die Nachbarn kennen (und umso mehr zu schätzen <3!).

MAI
Die großen Trends des Jahres ließen auch mich nicht kalt, also ging ich nicht nur mehr spazieren als jemals zuvor, sondern kaufte mir im Mai auch ein Fahrrad. So konnte ich nicht nur den öffentlichen Nahverkehr fast völlig vermeiden, sondern mir auch mehr Bewegung als notwendiges Gegenmittel zu frequenten Kuchenkäufen und endlich wieder möglichen Outdoor-Besuchen im Lieblingscafé verschreiben. Da das weitere Umfeld aufgrund des limitierten Corona-Aktivitätsradius so fern lag, entdeckte ich das naheliegende: Nach sechs Jahren Köln radelte ich endlich mal zum Schloss Brühl, durchwanderte den Kottenforst, entdeckte nebenbei einen neuen Favoriten mit dem Wirtshaus Josef und freute mich auf dem Rückweg regelmäßig über schönste Sonnenuntergänge mit Domblick.
Neben der startenden Global Challenge wartete im Job eine weitere Herausforderung: Mein erstes fast rein digitales Onboarding eines neuen Team Members. Um das fehlende klassische Kennenlernen inkl. Small Talk und Büro-Unterhaltungen auszugleichen, erfand ich eine wöchentliche digitale Fragerunde. Von „Was war das letzte Buch, das du gelesen hast?“ über „Wie sieht ein perfekter Tag für dich aus?“ bis zu „Was wäre deine Superkraft?“ diskutierten wir quasi alles. Was mich sehr happy machte: Nicht nur das Team mochte Idee und Durchführung, sondern mittlerweile haben andere die Idee aufgegriffen. (Bin ich jetzt Leadership-Influencer? ;))
Einen weniger schönen Einfluss nahmen hingegen DFL-Debatten auf meine Fußball-Begeisterung. In einer globalen Pandemie teils so absurd auf der Notwendigkeit stattfindender BuLi-Spiele zu beharren, während jeder kleine Verein aussetzt, nahm mir tatsächlich viel Leidenschaft für den Lieblingssport. Dass Spiele inkl. Reisen auch im Winter noch stattfinden und wertvolle Testkapazitäten binden, hat die Situation nicht verbessert.

Ach, Kölle… <3
Wanderung in Wallonien

JUNI
Der Juni begann mit Hoffnung – unter anderem auf einen vielleicht doch möglichen Geburtstag im ganz kleinen Familienkreis. Der traditionelle Romtrip fiel zwar wie erwartet aus, dafür verbrachte ich einen wunderschönen Tag in der nordhessischen Heimat inkl. Start auf der Lieblingslaufstrecke. Neben dem absolut und unwiderruflich schönsten Geburtstagsgeschenk ever (da kann nichts mehr drüber, ich bin sicher), wartete der Juni zudem mit vier sehr entspannten Tagen in einem winzigen Ort in Belgien auf. Plan dafür: Schlafen, essen, lesen, schwimmen, wandern, mehr und sehr gut essen, repeat. Und auch, wenn Belgien aktuell ebenfalls weiter weg zu sein scheint als jemals zuvor: Das wird wiederholt, wann immer es auch möglich ist!

JULI
Sonst ist der Juli ja einer meiner Favoriten-Monate, 2020 war er ein schier unendlicher Ritt auf einer rasierklingenscharfen Gefühls-Achterbahn. Von Euphorie bis Erschöpfung, von Ruhe bis Sturm, von guten Menschen bis zu menschlicher Fehleinschätzung, es war alles mit dabei. Von Klarheit zu Ratlosigkeit brauchte es manchmal nur Minuten. Da Katzen bekanntlich immer helfen und mit Oxytocin Glückshormone ausschütten, sittete ich die Nachbarskatze – um mich dabei auszuschließen und einen Nachmittag ungeplant außerhalb meiner Wohnung zu verbringen. Während die Katze erst schlief und dann nach draußen zum Jagen ging, klar. Keine weiteren Fragen – wobei, zur Steuererklärung, die zurück in der Wohnung auf mich wartete, hatte ich einige (aber schaffte es immerhin dann doch, diese zu beenden). Was hingegen im Juli definitiv zu den Highlights zählte: Fantastische, wertschätzende und berührende Feedbacks, das Wiedersehen mit einer Schulfreundin am Rhein nach Jahren und ein großartiger Grillabend.

Sehr viel Liebe für Südtirol
oder: Wandern gegen den 2020er-Wahnsinn

AUGUST
Im August warteten gleich zwei Reisen auf mich – was in den letzten Jahren nicht ungewöhnlich gewesen wäre, war 2020 völlig untypisch. Für einen Workshop begab ich mich für zwei Tage nach Berlin und tauchte in völlig andere spannende Themen ein, was sehr viel Spaß machte – auch, wenn die Abendplanung coronabedingt anders (bzw. ganz) ausfiel, aber in Form sehr guter Telefongespräche etwas nachgeholt wurde.
Ende August freute ich mich unendlich auf die vor Corona geplante und tatsächlich stattfindende Wander- und Kletterwoche in Südtiroler Abgeschiedenheit. Da im Urlaub zu entspannen ja völlig überbewertet ist, startete Tag 1 mit Adrenalin frei Haus: Für mich als Noch-immer-Kletter-Newbie stand eine Tour mit Seil- und Hängebrücken an, bei denen ich nicht erwartete, den Gipfel tatsächlich zu sehen. Aber man wächst ja mit seinen Aufgaben… Und manchmal wächst halt auch die Selbstüberschätzung – z.B. wenn man am Folgetag denkt „Ach, von der Edelrauthütte bis zur Napfspitze, das passt schon in 40 Minuten“ und der Berg einem nonchalant mal die Grenzen der Schnellkondition in der Höhe zeigt. Allerdings hatte er die Rechnung ohne mein Ehrgeiztier gemacht, das dann doch erschöpft den Gipfel erklomm (und nach 20 Minuten für den Rückweg wieder verließ). Da es immer noch 2020 war, konnte natürlich auch der Urlaub nicht einfach nur nett sein, sondern stellte eine kleine Gegenrechnung in Form von Nerverei. In diesem Fall war’s ein Haftpflichtfall (aber zumindest lernte ich den Service meiner Versicherung zu schätzen…).

September-Mood

SEPTEMBER
Da der August wohl zu viele Highlights hatte, schoss der September schnell und offensiv an Lowlights nach. Eine Nierenbeckenentzündung verfrachtete mich ins Bett und meine Freude an Tee und Wärme auf einen absoluten Tiefpunkt. Kaum war diese auskuriert, stand eine Woche mit Katze an, die – im Gegensatz zum vorbildlichen kleinen Panther – mal so richtig die Krallen zeigte. Es war der bloße Wunsch nach Ruhe, während 2020 sich wohl dachte „Guck mal, das habe ich noch ganz unten im Keller der unschönen Unwägbarkeiten gefunden!“. Tja, Knaller – aber leider eher so einer, der in der Hosentasche hochgeht. 🙁

Cheers to the holidays!

OKTOBER
Anfang Oktober hatte ich noch die Chance, meine älteste Freundin zu besuchen (natürlich coronakonform mit laaangem Spaziergang) und nach zigfachem Hin- und Herüberlegen und -schieben standen ein paar weitere Tage Urlaub an. In Neuss. Wer hätte 2019 gedacht, dass das eine der Destinationen 2020 werden würde? Aber da dieses Jahr ja sowieso im Zeichen der Merkwürdigkeiten und der Entdeckung des Umlandes stand, wohl durchaus folgerichtig und auch empfehlenswert. Schönes Hotel, ein Zimmer wie eine eigene Berghütte, Kamin, ein Stapel Bücher, Süßigkeiten und zwischendurch endlich wieder schöne Nachrichten – perfekt!

NOVEMBER
Eigentlich ist der November der Monat, den ich im Jahr am wenigsten mag. Er ist nass-kalt und regnerisch, es wird mit fulminanter Geschwindigkeit täglich früher dunkel, die letzten warmen Tage sind endgültig vorbei UND der erste Jahresendstress kündigt sich an. Aber: 2020 zerschmetterte der November das sorgsam verriegelte Schloss zu seinem kleinen Verließ aus ausgedünnten Erwartungen und malte ein Feuerwerk neuer Perspektiven in den grauen Himmel. Mit Sorge blickte ich ob des allgemeinen Weltgeschehens in die USA, fieberte mehr mit als bei so mancher hiesiger Wahl in der Vergangenheit, schlief gefühlte Tage nicht, teilte jeden Feierabend mit Wolf Blitzer, doch dann stand es fest: Biden gewinnt die Wahl. Der November machte Hoffnung und Laune, zu feiern. Da das so richtig nicht möglich war, halt innerlich. Keine Frage, Joe Biden und Kamala Harris haben eine große Aufgabe, aber ihr Sieg ist auch ein Zeichen für Zuversicht, ein bisschen mehr Vernunft und Normalität in Gaga-Zeiten. Und apropos Veränderung: Ich führte ein wichtiges Gespräch, vor dem ich durchaus nervös war und andere richtig gute Gespräche, die dazu führten, dass ich im November eine neue berufliche Herausforderung ab 2021 annahm, auf die ich mich riesig freue. Gleichzeitig folgte ein sehr schweres Update: Das an mein immer sehr geschätztes Team, das mir alles andere als leicht fiel.

