2018: Ways down memory lane

Auch wenn das neue Jahr 2019 schon die ersten Tage hinter sich hat, möchte ich doch die Gelegenheit nutzen, dem alten Kumpel 2018 noch mal einen Blick hinterher zu werfen. Und wie jedes Jahr geht das für mich erst, wenn es komplett vorbei ist und es ein bisschen Zeit gab, damit sich alles einmal setzt. Also dann, 2018, wie warst du so?

Tatsächlich ist es schwer, 2018 in wenigen Worten zu greifen, dafür war dann doch – wie immer – zu viel los. Insgesamt war es ein schönes Jahr mit Momenten für die Ewigkeit (Runrig!) und einer nicht unerklecklichen Menge Reisen und Reisen in die Vergangenheit, satte 22 Ziele an der Zahl (eieiei!). Aber von vorn:

JANUAR
Mein Januar begann in Lissabon mit Blick auf Hafen und Feuerwerk aus einem zauberhaften verwinkelten Airbnb in Alfama – ein ziemlich grandioser Start! Zurück in Köln las ich seit Langem mal wieder viel (die Morck-Reihe von Adler-Olsen, definitiv zu empfehlen), sah Hamlet und war auf Heimatbesuch in Kassel zum ersten Mal überhaupt im Grimm-Museum. Und der Januar machte Reunions, Revivals und Nostalgie alle Ehre: In München stand ich mit der Patagonien-Crew zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder auf Skiern. Auf einer roten Piste. Vereist. Vielleicht nicht der smootheste Start ins wieder-Skifahren, aber mit den besten Begleitungen klappte es – irgendwie – doch (special thanks an die beste frühere Ski-Lehrerin der Welt!).

FEBRUAR
Skifoan war auch bestimmendes Thema im Februar, denn in Österreich – für die Memory Lane passend in Bad Gastein, wo mein letztes Ski-Erlebnis stattfand – nahm ich das Thema eine Woche lang wieder in Angriff. War das anstrengend! Aber es lohnte sich, machte irre Spaß und nach ein paar Tagen war ich wieder drin im Ski-Fieber. Ansonsten bot der Februar das Experiment „in Köln Karneval entgehen und stattdessen Möbel aufbauen“ (erfolgreich), ein Konzert von den High Kings (großartig!) und mein 4-jähriges Köln-Jubiläum inkl. erinnerungswürdigem Abend mit Uni-Freunden.

MÄRZ
Der März lief dann tatsächlich mal etwas geruhsamer an: Mit Mama verbrachte ich ein Wellness-Wochenende in Aachen und in Köln wartete eine irre niedliche kleine Katze darauf, gesittet zu werden. Gut, das war dann dank immer früherem an-der-Tür-kratzen im Morgengrauen zumindest schlafraubend, aber wer kann Katzen schon irgendwas übel nehmen? <3 Und nach dem kleinen Tiger wartete auch ein großer, zumindest laut Logo: Der erste Besuch im Tigermilch in Köln – ich wurde direkt zum Fan!

APRIL
Im April ging es nach Berlin und die Hauptstadt wartete ebenfalls mit zwei Wiedersehen: Mit einem Uni-Freund, den ich seit sechs Jahren nicht mehr gesehen hatte und der definitiv den Preis bekommt für das lustigste spontane Treffen inklusive gemeinsames zwischen-zwei-Terminen-die-Stadt-durchqueren. Und mit einer früheren Kollegin, die einen großen Anteil hatte, dass ich 2014 in Köln landete und meinen Happy Place hier fand – Grund genug, das mit Dumplings und Gin zu feiern!