DEZEMBER
Neben Weihnachtsvorfreude versteckte auch der Dezember in seinem Countdown noch unliebsame Päckchen. Deutlich geschätztere Varianten konnte ich hingegen an einige gute Menschen versenden, deren Zeit und Worte in diesem an schönen Momenten nicht unbedingt reichen Jahr mein Sonnenschein-Äquivalent bildeten. Da 2020 in vielerlei Hinsicht zum Davonlaufen war, lief ich dann auch noch mehr als sonst. Um das Gaga-Jahr formvollendet zu finalisieren, versteht es sich dabei wohl von selbst, dass ich mich natürlich bei Glatteis so sensationell auf die Nase legte, dass ein blauer Fleck von Knie bis Knöchel und ein angeschlagenes Telefon ein spontanes Trampen (natürlich mit Maske) erforderten. Aber, um auch dies von der guten Seite zu betrachten: Wie schön, dass es so nette Menschen gibt, die einen auch in diesen Zeiten mitnehmen. Ich hätte wohl einfach unter dem Baum sitzen bleiben und Plätzchen essen sollen. 😉

Insgesamt bleibt auch mit der obligatorischen Verspätung (ähm, dem gebotenen Abstand, haha!) zu sagen: 2020, du warst ein fieses Tierchen. Ein seltsames, ein verrücktes, ein lehrreiches, aber vor allem ein nervenzehrendes und anstrengendes. Du hast sowas von gezeigt, dass all das, was man vorher als vermeintliche Normalität einfach hinnahm, überhaupt nicht selbstverständlich ist. Du hast Routinen ohne Vorwarnung aufgebrochen und den Reset-Button ohne Rücksicht auf mögliche Verluste gedrückt.

Du hast neue Fähigkeiten gefordert und mich von „überall in der Welt“ auf „zuhause“ zurück kalibriert, hast mich kochen lassen (asiatisch, vor Wut, manchmal auch nur mit Wasser) beim gleichzeitigen Versuch, das Lieblingscafé so oft wie möglich zu unterstützen, hast mich das Reisen vermissen und gleichzeitig umso mehr Reise-Nachhaltigkeitsfragen stellen lassen.

Ich bin dankbar für den Beweis, wie hoch meine Resilienz ist, wenn es drauf ankommt. Ich bin dankbar dafür, dass ich als freiheitsliebender Mensch mit hohem Sozialbedürfnis dennoch recht schnell und gut adaptieren konnte. Ich bin dankbar für meine Wohnung, die Möglichkeit eines Rückzugsorts, für den Balkon und den Park um die Ecke. Diese Dankbarkeit ist wichtig – aber: 2021, du darfst trotzdem gern ein bisschen netter werden! 😉

NEVEREVERSOUND – 2020 in Musik

Bei ein wenig zielloser Zwischen-den-Jahren-Blog-Surferei fiel mir auf, dass ich schon seit 2016 keinen musikalischen Jahresrückblick mehr veröffentlicht habe. Schade eigentlich, dachte ich mir – und ändere das doch direkt mal wieder. Auch wenn 2020 das erste Jahr seit Langem ganz ohne Konzerte war, spielte Musik doch eine große Rolle: Zuhause, beim Laufen, beim Kochen… Mit guter Musik gegen ein nicht so gutes Jahr war wohl das Motto.

Und da man von guter Musik nicht genug haben kann, teile ich doch mal meine Evergreens:

1. Take Back The Power – The Interrupters
Serien, Sofa – und ein gekündigtes Sky-Abo (trotz des sensationellen Angebots kurz vor Ablauf, selbiges für höhere Kosten zu verlängern ^^): Gerade noch so sah ich Anfang des Jahres die vierteilige Mini-Doku „Hillary“. Tat weh, war aber sehr gut gemacht – und brachte dank des Intros mit „Take Back The Power“ einen meiner Favoriten in die 2020er-Playlist.

2. It’s Our World – Jacquie Lee
Sky ging, Disney+ kam – und im Lockdown gab es bekanntlich viel Zeit für Naturdokus. Die kann man bisher allesamt eigentlich nur empfehlen. Neben beeindruckenden Bildern gibt es oft großartige musikalische Entdeckungen – „It’s Our World“ ist eine davon.

3. My Life Is Going On – Cecilia Krull
Auch Nummer 3 ist ein Serien-Residuum: Mit „Haus des Geldes“ wanderten vier Serien-Staffeln in die Netflix-Seen-List, mit „My Life Is Going On“ ein sehr cooler Song in die Playlist.

4. Shallow – Lady Gaga & Bradley Cooper
Ebenfalls vom Bildschirm in die Playlist gewandert, jedoch schon aus 2019 mit ins Jahr 2020 übernommen wurde “Shallow“ von Lady Gaga & Bradley Cooper. Diesen Song könnte ich ziemlich pausenlos hören, wobei das auf den ganzen Soundtrack zutrifft. Selbiger begleitete mich aus diesem Grund auch weiterhin häufiger beim Laufen.

5. Heart Attack – Demi Lovato
2020 lief ich so viel wie nie zuvor – klar, vieles andere war ja auch nicht möglich, frische Luft und irgendwie Runterkommen aber nötig. Und das klappte mit Demi Lovato ganz gut.

6. Shake it off – Taylor Swift
Auch “Shake it off” ist ein etablierter und ins Jahr 2020 transferierter Lauf-Klassiker, denn: Der Song hat den perfekten Beat, macht gute Laune, und vermittelt genau die richtige Portion „Don’t give a f**k“. Und ja, ich mag Taylor Swift auch einfach.

7. Your Song – Rita Ora
Mehr gute Laune für die Lauf-Playlist gab’s mit „Your Song“ von Rita Ora. Keine Ahnung mehr, wie/wo/warum zum ersten Mal gehört, aber immer wieder gern angespielt.

8. Safe and Sound – Electric President
Auch, wenn ich zum Laufen schnelle, gut gelaunte Beats bevorzuge – manchmal muss es etwas ruhiger und getragener zugehen, nicht immer geht Halligalli und zack zack zack. „Safe and Sound“ aus dem Soundtrack von „The Blacklist“ ist dafür eine grandiose Wahl. Zum Kochen übrigens auch.

9. Falling Down – Harrison Storm
Apropos ruhiger und getragener: Für graue Nieselregen-Läufe im Herbst (die ich sehr schätze, aber für die die schnellen gute-Laune-Songs auch weniger passen) eignet sich niemand besser als Harrison Storm. Initial wurde er mir mal über eine Instagram-Ad eingespielt – tja, ein Targeting, das überzeugte.

10. Walking On The Waves – Skippinish
“Flatten the Curve” war das bestimmende Motto– „Walking On The Waves“ war der allzu oft dringend benötigte Stimmungsaufheller. Pro-Tipp beim Hören: Man darf sich nicht allzu sehr nach Schottland zurückwünschen, sonst klappt das dank Sehnsucht mit der aufgehellten Stimmung nicht so gut. Sonst top, gerne wieder. 😀

11. Salt – Ava Max
In den letzten Jahren war ich quasi ständig unterwegs und habe es geliebt, zu reisen. Dass ich noch Ende 2019 in Australien war, fühlt sich mehr nach „letztes Jahrzehnt“ als „letztes Jahr“ an, auch wenn beides stimmt. Ja, ich vermisse das Reisen, aber man denkt auch noch einmal ganz neu drüber nach. Ich schätze die Möglichkeiten, die ich bisher hatte, umso mehr. In diesem Jahr stand die Geburtstags-Tradition Rom außer jeder Frage, stattdessen feierte ich in der alten Heimat. Danach ging es für wenige Tage nach Wallonien, ganz aufs Land. Dorthin begleitete mich zum ersten Mal „Salt“, einer meiner Ohrwürmer des Jahres. Und Wallonien zeigte: Auch ganz in der Nähe gibt es sehr, sehr viel Entdeckenswertes.

12. Dancing On My Own – Robyn
„Dancing On My Own“ ist rein vom Titel her ja auch eine exzellente 2020-Corona-Beschreibung… Und genau deswegen ging‘s immer mal wieder in die Playlist damit.

13. Ausgehen – AnnenMayKantereit
Wenn wir schon beim Tanzen sind, ist es bis zu „Ausgehen“ ja nicht mehr weit. Auch, wenn ich auch vor 2020 keinen permanenten Party-Drang hatte: So gar nicht Feiern gehen zu können war schon auch blöd, wenn auch nicht meine größte Entbehrung des Jahres. Bei Betrachtung gelöster und überglücklicher Menschen nach Verkündung des US-Wahlsiegs von Biden beispielsweise kam schon ein bisschen Sehnsucht auf.

14. Walking on Sunshine – Katrina & The Waves
Eine meiner Herausforderungen des Jahres: In meinem Team für eine neue Kollegin ein fast ausschließlich digitales Onboarding umsetzen. Was dabei am meisten fehlte: Das persönliche Kennenlernen und auch „Nicht-nur-Job-Gespräche“. Also erfand ich im Frühjahr eine Team-Runde, in der nach den Projekt-Updates jeder abwechselnd eine wöchentliche Frage an alle stellen durfte. Angefangen von „Welches Buch hast du zuletzt gelesen?“ über „Was treibt dich zur Weißglut?“ bis hin zu „Was wäre deine Superkraft?“: Die Fragen waren sehr unterschiedlich, die Antworten immer interessant, der wöchentliche Call für mich definitiv ein Highlight – und über eine Musikfrage kam mein All-Time-Favourite von Katrina & The Waves wieder in meine Playlist.

15. Carol Of The Bells – Caroline Pennell
Welcher Weihnachtsfilm könnte besser ins “Stay-Home“-Jahr passen als „Home Alone“? Für mich beinhaltet er mit „Carol Of The Bells“ einen der schönsten Weihnachtssongs überhaupt – und zack, ist die 2020er-Ausgabe von Nevereversound vervollständigt!

Im Zeichen guten Services findet ihr die gesamte Playlist natürlich bei Spotify – inklusive zwei Bonus-Tracks. 😉

Disclaimer: Sämtliche Markennennungen erfolgen freiwillig und ohne jegliche Gegenleistung oder Kooperation.

2019 – Ahoi, Adrenalin!

Tauchen mit Haien, stundenlanges Klettern an ausgesetzten Routen, ein unerwarteter TV-Dreh, Skifoan auf Eispisten mit kurzfristigem Nebel – ich kann jetzt wirklich nicht sagen, dass 2019 besonders bescheiden war, als Adrenalinschübe verteilt wurden. Aber: Es war definitiv auch ein Jahr, in dem ich diverseste Male auf unterschiedlichste Art und Weise über mich hinaus gewachsen bin. Grund genug, dann doch noch mal mit der alljährlich obligatorischen Verspätung einen Blick zurück zu werfen (nicht, dass ich das aufgrund akuter Australien-Vermissung nicht sowieso täglich machen würde):

Januar
Der Januar begann mit Feuerwerk und Soplica in Krakau – definitiv schon mal ein fulminanter Start! Zurück in Köln zog es mich endlich wieder auf die Eisbahn, in diesem Fall die des noch geöffneten Weihnachtsmarktes (Köln = <3). Am nächsten Tag zog dann ungefähr jeder Muskel in meinen Beinen, aber: Das war es wert! Was sich lieber hätte direkt verziehen können, waren die Kopfschmerzen der folgenden Tage, aber: Was will man machen? Dafür zog ich noch mal mehr durch Köln, entdeckte tolle neue Läden wie das Café Schwesterhez (Quetschbrot!) oder den Kaffeesaurus. Ansonsten lief der Januar, wie es sich traditionell für die graue Eminenz des Frost- und Regenmonats gehört: Viele Serien gesehen, gelesen, als Doppelkopf-Anfänger teilgekonnt va banque gespielt (und verloren, aber mehr gelernt).

Februar
Mittlerweile steht schon fast das 6-jährige Köln-Jubiläum an, dabei kann ich die halbe Dekade Herzstadt noch gar nicht richtig fassen. Im vergangenen Februar waren sie also voll, die 5 Jahre Köllifornia. Gefeiert wurde, wie es sich gehört, mit Stadt und Lebensart definierenden Getränk (natürlich nicht nur einem, weil das sowieso nie funktioniert). Den Vorsatz der Ruhe erfüllte ich wie immer nur so halberfolgreich und verbrachte spontan ein paar Tage in London. Auch wenn ich immer noch keinen Kaffee trinke, gab es Liebe für das Department of Coffee and Social Affairs und vor allem die Kaffeebecher „Coffee first, then your mundane bullshit“ :D). Die maximale Punktzahl auf jeder Frühstücksskala ging dann aber doch an das Daisy Green – australisches Frühstück, wat willste maache? Ansonsten bot die brexitgebeutelte Metropole schwer nostalgische Straßenmusik, einen ungeplanten Shoppingtrip und neue Perspektiven – eine Menge für ein paar Tage also. London, I’ll definitely be back!


März
Nachdem ich 2018 das Skifahren nach langer Abstinenz wieder entdeckte, stand auch 2019 eine Woche Pistenrausch auf dem Plan. An der Gondel schien mir direkt die bunt illuminierte Anzeige „Willkommen im offiziellen Ski-Gebiet des S04!“ entgegen – wenn man nicht alles selber bucht! ;). Der Himmel konnte in der Woche leider kein königsblaues Versprechen halten, sondern gab sich eher bedeckt – ungefähr so wie die nicht amüsierten Bayernfans in der ans Hotel angeschlossenen Sportsbar auf die Frage, ob Liverpool nicht doch verdient gewonnen habe. Dass der Wirt und sein Sohn beide große BVB-Fans waren, war dann auch der beste schwarzgelbe Ausgleich im blauen Skigebiet – und beide allein wären ein großer Grund, zurück zu kommen. Auch die Pistenlandschaft war grundsätzlich großartig, gerade für den Wiedereinstieg, auch wenn das Wetter nicht ganz so mitspielte. Aber: Man wächst ja an seinen Eispisten. 😉
Viel Eis, aber eher in alkoholischen Getränken, folgte dann auch in Hamburg: Aus 1-2 geplanten Drinks mit einem viel zu lange nicht gesehenen Kollegen wurde ein Rückweg zum Hotel in der Morgendämmerung. Nach einem Konterburger und mehr großartigen Menschen löste ich auch ungeplant sofort ein weiteres Ticket in den Norden: Auf der Marktstraße (jaja, immer wieder dort!) probierte ich mit maximalem Leichtsinn eine Abendrobe ohne jeden vordefinierten Einsatzzweck an, die leider meinen Namen schrie. Da sie noch einen Saum benötigte, benötigte ich noch ein Wochenende in Hamburg, aber das geht ja immer.  

April
One day in Paris – klingt wie der Titel eines vor Kitsch triefenden Songs, war für einen Tag Wirklichkeit. Allerdings nicht für ein romantisches Tête-à-tête, sondern für das Wiedersehen mit einer australischen Freundin nach über 5 Jahren. Trotz Nieselregen fühlte ich mich sehr parisienne, wie ich klischeehaft entlang einer duftenden Boulangerie und durch einen Park lief, bevor wir in einem Café mit dem Wein schon zum Mittagessen anfingen.
Geweint wurde dann auch in Hamburg, nur anders: Nicht etwa wegen der Kleidanprobe (Liebe!), vielleicht schon eher wegen des etwas komplexen Transports, am ehesten jedoch wegen des desaströsen BVB-Spiels am Abend. Aber: Die beste Gesellschaft wird ja durch wenig ruiniert. <3

Mai
Zack, Mai: Zeit, in der alten Heimat ausgiebig durch die Kirschblüte zu wandern – und das Ganze in Köln in der Flora fortzusetzen, um die ersten Frühlings-/Sommerimpressionen zu genießen. Und da der Mai nicht nur das Wetter, sondern ja sowieso alles neu macht, feierte ich dann direkt auch mal den neuen Job ab Juli. Gefeiert wurde auch der Geburtstag einer lieben Freundin in Düsseldorf, inklusive Wiedersehen mit früheren Kommilitonen nach schlanken 10 Jahren.
Und dann wartete da noch eine ganz neue Erfahrung: Meine TV-Premiere. Für RTL, die DKMS und den guten Zweck stand ich vor der Kamera und drehte einen Beitrag mit Moe Phoenix, der mit seinem Song „Mensch ist Mensch“ eine Menge Registrierungen auslöste, und mit Jörg Becher, Schauspieler aus seinem Video. Gedreht wurde, da schließt sich der Kreis, dann auch wieder in der alten Heimat, in Kassel. Ich fürchte, mein Nervositätslevel war selten so hoch wie vor dem Klick auf „Play“, aber dann war es doch halb so schlimm (auch, wenn ich mich selbst im TV noch immer gewöhnungsbedürftig finde).

Juni
Kameras wuselten auch durch meinen Juni-Kalender, bedingt durch zwei jobbedingte Drehs (dieses Mal aber hinter der Kamera). Ich flog nach Berlin und der Monat flog an mir vorbei, bis zur letzten Lücke gefüllt mit einem Job-Countdown, den letzten Auf- und Übergaben und diversesten Abschieds-Kölschs mit den alten Kollegen, auf die auch ein emotionaler Kater folgte (ihr fehlt!).
Zwischendrin durfte ich erneut einen fantastischen Geburtstag in Rom verbringen, wandelte durch die römische Hitze, verwandelte Geld in Schuhe und näherte mich endlich etwas dem Mysterium Trastevere.