MAI
New friends, old favourites, amazing food: Anfang Mai stand ein Wochenende in London auf dem Plan – inklusive kulinarischer Highlights irrer Bandbreite (ja, in Großbritannien!): Vom besten Hot Dog überhaupt bis zum Fine Dining im Lima… Und dann war da auch noch diese spontane Gartenparty in Notting Hill, die doch nicht nur bis zum frühen Abend dauerte, sondern bis in den frühen Morgen ging, weil: Zu nette Gäste, zu gute Gespräche, eine zu gute Zeit, um früh zu gehen. Doch auch Köln hatte seine ganz eigene Mai-Magie – der unendliche Sommer streckte seine ersten Fühler aus, ein Kollege füllte den Büro-Kühlschrank mit mehreren Packungen TimTams,und ich entdeckte im Rewe um die Ecke nach jahrelanger Abwesenheit Gatorade Blue – perfekt!

JUNI
Anfang Juni stand ich in der Kölner Lanxess Arena, schwelgte in Schottland-Erinnerungen und dachte, dieses Konzert von Runrig sei das letzte, das ich jemals sehen würde. Little did I know… Wieder einmal durch die schicksalhafte Hand von Twitter und einer Online-Buchung im High-Speed-Verfahren stand fest, dass das letzte Konzert im August nicht ohne uns stattfinden würde. Das allein wäre schon genug für ein Alleinstellungs-Juni-Highlight, doch es folgten noch mehr: Mitte des Monats ging es auf einen Stakkato-Roadtrip von Neapel (Straßenverkehr überlebt!) über die wahnsinnig schöne Amalfi-Küste, Pompeji for more history, einen Geburtstags-Abstecher nach Rom und von dort aus weiter ins lebhaft-studentische Siena, die historischen Gassen von Verona und auf maximaler Bandbreite über die Memory Lane in die Dolomiten zum Klettern, Wandern und Gletscherseen überwinden. Und damit sich das nicht alles liest, als sei alles immer picture perfect: Da gab es definitiv low lights wie eine Toiletten-Kanalisation mit Rück-Schluckauf zu meinem Geburtstag (gerettet durch ein sehr nettes Hotel, viele Fäkalien-Witze im Tagesverlauf und Unmengen Wein) oder den Moment, in dem der Berg gegen mein Knie gewann – aber auch das gehört dazu. Und auch ungute Momente sind mit der richtigen Begleitung, der passenden Einstellung und fragwürdigen Witzen durchaus erinnerungswürdig. 😀

JULI
Den Schluss-Akkord der Italienreise setzte der Gardasee (höllisch touristisch überlaufen, aber im Norden sehr schön), von dort aus ging es nach Toulouse, weiter alten Zeiten hinterher: Nach immerhin 15 Jahren war ich das erste Mal wieder in Trébes, meinem zweimonatigen Schüleraustausch-Domizil. Ich lief erneut mit den charakteristischen bunten Lollis durch die Cité von Carcassonne, die vielleicht niedlichste Katze Frankreichs machte es sich auf mir bequem und in Toulouse warteten spätabendliche Weinbar-Besuche und ein Wakeboard-Wettbewerb, dem man am besten natürlich essend zuschaut. 😀
Das klingt schon viel? In der Tat, und es ist mir fast unangenehm, das zu schreiben: Ende Juli folgte noch ein Besuch in Oslo – und die Stadt eroberte sofort mein Herz und sicherte sich einen der Favoritenplätze. Bei 37 Grad direkt vom Hafen in die Ostsee springen, Tonnen an Lakritz-Softeis essen und irre Skulpturenparks waren nur einige wunderschöne Momente. Oslo, I’ll be back (auch wenn du dann gern etwas günstiger sein dürftest ;)).