Juli
Im Juli startete ich ohne allzu große Pause in den neuen Job und damit auch in meine neue Position als Head of Social Media (woop woop!). Ich lernte mein Team kennen, das ich vom ersten Moment sehr schätzte, erinnerte mich wieder daran, wie anstrengend erste Wochen in neuen Jobs doch sind (So viele Namen! So viele Informationen! So viel alles!) und bekam quasi postwendend eine rote Karte, denn mein Körper schickte mich mit Erkältung aus dem Ring. Jene war leider so hartnäckig wie das Verspätungslevel auf der neu zu pendelnden Strecke Köln – Bonn. Wieder fit, aber noch ohne Stimme wurde ich Hauptdarstellerin des seltenen „Vergnügens“, im neuen Job mit all den neuen Menschen und Vorstellungsrunden einen Tag ganz ohne jede Stimme zu verbringen. Ich, ohne Stimme. Der Juli hatte Humor. 😉 Kaum hatte ich selbige wieder, wurde sie auch nachhaltig eingesetzt: Erst bei einer rauschenden Hochzeit von Freunden, dann beim Pink-Konzert, wovon es direkt zwei im Juli gab – weil man dieser großartigen Frau grundsätzlich gar nicht oft genug zusehen kann, aber auch, weil eines davon eine kurzfristige Überraschung für einen tollen Menschen war. Wild hearts can’t be broken!
Apropos wild, ein weiteres Highlight (=Hailight) fehlt noch: Wer sich schon immer fragte, ob ein riesiges IKEA-Plüsch-Exemplar eines Hais als Handgepäck durchgeht, die Antwort ist ja. 🙂 Die Flugbegleiter waren höchst amüsiert, der Hai bekam durch Zufall sogar einen eigenen Platz inkl. Snack. Statt tief ins Meer ging es an diesem Wochenende in München jedoch hoch hinaus auf einen Gipfel im Umland (gefolgt von einem Belohnungs-Sushi-Koma). Nach bayerischem Brunch gab’s am folgenden Tag einen Besuch im Olympiapark und einen rekordverdächtigen Regenschauer im Englischen Garten, der mich pitschnass machte – und dem Gerücht, Süden = Sommer, den Garaus. 😉

August
Sagte ich, man kann Pink nicht oft genug sehen? Richtig, deswegen stand im August Konzert Nr. 3 im Kalender, denn mit jedem Konzert erweiterte sich der Kreis der teilnehmenden Lieblingsmenschen (eine ganz eigene Geschichte). Musikalisch blieb es auch im Kölner Open-Air-Kino beim nostalgiegetränkten Best Of des Runrig-Abschiedskonzerts. Dabei erkannte die aufmerksame Beobachterin, dass sie sogar selbst zu sehen war – beste Überraschung überhaupt (und schon wieder im TV/Kino)!
Ein bisschen nostalgisch war es auch in Münster, das seine eigene Wettersaga des ewigen Regens bei gefühlten 42 Grad widerlegte. Natürlich war das aber kein Grund, auf dem altehrwürdigen Wochenmarkt nicht Tonnen an Käse zu kaufen (Comté!). Zurück in Köln lockte das klimatisierte Kino, allerdings ließ mir die Vorführung von Free Solo dann den Angstschweiß ausbrechen. Was für eine Leistung, aber auch was für eine gaga Idee, El Capitan allein und ungesichert in dieser Geschwindigkeit hochzurauschen!
Dieser Eindruck verfestigte sich noch viel mehr, als ich Ende August selbst wieder in den Bergen stand: Mein persönliches El Capitan war der Pisciadú-Klettersteig (natürlich gesichert), der mich dank hunderter ausgesetzter Höhenmeter deutlich aus meiner Komfortzone, aber auch in das Hoheitsgebiet von riesigem Stolz katapultierte. Der Rest der Woche war dann auch etwas ruhiger und bestand lediglich aus Wander-Speed-Rekorden (ich spinne auch im Urlaub), Esel streicheln auf Almhütten und liebevoll genötigtem Walzertanz auf High Heels nach einem Tag in den Bergen (bitte fragen Sie nicht ;)).

September
Im September scheine ich mein eigenes Selbst kurzfristig verloren zu haben, denn ich backte Brot (immer noch surreal, sowas auch nur in Verbindung mit meiner Person zu denken). Freunde waren gleichermaßen fassungslos, sodass zu Recht eine Flasche Soplica in einem sehr lustigen Abend dran glauben musste. Andere Surrealitäten: Ich wohnte drei Tage auf einem Schloss, auf dem mehrfach Pavlova serviert wurde (Kann es das überall geben?), wohnte einem sehr kölschen und sehr zauberhaften Konzert von Joseph & Maia in einem winzigen Teeladen (!) bei und schaffte es tatsächlich, 100 km nur im September zu laufen. Oh, und ich absolvierte meine erste Skydiving-Flugstunde und ließ mich per Luftstrom einen Tunnel hochpusten. Körperspannung, aber locker bleiben – ähm ja, natürlich!

Oktober
Im Oktober stand die Hochzeit zweier Freunde noch aus der Abizeit an und damit einhergehend eine Quasi-Zeitreise in die Mauern meines Gymnasiums, ca. 15 Jahre zurück. Sehr lustig, ein bisschen abgefahren und definitiv eine großartige Feier! Meinen größten Respekt hat noch immer die Braut, die mit einem Greifvogel posierte, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Für mich war schon die Reduzierung des Abstands auf ca. einen Meter mit dem kleinen Habicht das Maximum der absoluten Überwindung, die deutlich mehr Adrenalin auslöste als nachfolgende Tauchgänge mit Hai.

November
Im November verbrachte ich kurzfristig ein Wochenende in Hamburg auf Geburtstagsbesuch, formvollendetst abgerundet durch ein ausschweifendes Frühstück bei Mookie’s Goodies. Zurück in Köln folgte der vorgezogene Arbeitsendspurt, der in Kombination mit kurzfristigen Visumsfragen den Adrenalin-Pegel erneut stark in die Höchstwerte jagte. Der Rest liegt irgendwie im Nebel – aber auf unerklärliche Weise waren dann doch alle to dos just in time abgehakt, alle Weihnachtsgeschenke vorsorglich nebenbei besorgt, der Rucksack gepackt, eine Wohnungs-Evakuierung mit in die Planung einbezogen. Trotz obligatorischem (aber einkalkulierten, weil Pendler-Expertise) Bahnausfall ging es nach Frankfurt und von da aus am 28. November Richtung Australien. Happy place, here I come!

Dezember
Hach, der Dezember. Sehnsuchtsmonat, Sehnsuchtsort – und viereinhalb Wochen, die das Amazingness-Pensum eines ganzen Jahres restlos verbrauchten, auf allerschönste Art und Weise. Der Dezember verdient diverse eigene Blogbeiträge (in Planung), um all den umwerfenden und sich permanent selbst übertreffenden Ereignissen Rechnung zu tragen: Die Sichtung der Melbourne-eigenen Pinguin-Kolonie (und dann hat die Stadt auch noch überall Udon-Läden und hätte um ein Haar Batmania geheißen!); die sonnengetränkten Tage an der Gold Coast und in den Wellen von Surfers Paradise; 28km-Wanderungen bei über 30 Grad in O’Reilly’s National Park, in dem Wallabys vor der eigenen Tür herumspringen; die vollständige und kaum angemessen zu beschreibende Abgefahrenheit von Fraser Island mit all seinen Strand-Highways mit kombinierter Flugzeuglandebahn, tödlichen Tieren, gefährlichen Stränden und doch so schönen Flecken, dass man nicht mehr weg will; Lady Elliot Island mit dem verrücktesten Marine Life, das ich jemals sah (Begegnungen mit Haien und Mantarochen und Schildkröten JEDEN Tag); den Whitsundays (was soll man dazu überhaupt noch sagen?); einer Fütterung roter Pandas in Sydney und Sydney, ach immer wieder Sydney. I’d go back in a heartbeat.

So traurig ich bin, dass diese verrückt-wundervoll-schönen Wochen vorbei sind und so schwer es ist, wieder anzukommen, so bin ich doch vor allem dankbar, diese unglaublich großartige Reise gemacht haben zu können. Gleichzeitig zerreißt es mir das Herz, dieses wunderschönste aller Länder literally in Flammen stehen zu sehen (wer etwas tun möchte: Spenden kann man z.B. hier und hier).

2019, danke für so viele unfassbare Momente, Adrenalinschübe, für die Bewegungen aus der Komfortzone, die offenen Fragen, das Reflektieren und alles, was ich dadurch an Learnings mitnehme. 2020, wir zwei haben große Pläne – can’t wait and let’s go!

Feel the fear. Do it anyway. | Pisciadù-Klettersteig, Dolomiten

Ich hasse das Gefühl von Angst. Panik, die sich kriechend ihren Weg in den Kopf und den Körper bahnt, Gedanken kontrolliert und nichts als diese miese Nervosität ins Bewusstsein knallt. Aber: Angst kann auch etwas Gutes haben, hat es ja sogar meistens. Grundsätzlich ist Angst ja eigentlich nur ein Mechanismus, uns auf Gefahren aufmerksam zu machen. Die Überwindung von Angst, die Verschiebung der eigenen Grenzen kann unfassbar sensationell sein, sofern sie nicht alles blockiert und gar nichts mehr geht. Weil man halt einen entscheidenden Kampf gegen den eigenen Kopf gewinnt.

Ein bisschen kann ich immer noch nicht glauben, dass ich tat, was mich zu diesem Beitrag führt: Die Bezwingung des Pisciadù-Klettersteigs (hier bitte eine Pause und dramatische Sound-Effekte einfügen – und ja, jeder Kletterer mit Erfahrung wird jetzt schallend lachen). Es fühlte sich lustigerweise danach an wie einer dieser intensiven Träume nahe an der Wachphase, die so erschreckend realistisch sind. Der hier ist aber wahr.

Klettern war nie etwas, zu dem ich mir eine auch nur halbwegs vorhandene Affinität in die Biographie geschrieben hätte. Ich bin als Kind nie wirklich geklettert. Vor zwei Jahren probierte ich es zum ersten Mal aus und war nicht so völlig unbegabt wie ich es vermutet hätte. Es machte sogar Spaß! Im letzten Jahr folgte mein erster Klettersteig, die Kleine Cirspitze in den Dolomiten. Das war zunächst auch eine Überwindung, aber eher, weil ich den Anstieg deutlich beängstigender fand – schließlich hängt man da noch nicht gesichert in einem Seil.

Vor Kurzem folgte dann mein Klettersteig Nr. 3, der Pisciadù-Klettersteig, der letztes Jahr eigentlich schon auf der Liste stand, dann aber wegen einer kleinen Knieverletzung ausfallen musste. Und tatsächlich würde ich sagen, kein einziger Höhenmeter machte klettertechnisch Probleme, die Tritte fanden sich meist wie von selbst, ansonsten durch kurzes Innehalten und Betrachten der Wand. Das unerwartete Problem war für mich ein anderes: Die Länge der ausgesetzten Stellen – und die Kombination mit der Gesamtlänge des Klettersteigs. Die Kleine Cirspitze war in etwa 30-45 Minuten für mich als Kletter-Newbie zu bewältigen gewesen. Auch sie hat eine ausgesetzte Stelle, über die man aber recht schnell hinweg ist – und die ich in Anbetracht der vollen Konzentration auf die Bewältigung des ersten Klettersteigs quasi kaum wahrnahm.

Pisciadù ist noch mal ein etwas anderes Level – nicht unbedingt schwierigkeitstechnisch, sondern, was eben diese Ausgesetztheit angeht. Sie hörte quasi nicht mehr auf. Und es ist unvermeidlich, immer wieder in den Abgrund zu schauen, während man die Karabiner nacheinander umhängt. Ich habe keine Höhenangst, aber der Blick nach unten trotzte mir schon mehr als Respekt ab – was grundsätzlich natürlich auch ganz gesund ist. Klar, man ist gesichert. Aber dennoch, mein Kopf schrie: „Woah, ist das hoch! Was machst du hier? Bist du irre?“ Dazu kommt, dass quasi Pilgermengen den Klettersteig bevölkern und er wirklich irre voll ist, was bei dieser Art von Nervosität nicht hilft (vor allem, wenn gefühlt oder auch real zwei Meter dahinter schon ungeduldig mit den Karabinern geklackert wird). Ebenso wie der noch weit entfernte Gipfel, da die Gesamtroute etwa 2,5h lang ist.

Da hing ich also in der Wand, kletterte Höhenmeter um Höhenmeter nach oben, unausweichlich immer wieder in den Abgrund blickend. Mein Inneres quittierte jeden Tritt mit Unbehagen, vor allem ob des verdammtnochmalimmernochnichtsichtbaren Gipfels. Beziehungsweise Zwischen-Ausstiegs – denn man muss in diesem Fall nicht den Klettersteig finishen, sondern kann das letzte Stück alternativ auch nach oben wandern. Ich versprach mir fluchend selbst, keinen einzigen weiteren Meter als die bis dahin notwendigen zu klettern. Ich hatte zwar nicht das Gefühl, den Klettersteig nicht zu schaffen, ich wollte nur nicht mehr. Ich wollte nicht mehr da runter sehen. Erstmal zumindest.

Denn dann war er da, der Zwischenausstieg. Kleine Pause, volle Überzeugung, der Rest wird de-fi-ni-tiv gewandert! Und dann setzte sich das altbekannte Ehrgeiztier auf meine Schulter und flüsterte in mein Ohr: „Ja, wirklich? Ganz sicher! Es war ja nicht an sich schwierig. Manchmal muss man Herausforderungen annehmen und Dinge genau dann trotzdem machen. Feel the fear, do it anyway und so!“ Tja, und wer mich kennt, der weiß: Die Idee nahm Formen an. Zunächst in Form von Fragen an die bereits Pisciadú-erfahrenen Kletter-Begleiter: „Wie ist das letzte Stück so? Was macht die Ausgesetztheit?“

Lustigerweise ist das letzte Stück das offiziell schwierigste, was mir aber proportional recht wenig Bedenken machte. Die Ausgesetztheit lässt sehr nach. Tja nun, dann wieder rein, Klettersteig Runde 2! Ja, ganz sicher? Nein, ging aber trotzdem los. 😀 Und was soll ich sagen? Das letzte Stück war für mich gefühlt viel einfacher, auch wenn die Höhenmeter klettertechnisch als anspruchsvoller gelten. Es galt vor allem, die wieder gewonnene Ruhe zu bewahren, den Kampf gegen den eigenen Kopf weiter zu bestimmen – und zu gewinnen. Mit Gelassenheit (Gelassen! Ich!), mit sicheren Tritten auch an den durch die vielen Kletterer speckigen Stellen und sprichwörtlich außerhalb jeder Komfortzone. Aber es funktionierte technisch quasi problemlos und auch mental wurde es besser und besser. Und die anspruchsvollste Stelle, den Kamin, habe ich kaum bemerkt. 😀 Das ist dann wohl Fokus… Tja, und dann war sie da, die heiß ersehnte Hängebrücke, die das Ende des Klettersteigs markiert. Mission accomplished, I did it, das Gefühl, man kann quasi alles schaffen. Und damit ist’s dann doch eine unbezahlbare und sensationelle Erfahrung. (Und nachträgliche Routen-Beschreibungen bestärken mich: Die Strecke wird als anspruchsvoll beschrieben, nicht für Anfänger empfohlen (hrmpf) – daher war ein bisschen Kopfkino dann wohl voll ok. ;))

Fünf Fragen am Fünften

Schon vor einiger Zeit entdeckte ich die „5 Fragen am 5.“ von Luzia Pimpinella, ungefähr genauso lange wollte ich eigentlich endlich auch mal mitmachen und eigene Antworten verbloggen. Und nun, kurz vor knapp im Februar-Countdown, mache ich es endlich:

Was ist deine Superpower?

Meine Superpower? Hmm… Eine zumindest spezielle Eigenschaft kann ich benennen, die im handelsüblichen Superheldenfilm allerdings vermutlich eher keine ehrfurchtsvolle Verneigung auslösen würde. Sie lässt sich zwar nicht so gut shiny inszenieren, ist im Alltag aber durchaus nützlich: Ich kann mir schnell und irre gut Dinge merken, beispielsweise Zahlenkombinationen wie Telefonnummern (aber keine Geburtstage), kurze Texte, Passwörter in variabelsten Kombinationen mit Zipp und Zapp, Preise, erinnerungswürdige Daten, Reihenfolgen von Reisen in exakter Chronologie inklusive Namen besuchter Restaurants, Menus aus der Speisekarte und und und. Was hingegen in Anbetracht dieser Tatsache fast absurd schnell wieder aus meinem Gedächtnis ausgespeichert wird, sind Handlungen von Filmen und Büchern, sofern sie mich nicht wirklich, wirklich sehr beeindruckt haben (positiv oder negativ).

Was kannst du nicht wegwerfen?

Bücher. Ich bringe es nicht übers Herz, auch wenn ich weiß, dass ich ein Buch definitiv nicht mehr lesen werde. Sofern möglich, versuche ich, Bücher Second Hand weiterzugeben und auf meiner ewigen to-do-Liste steht auch die Prüfung von Online-Ankauf-Optionen, aber ein Teil der Wahrheit ist halt, dass einige auch einfach bisher blieben. Und was macht man denn mit so alten Nachschlagewerken, Duden, Wörterbüchern, die man seit Jahren nicht mehr genutzt hat, die auch sonst eher nicht mehr gebraucht werden, die man aber auch nicht weg werfen kann?  Tipps sind gern willkommen.

Worauf freust du dich jeden Tag?

Hehe, das ist einfach: Auf mein Wölkchen. Eine der besten Investitionen meines Erwachsenenlebens war dieses Bett, das letztes Jahr direkte Interior-Liebe auslöste, mit unendlich weicher Matratze für mich. Das können die meisten ja gar nicht haben, aber ich hab sogar den orthopädisch geprüften Nachweis, dass das genau richtig für mich ist. Und, was soll ich sagen: Ich liebe einfach jeden Abend den Moment, ins Bett zu gehen, in diese Matratze einzusinken, mich in die Decke einzumümmeln. Es ist der pure Himmel.

Welche Geräusche magst du?

Die pulsierende Extase der Dortmunder Südtribüne nach einem Tor. Das Geräusch von flackerndem, knisterndem Kaminfeuer, das ist so ultimativ an Gemütlichkeit und Wohlbehagen und Ruhe und Entspannung und einfaches Sein geknüpft. Meeresrauschen. Das unglaublich leise Miauen des kleinen schwarzen Panthers. Überhaupt: Das Schnurren von Katzen. Und das Geräusch des sich im Schloss drehenden Schlüssels, wenn der andere nach Hause kommt.

Was hast du immer im Kühlschrank?

Platz, würde ich spontan sagen. 😀 Im Kühlschrank-Department bin ich zwar heute besser organisiert als noch vor ein paar Jahren, aber immer noch weit entfernt von souverän vorsorgend. Tatsächlich fällt mir dazu ein Tweet vom letzten Sommer ein:

Der trifft es, aber nun gut, die verbrauchen sich natürlich auch nicht so schnell. Ansonsten: Pesto und Sojasauce. Was ich finde, was in einem idealen Kühlschrank immer drin sein sollte, sind übrigens TimTams, diese australischen kleinen Schoko-Keks-Offenbarungen. Yum.