AUGUST
Während ich das hier schreibe, frage ich mich schon, wie all das eigentlich in ein Jahr gepasst hat – denn auch der August war pickepackevoll. Mit der Patagonia Reunion Teil 2 in Köln, einem Abend in Kölns neuer Bar with a view, der Monkeys Bar, inklusive dem Zitat des Jahres und erneut zwei Reisen (vielleicht bin ich einfach irre).
Mitte August erlebte ich, auch wenn es schwer auszuwählen ist, mein absolutes Jahres-Highlight: Für das vorletzte Runrig-Konzert flog ich nach Schottland und war erneut sicher, dass es mein letztes sei, schließlich war das allerletzte Konzert am folgenden Tag quasi seit Ticket-Release ausverkauft. Und dann kam der Box-Office-Mensch und plötzlich war das Unvorstellbare real – ungläubig war ich 2018 seltener: Aus dem Nichts hatte ich zwei Tickets für die letzte Show ever und konnte sie tatsächlich sehen (mehr dazu hier)! Und auch die Rückfahrt nach Manchester vier Stunden durch die müde, schottische Nacht war mehr als erinnerungswürdig – das war definitiv the trip of a lifetime!
Ganz gemäß dem Jahresmotto, das weder bewusst gewählt noch aktiv verfolgt wurde, war ich Ende August auch noch in Stockholm. Dort folgte eine Stadtführung über die Dächer der Stadt, es gab scharfe Konkurrenz für die Londoner Hot Dogs bei Östermalms Korvspecialist und ein Geburtstagsdinner am Hafen, ebenfalls einer meiner Lieblingsmomente. Denn die beste Begleitung, eine schöne Stadt und gutes Essen – was will man mehr?

SEPTEMBER
Um mich mal wieder ein bisschen runter zu holen, schenkte mir das Leben im September die Quittung und verordnete mir eine vielleicht sehr berechtigte Zwangspause mit zwei Erkältungswochen. Aber das ist wohl fair. 😉

OKTOBER
Auf Dienstreise stolperte ich in Berlin im Oktober über die Mauer und Köln bestach nach Wochen irrer Hitze mit vielen Goldener-Oktober-Momenten – wer also immer noch nicht glaubt, dass Köln schön sein kann, hätte im Oktober her kommen sollen. 😉

NOVEMBER
Off-season auf den Azoren: Eine seeehr ruhige Woche mit Wanderungen, Bädern in Hot Springs und viel Schlaf war der perfekte Start in den November. Insel-Fazit: Wahnsinnig tolle Landschaft (eine Mischung aus Hawaii und Schottland), und definitiv ein empfehlenswertes (und dazu überraschend günstiges) Reiseziel! Um auch den November noch etwas voller zu packen, stand gegen Ende noch ein Hamburg-Besuch bei Freunden an – inklusive Wiedersehen nach viel zu langer Zeit, einer spontanen Winter-Party und besten Reise-Gesprächen.

DEZEMBER
Die letzte Dienstreise des Jahres führte mich nach Mecklenburg-Vorpommern zum Finale von Mister Germany – dass ich dafür ein Derby verpassen würde, hätte ich vorher auch nicht gedacht, aber: Alles für den guten Zweck. 😉 Mit Mama verbrachte ich ein vorweihnachtliches Wochenende in London, freute mich über die hübschen Beleuchtungen auf der Regent Street, die Arancini bei Zizzi und die schöne Zeit. Nach sehr entspannten und ruhigen Weihnachtstagen setzte dann Krakau dem Jahr noch ein i-Tüpfelchen auf, wobei zugegebenermaßen ein paar Tage in Köln auch völlig ok gewesen wären (hallo, Rastlosigkeit!). Doch das heißt nicht, dass Krakau nicht gefiel: Mit einem erinnerungswürdigen Besuch und Jahresrückblicks-Reflektionen im Cytat Kaffee, entspannten Touren durch die Stadt und natürlich ausreichend Pierogi, Kotlet schabowy und der Entdeckung von Ginger KitKat waren auch dies Tage, die ich nicht missen wollen würde.

Gerade bin ich, nachdem ich all das aufgeschrieben habe, erneut überwältigt. DANKE 2018, für so viele schöne Erinnerungen, Wahnsinnsmomente, neue Favoriten, tolle Menschen, Erkenntnisse, Entwicklungen, Reisen, alles. Für 2019 nehme ich mir dennoch vor, etwas mehr Ruhe herein zu bringen und bin gespannt, ob ich das als Reiseplanungs-Duracell-Häschen so schaffe. Ich bin gespannt auf dieses neue Jahr – wenn es nur in etwa so wird wie 2018, wird definitiv alles schon ganz wundervoll. DANKE, ihr 365 Tage und DANKE all euch tollen Menschen, die das Jahr am Ende vor allem dazu gemacht haben, was es war! <3

(Dieser Beitrag ist ein rein privater, jeglichen Namensnennungen und Empfehlungen liegt keinerlei Kooperation, Bezahlung, Vergünstigung oder Abstimmung mit zugrunde.)

BERLIN.

Eigentlich hatte ich es eilig, den Blick aufs Telefon gerichtet, die Schritte schnell, wollte nur endlich zum Hotel kommen. Eine Zeitkalkulation ohne Puffer, wie so oft – und durch kleine Google-Maps-Spinnereien verkompliziert, ich war schon zwei Mal leicht zu früh und falsch abgebogen. Gerade so erblickte ich aus dem Augenwinkel die Veränderung im Gehweg unter mir, als die Information in meinem Kopf so richtig ankam, war ich eigentlich schon fünf Schritte weiter. Eigentlich. Denn eigentlich hatte ich es ja auch eilig.

Was ich da gerade übertreten hatte, war die frühere Mauer, die Grenze zwischen den beiden Berlins, die Markierung zwischen Ost und West. Eine Mauer, die so unendlich viel höher war als ihre haptische Repräsentanz. Und ich konnte nicht anders, als innezuhalten und diese paar Schritte zurück zu gehen. So stand ich da, vor der Erinnerung an diese zwei Welten und es überrannte mich quasi völlig.

Jedes Jahr am 3. Oktober habe ich Gänsehaut, wenn ich daran denke, was da 1989 mit dem Mauerfall und 1990 mit der Wiedervereinigung Historisches, Großes, Unbeschreibliches passiert ist. Und jedes Jahr wird diese Gänsehaut eigentlich nur größer, gleichzeitig mit meiner Dankbarkeit.

Ich bin in Thüringen geboren, als die Mauer fiel, war ich niedliche zwei Jahre alt. Natürlich habe ich keine wirklich profunden Erinnerungen an diese Zeit, dafür war ich zu klein. Aber ja, ich erinnere mich an die Sensationalität der Verfügbarkeit von Bananen, an ein Sofa, das wir nach einer Wartezeit in Ewigkeit abholen konnten. An die Tatsache, dass eigentlich niemand ein Telefon hatte (allein die Tatsache, dass bis zu meiner Teenie-Zeit das Internet nicht verbreitet war, erscheint heute ja wie aus einem völlig anderen Leben – wobei, war es ja auch, aber das ist noch ein anderes Thema).

Ich mag mich nur begrenzt an das Leben im Osten erinnern. Aber am Donnerstag überwältigte es mich einmal mehr, dass mein Leben zu 98% ein völlig anderes gewesen wäre, hätte Hasselhoff damals nicht gesungen.

Ich wäre nicht in Nordhessen aufgewachsen, hätte vermutlich nicht Französisch, sondern Russisch gelernt, auf gar keinen Fall in NRW studiert oder in Kassel und Düsseldorf erste Joberfahrungen gesammelt, in Hamburg gewohnt. Köln hätte niemals mein Happy Place werden können. Meine Freunde kommen heute aus aller Welt, ohne Schwierigkeiten besuche ich die hiesigen in all ihren Städten verstreut durchs ganze Land. In meinem Kühlschrank liegen skandinavische Süßigkeiten, Getränke aus Spanien und chilenisches Ají. Ich liebe das und arbeite im Social Web, für das Freiheit essentiell ist, das Menschen verbindet und denen eine Stimme geben kann, die man sonst kaum hören würde, das neue Perspektiven ermöglicht (zumindest idealerweise).