Still happy. 5 Jahre Köln.

5 JAHRE. Vor fünf Jahren setzte ich meinen Fuß in diese Stadt und mein erster Facebook-Post war die treffende Prognose: Gekommen, um zu bleiben. Mit vorsichtiger Freude, belohnt in allem. Und Köln, du warst die richtige Entscheidung, aber sowas von.

Es ist schwer, Köln für die Menschen zu beschreiben, die noch nie hier waren. Köln mag hässlich sein, aber ehrlich. Keine glattgebügelte und glänzende Schönheit, aber herzlich. Kölns Charme ist das Innere, denn für das Äußere gilt: Et es wie et es. Köln ist schnell beim Du und nie beim Sie. Köln ist es egal, was die anderen Städte denken, denn Köln, du magst dich und das ist eine gute Lektion.

Vielleicht kann man Köln am ehesten über diese typisch kölschen Momente beschreiben: Wenn der charmant-grummelige Büdchenbesitzer dir doch noch mal eben aufmacht, obwohl er eigentlich seit 10 Minuten geschlossen hat. Wenn der Kellner dir einfach den nächsten Drink bringt, weil er sieht, dass du mitten in einem zu guten Gespräch bist. Oder dich erwischt, während du wartend ein Selfie machst, dich dafür (berechtigt) aufzieht und am Ende doch ein nettes Kompliment folgen lässt. Wenn du mit Fremden in der Bahn einfach fünf Minuten freundlich plauderst und am Ende alle mit einem Lächeln entschwinden. Wenn die KVB selbstironisch auffordert, die Wartezeit mit nem Kölsch zu überbrücken. Wenn es nie bei einem Kölsch bleibt, sondern immer mehr wird. Deutlich mehr. Und das aber schon irgendwie alles ganz richtig ist.

Köln hat seine eigenen Gesetze und das kölsche Grundgesetz hat mir mehr Gelassenheit beigebracht, als ich jemals vorher hatte – ja, auch wenn ich immer noch fernab von ruhig und gelassen bin. Aber die Stadt ist in der Tat manchmal der beste Ratgeber, um alles etwas entspannter zu sehen oder sich einfach mal etwas weniger Gedanken zu machen. Vielleicht war es einfach nur konsequent, dass Köln meine nächste Station nach Sydney wurde, denn bisher kam mir keine deutsche Stadt unter, die näher am optimistisch-gelassenen australischen „She’ll be right, mate“ dran war.

Und ja, manchmal nerven die vielleicht auch daraus resultierende kölsche Verpeiltheit und das Geklüngel, die ewige KVB-Verspätung und die kaputten Radwege. Natürlich ist es absurd, dass die Philharmonie so hanebüchen gebaut wurde, dass abends niemand über den Platz darüber laufen darf, um die Akustik nicht zu stören. Aber irgendwie hat es auch so einen völlig durchgedrehten Chaos-Charme, der einen dann doch wieder zum Lachen bringt.

Überhaupt, Chaos-Charme ist ein gutes Wort für Köln. Und auch für den Kölner Karneval, seines Zeichens institutionalisierter Ausnahmezustand. Ich muss ihn nicht lieben oder selbst feiern, um großartig zu finden, wie sehr er zelebriert wird. Auch die Kölner, die währenddessen die Stadt verlassen, würden gefühlt immer dafür kämpfen, dass der Karneval erhalten bleibt. Und vermutlich schaut der Eine oder Andere manchmal doch auch etwas sehnsüchtig und wehmütig in die Schaltzentrale des Wahnsinns, wenn eine Welle des Schunkelns und der kölschen Lieder die Stadt überrollt. Zumindest geht es mir so, denn auch das ist einfach Köln. Und allein beim Schreiben dieser Zeilen kriege ich das konstante Grinsen nicht aus dem Gesicht. Will ich auch gar nicht.

Hach, Köln. Du hast mir einfach so ein Zuhause-Gefühl hingeworfen, als ich noch gar nicht wusste, wie sich das anfühlen muss und ob man das so schnell haben kann. Dein kölsches Gefühl war da ab Tag 1 und bleibt bis heute. Selbst wenn ich verreise, bleibt ein Teil von mir hier und ich freu mich immer auf die Rückkehr zu dir. Du bist mein Happy Place. Danke für die letzten 5 Jahre, du gute Stadt.

8,3% von 2019

Ich fühle mich zunehmend alt ob meiner Verwunderung, wie schnell die Zeit vergeht – aber nun. In der Tat hat es mich ein bisschen eiskalt erwischt beim freitäglichen Blick auf den Kalender, der mir sagte, dass auch ein Zwölftel des gerade noch so shiny neuen Jahres jetzt schon wieder fachgerecht unter „Vergangenheit“ abzuheften sei. Um aber dem Vorsatz, mal wieder mehr zu schreiben, gerecht zu werden, anbei zumindest eine kleine Rekapitaluation des Auftakts.

GEREIST

  • Krakau: Hier begann das neue Jahr 2019 – und das war ziemlich cool! Schöne Stadt, tolle Atmosphäre, viel Geschichte, viel zu entdecken (nur nicht an Neujahr, da war Krakau im Dornröschenschlaf). Definitiv eine Reise wert!
  • Österreich. Nicht. Das alpenländliche Schneechaos durchkreuzte dann mal alle Pläne – glücklicherweise war eine Umbuchung möglich und so ist die erneute Erweckung meiner Ski-Künste nur aufgeschoben (mehr Vorfreude und so). Und das war dann am Ende sogar doppelt gut, da mich in der geplanten Reisewoche direkt mal eine dicke Erkältung mit Fieber und allen Infekt-Finessen aus den Schuhen haute.

GEMACHT

  • Halbgrazil, aber mit irrsinnig viel Spaß mal wieder auf dem Eis gestanden. <3
  • Über Schnee in Köln gefreut und die tanzenden Flocken beobachtet (bevorzugt aber aus dem Warmen :D)
  • Versucht, mehr Nachhaltigkeit ins Leben zu bringen: Statt jeden Tag das Brötchen zum Mittagessen im Supermarkt in eine Plastiktüte zu packen, nehme ich seit Anfang Januar einfach eine Plastikdose mit. Gleiches gilt für den eigentlichen No-Brainer, Einkaufstüten zum Einkauf immer vorher einzupacken, statt planlos spontan zu kaufen und dann zusätzlich Tüten kaufen zu müssen.
  • Halbmarathon-Pläne: Köln, wir beide, Herbst und 21 km?
  • Die Anfänger-Doppelkopf-Kenntnisse vertieft, gekonnt va banque gespielt, viel Ehrfurcht und Bewunderung gewonnen, aber anhand der Fakten (und Karten) doch verloren. Egal, war gut. 😀
  • Neue Läden entdeckt (siehe nächster Teil)

ENTDECKT

  • Café Schwesterherz, Ehrenfeld: Das überschwängliche Lob fürs charakteristische Quetschbrot trieb mich hin – und ich wurde nicht enttäuscht. Definitiv ein neuer Frühstücks-Favorit und Grund für die aktuelle Fladenbrot-Addiction.
  • The Coffee Gang, Hohenzollernring: Entgegen möglicher Vermutungen aufgrund des Namens war ich als weiterhin Nicht-Kaffee-Gläubige nicht für das favorisierte Koffein-Gesöff der Nation hier, sondern für den hochgelobten Cheesecake. Und ich stimme absolut und vollmundig ein ins Loblied: Bisher mein kölscher Favorit! Mega!
  • Kaffeesaurus, Friesenplatz: Stand schon länger auf meiner Liste, im Januar folgte dann endlich der erste Besuch – mit T-Rex-Sandwich (ohne Spiegelei) und Scheiterhaufen zum Nachtisch (heißt wirklich so, besteht hier aus Schoki, Blätterteig und ca. 8 Mio. Kalorien). Sehr lecker, sehr laut, aber gleichzeitig trotzdem sehr nett-trubelige-Großstadtatmosphäre, wenn man das mag.
  • Neni, 25 Hours Hotel: Die Atmosphäre im Neni ist großartig, das kann man nicht anders sagen, auch der Blick von den Fenstertischen auf die Stadt ist bezaubernd. Gerade für die vegetarischen Gerichte sind die Preise schon etwas höher – und das Essen ist lecker, aber ich muss gestehen, für das Preisniveau hätte ich so rückblickend doch noch etwas mehr Finesse erwartet. Es war nicht verkehrt, aber – wie drücke ich es aus? Vielleicht so: Ich war dann doch etwas enttäuscht.

GESEHEN
Ja, der Januar war definitiv Netflix-, Film-, Serien- und Doku-Monat, bedingt aber auch durch besagte Erkältung. Naja, und durch Winter-Schmuddelwetter.