Ich liebe es, zu reisen und ich mache das, wann immer ich kann. Das Fernweh atmet in mir, mein Kopf jongliert permanent in Koordination mit dem Smartphone mögliche Flugdaten, Reiserouten und Pläne. Freunde verbinden konstantes Unterwegssein mit mir, Bekannte fragen nach Reisetipps, ich finde das großartig. Allein in den letzten vier Jahren war ich durchschnittlich mindestens 10 Mal pro Jahr irgendwo unterwegs, habe Städte, Länder und Landschaften entdeckt, Menschen und Kulturen kennengelernt.
Es ist mir mehr als bewusst, was für ein Privileg das ist, diese Möglichkeit zu haben und nutzen zu können. Von all diesen letzten Reisezielen hätte ich nur einen winzigen Bruchteil mit der Mauer jemals besuchen können – drei Orte, um genau zu sein, und auch das nur unter allergrößter Anstrengung. Ich hätte ziemlich sicher nicht meinen Job, über den ich mich mindestens genauso definiere wie über meine Reise-Leidenschaft. Die wichtigsten Menschen in meinem Leben würde ich – mit Ausnahme meiner Mama – alle nicht kennen. Das ist unvorstellbar, aus der Welt gefallen, meine Gedanken schlagen Purzelbäume bei der schieren Vorstellung. Und nicht nur nicht die wichtigsten Menschen, ich würde die absolut überwiegende Mehrheit der Menschen in meinem Umfeld nicht kennen. Menschen, mit denen man zwar vielleicht nicht die tiefsten persönlichen Gedanken teilt, aber trotzdem gern einen Kaffee trinken geht. Die das Leben reicher und die eigene Welt bunter machen, einfach, weil sie da sind. Ich wäre nicht da. Denn ich wäre faktisch nicht ich.

Und dieser Gedanke ist so irre, das ist kaum in Worte zu fassen. Ich bin unendlich dankbar für jeden Einzelnen, der an die Wiedervereinigung und an die Freiheit geglaubt, für dieses historische Wunder gekämpft und es ermöglicht hat und sich weiter jeden Tag für genau eine solche Welt einsetzt. Nichts ist egal, Werte sind wichtig, Freiheit macht Biografien, wir dürfen Dinge nicht für selbstverständlich nehmen, sondern müssen immer wieder für sie kämpfen. Für mich wurde dieses Land nicht nur verdoppelt, sondern eine ganze neue Welt erschaffen und damit meine eigene ermöglicht.
DANKE dafür, dass ich ich sein darf.

Liebster Award – 7 Fragen zu Reise-Missgeschicken, Auswanderer-Träumen und unvergesslichen Momenten

Wofür ich das Internet und besonders Instagram, Twitter und Blogs liebe: Immer wieder kommt man mit neuen interessanten Menschen in Austausch, entdeckt Gemeinsamkeiten und knüpft Kontakte, die sonst vielleicht nicht oder nur viel schwerer entstanden wären.
Vor Kurzem entdeckten die liebe Travel-Tina und ich über Instagram erst unsere gemeinsame Begeisterung für Runrig, dann für Schottland (das lag nahe, zugegeben) und dann fürs Reisen überhaupt. Und kurzum nominierte sie mich danach für den Liebster Award, der noch immer dabei helfen soll, Blogs zu vernetzen und neue zu entdecken. Und da es um mein Lieblingsthema Reisen geht, stehe ich hier natürlich Rede bzw. Schreibe und Antwort. 😉
(Dieser Beitrag lag übrigens ernsthaft und unverständlicherweise schon seit Wochen unveröffentlicht in den Entwürfen – aber da mir die Sichtung eines Schottland-Bildes von Tina gerade einen schuldbewussten Reminder durch den Kopf schoss, möchte ich ihn trotzdem heute noch veröffentlichen, denn die Fragen waren glücklicherweise nicht zeitkritisch – puh! ;))