  • Suits (geht immer), Narcos Mexico (nicht so gut wie Staffel 1 und 2, aber trotzdem gut), The Good Fight (an einem Tag durchgebinged und sehr gemocht), Queer Eye, Staffel 2 (die 5 sind einfach großartig) und You (ein Wiedersehen mit Penn Badgley, gut gemacht – und creepy)
  • Twilight (nicht das mit den Vampiren, sondern der mit Richard Gere – spannend und gut gemacht, wenn man Justiz-Thriller mag), Wolf of Wallstreet (nicht so meins – sorry, Leo!)
  • Fyre – The greatest party that never happened (man kommt aus dem Kopfschütteln einfach nicht mehr raus, es tut weh, zuzusehen, aber ist definitiv eine Empfehlung wert) und Abducted in Plain Sight (schmerzhaft und völlig verstörend)

GEHÖRT

  • Nicht genug – denn ich habe immer noch nicht entsprechenden Speicherplatz auf dem Smartphone freigeräumt, um endlich wieder mehr Musik dort zu platzieren. Daher nur wenig musikalisches Programm im Januar:
  • Joseph & Maia – als Straßenmusiker hier in Köln entdeckt und seit dieser Zeit haben sie einen festen Playlist-Platz – und das zu Recht. Die beiden hätten definitiv die große Bühne verdient.
  • Leoniden – Sisters: Café-Entdeckungs-Soundtrack, ganz entspannte gute Laune
  • Born – Hugo: irgendwie oldschool, aber saucool, perfekter Motivations-Track

GELESEN

  • Zu viel bei Facebook, Twitter und Co., daher zu wenig Bücher – und auch das eine noch nicht zu Ende: The particular sadness of lemon cheesecake von Aimee Bender, das aber bisher sehr zu empfehlen ist. Charmante, quirky Handlung, schön gezeichnete Charaktere, tolle Idee. Unterhaltsam, dabei aber nicht flach, sondern auf eine Art emotional, dass man quasi direkt in den Schuhen (oder eher Geschmacksnerven) der Protagonistin steckt.

Und insgesamt so?

Der Start ins neue Jahr war großartig und ich mag die unbändige Energie, die damit einhergeht, sehr sehr sehr. Ich freu mich auf 2019, auf vor mir liegende Pläne, auf das, was das Jahr so bringen wird. Ich mochte, dass der Januar so viel Ruhe hatte, wenngleich das zugegeben nicht ganz freiwillig passierte und der Februar gern ohne sich hinziehende Erkältung und Kopfschmerzen auskommen darf. Aber vielleicht war das auch ein Zeichen, damit ich wirklich mal etwas runterkomme. Daher versuche ich, auch im Februar etwas Ruhe beizubehalten. 😉

(Dieser Beitrag ist ein rein privater, jeglichen Namensnennungen und Empfehlungen liegt keinerlei Kooperation, Bezahlung, Vergünstigung oder Abstimmung mit zugrunde.)

2018: Ways down memory lane

Auch wenn das neue Jahr 2019 schon die ersten Tage hinter sich hat, möchte ich doch die Gelegenheit nutzen, dem alten Kumpel 2018 noch mal einen Blick hinterher zu werfen. Und wie jedes Jahr geht das für mich erst, wenn es komplett vorbei ist und es ein bisschen Zeit gab, damit sich alles einmal setzt. Also dann, 2018, wie warst du so?

Tatsächlich ist es schwer, 2018 in wenigen Worten zu greifen, dafür war dann doch – wie immer – zu viel los. Insgesamt war es ein schönes Jahr mit Momenten für die Ewigkeit (Runrig!) und einer nicht unerklecklichen Menge Reisen und Reisen in die Vergangenheit, satte 22 Ziele an der Zahl (eieiei!). Aber von vorn:

JANUAR
Mein Januar begann in Lissabon mit Blick auf Hafen und Feuerwerk aus einem zauberhaften verwinkelten Airbnb in Alfama – ein ziemlich grandioser Start! Zurück in Köln las ich seit Langem mal wieder viel (die Morck-Reihe von Adler-Olsen, definitiv zu empfehlen), sah Hamlet und war auf Heimatbesuch in Kassel zum ersten Mal überhaupt im Grimm-Museum. Und der Januar machte Reunions, Revivals und Nostalgie alle Ehre: In München stand ich mit der Patagonien-Crew zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder auf Skiern. Auf einer roten Piste. Vereist. Vielleicht nicht der smootheste Start ins wieder-Skifahren, aber mit den besten Begleitungen klappte es – irgendwie – doch (special thanks an die beste frühere Ski-Lehrerin der Welt!).

FEBRUAR
Skifoan war auch bestimmendes Thema im Februar, denn in Österreich – für die Memory Lane passend in Bad Gastein, wo mein letztes Ski-Erlebnis stattfand – nahm ich das Thema eine Woche lang wieder in Angriff. War das anstrengend! Aber es lohnte sich, machte irre Spaß und nach ein paar Tagen war ich wieder drin im Ski-Fieber. Ansonsten bot der Februar das Experiment „in Köln Karneval entgehen und stattdessen Möbel aufbauen“ (erfolgreich), ein Konzert von den High Kings (großartig!) und mein 4-jähriges Köln-Jubiläum inkl. erinnerungswürdigem Abend mit Uni-Freunden.

MÄRZ
Der März lief dann tatsächlich mal etwas geruhsamer an: Mit Mama verbrachte ich ein Wellness-Wochenende in Aachen und in Köln wartete eine irre niedliche kleine Katze darauf, gesittet zu werden. Gut, das war dann dank immer früherem an-der-Tür-kratzen im Morgengrauen zumindest schlafraubend, aber wer kann Katzen schon irgendwas übel nehmen? <3 Und nach dem kleinen Tiger wartete auch ein großer, zumindest laut Logo: Der erste Besuch im Tigermilch in Köln – ich wurde direkt zum Fan!

APRIL
Im April ging es nach Berlin und die Hauptstadt wartete ebenfalls mit zwei Wiedersehen: Mit einem Uni-Freund, den ich seit sechs Jahren nicht mehr gesehen hatte und der definitiv den Preis bekommt für das lustigste spontane Treffen inklusive gemeinsames zwischen-zwei-Terminen-die-Stadt-durchqueren. Und mit einer früheren Kollegin, die einen großen Anteil hatte, dass ich 2014 in Köln landete und meinen Happy Place hier fand – Grund genug, das mit Dumplings und Gin zu feiern!

MAI
New friends, old favourites, amazing food: Anfang Mai stand ein Wochenende in London auf dem Plan – inklusive kulinarischer Highlights irrer Bandbreite (ja, in Großbritannien!): Vom besten Hot Dog überhaupt bis zum Fine Dining im Lima… Und dann war da auch noch diese spontane Gartenparty in Notting Hill, die doch nicht nur bis zum frühen Abend dauerte, sondern bis in den frühen Morgen ging, weil: Zu nette Gäste, zu gute Gespräche, eine zu gute Zeit, um früh zu gehen. Doch auch Köln hatte seine ganz eigene Mai-Magie – der unendliche Sommer streckte seine ersten Fühler aus, ein Kollege füllte den Büro-Kühlschrank mit mehreren Packungen TimTams,und ich entdeckte im Rewe um die Ecke nach jahrelanger Abwesenheit Gatorade Blue – perfekt!

JUNI
Anfang Juni stand ich in der Kölner Lanxess Arena, schwelgte in Schottland-Erinnerungen und dachte, dieses Konzert von Runrig sei das letzte, das ich jemals sehen würde. Little did I know… Wieder einmal durch die schicksalhafte Hand von Twitter und einer Online-Buchung im High-Speed-Verfahren stand fest, dass das letzte Konzert im August nicht ohne uns stattfinden würde. Das allein wäre schon genug für ein Alleinstellungs-Juni-Highlight, doch es folgten noch mehr: Mitte des Monats ging es auf einen Stakkato-Roadtrip von Neapel (Straßenverkehr überlebt!) über die wahnsinnig schöne Amalfi-Küste, Pompeji for more history, einen Geburtstags-Abstecher nach Rom und von dort aus weiter ins lebhaft-studentische Siena, die historischen Gassen von Verona und auf maximaler Bandbreite über die Memory Lane in die Dolomiten zum Klettern, Wandern und Gletscherseen überwinden. Und damit sich das nicht alles liest, als sei alles immer picture perfect: Da gab es definitiv low lights wie eine Toiletten-Kanalisation mit Rück-Schluckauf zu meinem Geburtstag (gerettet durch ein sehr nettes Hotel, viele Fäkalien-Witze im Tagesverlauf und Unmengen Wein) oder den Moment, in dem der Berg gegen mein Knie gewann – aber auch das gehört dazu. Und auch ungute Momente sind mit der richtigen Begleitung, der passenden Einstellung und fragwürdigen Witzen durchaus erinnerungswürdig. 😀

JULI
Den Schluss-Akkord der Italienreise setzte der Gardasee (höllisch touristisch überlaufen, aber im Norden sehr schön), von dort aus ging es nach Toulouse, weiter alten Zeiten hinterher: Nach immerhin 15 Jahren war ich das erste Mal wieder in Trébes, meinem zweimonatigen Schüleraustausch-Domizil. Ich lief erneut mit den charakteristischen bunten Lollis durch die Cité von Carcassonne, die vielleicht niedlichste Katze Frankreichs machte es sich auf mir bequem und in Toulouse warteten spätabendliche Weinbar-Besuche und ein Wakeboard-Wettbewerb, dem man am besten natürlich essend zuschaut. 😀
Das klingt schon viel? In der Tat, und es ist mir fast unangenehm, das zu schreiben: Ende Juli folgte noch ein Besuch in Oslo – und die Stadt eroberte sofort mein Herz und sicherte sich einen der Favoritenplätze. Bei 37 Grad direkt vom Hafen in die Ostsee springen, Tonnen an Lakritz-Softeis essen und irre Skulpturenparks waren nur einige wunderschöne Momente. Oslo, I’ll be back (auch wenn du dann gern etwas günstiger sein dürftest ;)).