  1. Welche Reise/welches Erlebnis war Auslöser für deinen Reiseblog?

Ha, maximal eine Reise nach Dortmund – aber keine im klassischen Sinne eines Travelblogs. 😀 Ich habe erst einmal einfach so, ohne festgelegten Themenfokus und nur aus Spaß am Schreiben angefangen, zu bloggen. Mein erster Beitrag drehte sich um meinen Derbybesuch mit einer damaligen Kollegin, deren Herz Königsblau gehört. Auch danach habe ich weiter über Diverses geschrieben, von Fußball über Digitales, kleine Momente und Gedanken bis zu lokalen Entdeckungen und großen Reisen. Und selbst heute ist dieses Blog kein klassisches reines Travelblog, auch wenn sich der Fokus immer mehr aufs Reisen verlagert hat, weil ich immer mehr unterwegs bin und mich der viel zitierte Travel Bug nicht in Ruhe lässt (was er aber auch gar nicht soll). Zugegeben: Viiiieeele Beiträge warten auch noch drauf, endlich mal geschrieben zu werden. Ich arbeite dran. 😉

  1. Hand aufs Herz – was ist bei einer deiner Reisen so richtig schief gelaufen?

Glücklicherweise lief bisher wenig so richtig irre schief – doch dieses Jahr machte ich dann leider eine sehr unschöne Airbnb-Erfahrung, auch wenn ich Airbnb bis dato immer mochte. In der Wohnung rumorten kurz nach Ankunft schon die Rohre im Bad, der Host wollte am nächsten Tag vorbei kommen. Als ich an diesem aufwachte (es war gleichzeitig mein Geburtstag), war meine erste Entdeckung, dass der Badezimmerboden getränkt war in all dem, was eigentlich in die Toilette gehört und was niemand jemals mehr wiedersehen wollte. Ein doch beschissener Start in den Tag, höhö. Es folgten: Ein Umzug ins Hotel, ein Tag voller Fäkalwitze (der davon abgesehen aber doch noch sehr schön wurde) und leider auch noch eine Airbnb-Mediation, um hier nicht den vollen Preis zu zahlen (ging dann doch gut aus).

  1. Wenn du auswandern müsstest, wohin würdest du auswandern? Und warum?

Australien, ganz klar! Vor fünf Jahren hab ich einige Zeit in Sydney verbracht und mein Herz an die Stadt verloren. Und ja, ich weiß, konstant irgendwo zu wohnen ist immer noch mal etwas anderes als zeitlich befristet an einem Ort zu sein, aber Sydney ist ein Herzensplatz. Wasser und Strände, die Blue Mountains, unendlich viel zu entdecken, viel Grün trotz Großstadt-Atmosphäre und vor allem: Die Einstellung der Menschen. Es ist großartig. Damals hab ich irgendwie an diesem anderen Ende der Welt wieder zu mir gefunden und hatte erstmals seit langer Zeit wieder das Gefühl, bei mir zu sein – und das braucht es, damit ich mich zuhause fühle.

  1. Welches Land interessiert dich überhaupt nicht?

Puh, es gibt eigentlich kaum Länder, die mich so überüberhaupt nicht interessieren, vor allem, wenn ich mich einmal näher in die Recherche stürze. Es gibt einige, die ich aktuell eher nicht bereisen würde, aber grundsätzlich spannend finde, aber das ist ja nicht gemeint. Tatsächlich interessieren mich meist Länder und Orte, die gerade gehyped werden oder irgendwie trenden weniger – in den letzten Jahren waren das (zumindest gefühlt) Kuba, Vietnam oder auch Bali. Auch Länder, in denen man allgemein und vor allem als Frau nicht sicher reisen kann, stehen nicht so auf meiner Bucket List.

  1. Welches Land steht aktuell ganz oben auf deiner Bucket List? Und warum?

WIE.SOLL.ICH.MICH.DENN.DA.BITTE.FÜR.EINES.ENTSCHEIDEN? Es sind in der Tat verschiedene, aber ich versuche zumindest, mich zu begrenzen: Die weitere Erkundung von Australien steht seit damals ganz weit oben auf der Liste, leider braucht diese in jeder Rechnung eigentlich immer mehr Zeit als der klassische Jahresurlaub hergibt. Aber ich würde unglaublich gern im Great Barrier Reef tauchen, auf Frazer Island umherdüsen, durch Tasmanien reisen und an der Westküste entlang fahren – und natürlich das Red Center sehen. Wenn ich mich nur für ein Ziel entscheiden müsste, wäre es vermutlich dieses. Seit beeindruckenden Berichten kürzlich hat meine Reisepläne aber auch Martinique sehr eingenommen, zudem stehen Hawaii, Kanada und Südafrika ebenfalls sehr weit oben. Und dann sah ich da neulich diese Reiseberichte über Kirgisien und Armenien – auch irre beeindruckend. Ha, und Nepal natürlich zum Wandern (erwähnte ich, dass Begrenzung nicht meine Stärke ist?)!

  1. Gibt es etwas, dass du aus deinen Zielländern sammelst oder als Souvenir für dich mitnehmen musst jedes Mal (z.B. Magnete, Aufnäher, Karten, etc.)?

Nichts Konkretes/Spezifisches, auf das ich wirklich achte oder das ich systematisch sammele. Ich sammele natürlich Erinnerungen und vor allem Fotos, gleichzeitig wandert erfahrungsgemäß auch immer einiges an Kleinkram in die Reisekiste, das kann aber ganz Unterschiedliches sein. Was ich jedoch oft mitnehme: Visitenkarten von Restaurants, wenn sie in irgendeiner Form memorable waren und sich ein Wiederkommen (oder Weiterempfehlungen an Freunde) immer lohnen würde, man aber Gefahr läuft, den konkreten Namen zu vergessen.

  1. Welches ist dein schönster Reisemoment aus diesem Jahr? Einer, der dich auch jetzt noch zum Strahlen bringt!

Das ist ganz, ganz einfach – und lustigerweise genau der, der mich zu diesem Beitrag und zum Austausch mit Tina brachte: Im August war ich für ein Wochenende in Schottland, um das Abschiedskonzert von Runrig in Stirling zu sehen. Schon die Karten für den Freitag, ein Zusatzkonzert durch hohe Nachfrage, zu bekommen, grenzte an ein Wunder. Durch pure Magie bekam ich aber am Samstag auch noch ein Ticket für das aller-, allerletzte Konzert jemals und es war die Show meines Lebens. Ich bin immer noch fassungslos und einerseits voller, andererseits aber auch ohne Worte. Das ist schwer zu beschreiben, es waren alle Emotionen auf einmal, von unfassbarer Freude und Glück bis zu Traurigkeit, weil es nun einmal The Last Dance war. Aber das Positive überwiegt und ich bin unendlich dankbar dafür, da gewesen zu sein (und kann es immer noch nicht ganz glauben). Das war das Konzert meines Lebens und ich werde es niemals vergessen. Wer mehr drüber erfahren will: Über sowas musste ich natürlich endlich mal wieder bloggen, siehe hier. 😉

Meine Fragen
So, nun darf ich auch ein paar Fragen stellen und nominiere an dieser Stelle die großartige Kirsten, Anna von Beats-n-Eats und Helen von Kleinstadtliebe (sowie natürlich alle, die Lust haben, das Ganze aufzugreifen). 😉

1. Welches war die erste Reise, die du je allein gemacht hast? Wohin ging sie und was hast du aus der Erfahrung für dich mitgenommen?
2. Dein bester Tipp, um neue Orte abseits der klassischen Sightseeing-Spots zu entdecken?
3. Gibt es etwas, das du auf Reisen schon immer mal machen wolltest, aber noch nie gemacht hast?
4. Wie, wo und durch was lässt du dich für neue Reisen inspirieren?
5. Nutzt du Reise-Apps? Auf welche würdest du auf keinen Fall verzichten wollen?
6. Reist du voll durchgeplant oder lässt du dich vor Ort spontan treiben?
7. Was war dein bisher verrücktestes Reiseerlebnis?