AUGUST
Während ich das hier schreibe, frage ich mich schon, wie all das eigentlich in ein Jahr gepasst hat – denn auch der August war pickepackevoll. Mit der Patagonia Reunion Teil 2 in Köln, einem Abend in Kölns neuer Bar with a view, der Monkeys Bar, inklusive dem Zitat des Jahres und erneut zwei Reisen (vielleicht bin ich einfach irre).
Mitte August erlebte ich, auch wenn es schwer auszuwählen ist, mein absolutes Jahres-Highlight: Für das vorletzte Runrig-Konzert flog ich nach Schottland und war erneut sicher, dass es mein letztes sei, schließlich war das allerletzte Konzert am folgenden Tag quasi seit Ticket-Release ausverkauft. Und dann kam der Box-Office-Mensch und plötzlich war das Unvorstellbare real – ungläubig war ich 2018 seltener: Aus dem Nichts hatte ich zwei Tickets für die letzte Show ever und konnte sie tatsächlich sehen (mehr dazu hier)! Und auch die Rückfahrt nach Manchester vier Stunden durch die müde, schottische Nacht war mehr als erinnerungswürdig – das war definitiv the trip of a lifetime!
Ganz gemäß dem Jahresmotto, das weder bewusst gewählt noch aktiv verfolgt wurde, war ich Ende August auch noch in Stockholm. Dort folgte eine Stadtführung über die Dächer der Stadt, es gab scharfe Konkurrenz für die Londoner Hot Dogs bei Östermalms Korvspecialist und ein Geburtstagsdinner am Hafen, ebenfalls einer meiner Lieblingsmomente. Denn die beste Begleitung, eine schöne Stadt und gutes Essen – was will man mehr?

SEPTEMBER
Um mich mal wieder ein bisschen runter zu holen, schenkte mir das Leben im September die Quittung und verordnete mir eine vielleicht sehr berechtigte Zwangspause mit zwei Erkältungswochen. Aber das ist wohl fair. 😉

OKTOBER
Auf Dienstreise stolperte ich in Berlin im Oktober über die Mauer und Köln bestach nach Wochen irrer Hitze mit vielen Goldener-Oktober-Momenten – wer also immer noch nicht glaubt, dass Köln schön sein kann, hätte im Oktober her kommen sollen. 😉

NOVEMBER
Off-season auf den Azoren: Eine seeehr ruhige Woche mit Wanderungen, Bädern in Hot Springs und viel Schlaf war der perfekte Start in den November. Insel-Fazit: Wahnsinnig tolle Landschaft (eine Mischung aus Hawaii und Schottland), und definitiv ein empfehlenswertes (und dazu überraschend günstiges) Reiseziel! Um auch den November noch etwas voller zu packen, stand gegen Ende noch ein Hamburg-Besuch bei Freunden an – inklusive Wiedersehen nach viel zu langer Zeit, einer spontanen Winter-Party und besten Reise-Gesprächen.

DEZEMBER
Die letzte Dienstreise des Jahres führte mich nach Mecklenburg-Vorpommern zum Finale von Mister Germany – dass ich dafür ein Derby verpassen würde, hätte ich vorher auch nicht gedacht, aber: Alles für den guten Zweck. 😉 Mit Mama verbrachte ich ein vorweihnachtliches Wochenende in London, freute mich über die hübschen Beleuchtungen auf der Regent Street, die Arancini bei Zizzi und die schöne Zeit. Nach sehr entspannten und ruhigen Weihnachtstagen setzte dann Krakau dem Jahr noch ein i-Tüpfelchen auf, wobei zugegebenermaßen ein paar Tage in Köln auch völlig ok gewesen wären (hallo, Rastlosigkeit!). Doch das heißt nicht, dass Krakau nicht gefiel: Mit einem erinnerungswürdigen Besuch und Jahresrückblicks-Reflektionen im Cytat Kaffee, entspannten Touren durch die Stadt und natürlich ausreichend Pierogi, Kotlet schabowy und der Entdeckung von Ginger KitKat waren auch dies Tage, die ich nicht missen wollen würde.

Gerade bin ich, nachdem ich all das aufgeschrieben habe, erneut überwältigt. DANKE 2018, für so viele schöne Erinnerungen, Wahnsinnsmomente, neue Favoriten, tolle Menschen, Erkenntnisse, Entwicklungen, Reisen, alles. Für 2019 nehme ich mir dennoch vor, etwas mehr Ruhe herein zu bringen und bin gespannt, ob ich das als Reiseplanungs-Duracell-Häschen so schaffe. Ich bin gespannt auf dieses neue Jahr – wenn es nur in etwa so wird wie 2018, wird definitiv alles schon ganz wundervoll. DANKE, ihr 365 Tage und DANKE all euch tollen Menschen, die das Jahr am Ende vor allem dazu gemacht haben, was es war! <3

(Dieser Beitrag ist ein rein privater, jeglichen Namensnennungen und Empfehlungen liegt keinerlei Kooperation, Bezahlung, Vergünstigung oder Abstimmung mit zugrunde.)

5 Gründe fürs Laufen auch im Nieselregen

Es ist November und draußen sieht es auch genau so aus: Grau, diesig, Nieselregen, bäh. Kein Wunder, dass sich der innere Schweinehund eigentlich nur mit Decke, Tee und Keksen auf der Couch rumfläzen will. Das liegt auch total nahe – aber gestern überwand ich ihn dennoch, zerrte ihn hinaus und ließ ihn im Nieselregen-Duell auf der Mittelstrecke gegen das innere Ehrgeiztier antreten, Letzteres gewann. Und dabei fand ich auch direkt noch mindestens 5 Gründe für mehr Läufe im Nieselregen, so wenig verheißungsvoll sie sich zunächst auch präsentieren mögen:

1. Erfrischung inklusive
Ja, Läufe im Sommer oder im goldenen Herbst sehen tausend Mal schöner aus – aber eigentlich finde ich temperaturtechnisch alles ab 20 Grad Celsius nicht zumutbar. Es ist Sport, man schwitzt, zusätzliche Hitze draußen ist da nicht so richtig super. Deshalb sind Läufe bei 8-15 Grad plus Nieselregen meine heimlichen Favoriten: Man schwitzt natürlich trotzdem, draußen ist es aber erfrischend. Und leichter Nieselregen ist schon angenehm kühl im Gesicht, in das man sich im Sommer zwischendurch oder nach dem Lauf aktiv kaltes Wasser schütten muss, das man hier passiv konstant bekommt.

2. Wind pustet den Kopf frei
In den allermeisten Fällen geht Nieselregen mit zumindest ein bisschen Wind einher, der den Effekt aus Punkt 1 nicht nur verstärkt, sondern gleichzeitig auf mich auch die Wirkung hat, die Gedanken noch besser frei zu pusten, von Arbeitstagen, to do-Listen, was auch immer. Tut mir leid, minimale Sommerbrisen, da kommt ihr nicht hinterher.

3. Diesig kann auch schön sein – im Kopf in Schottland
Und wenn wir schon dabei sind, was ein Nieselregenlauf mit dem Kopf macht: Mit ein bisschen Fantasie kann auch der schön sein. Zu Schottland beispielsweise gehört dieses neblige Grau, es macht die Landschaft atmosphärisch und sorgt für eine ganz eigene Stimmung. Auch Grau kann reizvoll und hübsch sein. Und wenn es das, was da landschaftlich vor einem liegt, nicht so sehr ist, dann reist man einfach im Kopf nach Schottland.

4. Es ist sonst keiner draußen.
YEP, das ist einer der besten Gründe überhaupt. Wenn ich laufe, habe ich bereits nach ca. 200 Metern einen irre hochroten Kopf, bei dem sich selbst Marathonläufer fassungslos und ungläubig umdrehen und gegen mich wie wandelnde Blässe aussehen. It’s just like that. Und ja, ich bin nicht ultimativ scharf drauf, dabei zwingend Menschen zu begegnen (zumal man ja auch einige von ihnen kennen könnte). Natürlich, es ist kein Weltuntergang, wenn doch. Aber einen Lauf mit weniger Begegnungspotential ziehe ich an sich immer vor. Und im Nieselregen reduziert sich die Menschenquote bei sonstigen 15 Begegnungen auf ungefähr zwei – perfekt! 😉

5. Das Gefühl nach dem Lauf ist noch besser.
Wenn ich so gar nicht in Laufstimmung bin, ist der Punkt, der mich am ehesten doch von einem überzeugen kann, das Wissen um das großartige Gefühl danach, wenn man den Schweinehund und die Strecke überwunden hat und die Euphorie langsam den Körper flutet. Die ist bei auf den ersten Blick so unattraktiven Konditionen nach dem Lauf noch viel größer, das ist sensationell – versprochen!