Ein Ausflug nach Peru – in Köln

Tigermilch Kitchen – als bekennender Fan von Großkatzen muss ich zugeben, dass ich allein beim ersten Sichten des Logos des noch nicht allzu lang eröffneten peruanischen Restaurants im Belgischen Viertel bereits Affinitäten hegte. Gleichzeitig kam die Entdeckung gerade recht: Nieselige Wintertage schreien ja quasi danach, Neues zu entdecken und so das Grau draußen durch Dinnerspaß mit Freunden zu übertünchen.

Das ewige erste Hindernis – die Reservierung, bzw. das daran denken, doch noch anzurufen und zu reservieren – löst sich im Tigermilch direkt in Wohlgefallen auf: Ich konnte innerhalb von Minuten problemlos über einen Messenger Bot bei Facebook einen Platz reservieren. Yay! (Und ja, man glaubt es kaum: Ich rede unendlich viel, aber zu telefonieren, um Termine/Reservierungen/Ähnliches zu vereinbaren, widerstrebt mir ungemein).

Vorgestern war es dann soweit: Mein erstes peruanisches Dinner, bzw. genau genommen mein erstes peruanisch-japanisches Fusion-Erlebnis (noch mal yay!). Locationtechnisch ist das Tigermilch natürlich schon ein bisschen hipsterig, aber das ist keineswegs negativ. Der Laden selbst ist angenehm puristisch mit leichtem südamerikanischen Einfluss – aber grundsätzlich geht’s ja auch um die Küche. Da konnten wir uns trotz der Tatsache, dass diese nach dem Tapas-Prinzip funktioniert und wir zu viert waren, kaum entscheiden: So viele leckere Dinge!

Ceviche Tigerstyle

Um das Ceviche kommt man bei peruanischen Einflüssen natürlich kaum herum – aber wer will das auch schon? In diesem Fall fiel die Wahl auf das Ceviche Tigerstyle mit roter Beete, Apfel, Süßkartoffel und Aji Amarillo (endlich wieder Aji!). Zur Ergänzung gab es das Tiradito Nikkei, Lachsscheiben mit Sellerie, Sesam, Amarillo, Mirin, Sojasauce und natürlich ebenfalls Aji.

Causa Pollo

Die Causa de Pollo war dann wieder klassischer peruanisch – und für mich eine Neuentdeckung: Fluffiger Kartoffelstampf, Avocado, Süßkartoffeln, feine Hähnchenfüllung und Mayonnaise. Klingt vielleicht erst mal gewöhnungsbedürftig, war aber großartig. Und es sah auch aus wie aus dem Sterne-Restaurant serviert!

Die flambierten Rindshüftwürfel haben sich vor allem mit ihrer angenehm scharfen Sauce in meinen Rachen und in mein kulinarisches Herz gebrannt. Heißt aber natürlich nicht, dass da nicht auch noch Platz für Schweinerippchen mit japanisch anklingender Barbecue-Sauce oder den Gewinner nach Namen, das Hähnchen „Superlimon con Limon“ (könnte ich ständig einfach nur bestellen, um es zu sagen – aber auch, um es zu essen) wäre.

Arancini. Also fast. Na gut, frittierte Maniokbällchen – mit Käse!

War’s das schon? Neeeeheiiin, denn das Tigermilch hätte da auch noch diverse knusprige Köstlichkeiten anzubieten. Mein Favorit: Die frittierten Maniokbällchen mit Käsefüllung, quasi meine peruanische Variante von Arancini, meinem konstatierten Food-Suchtproblem. Dazu gibt’s, ebenso wie zu den Yuca Frita drei von sieben hausgemachten Dips. Als vorbelasteter Fan merkwürdiger Kombinationen eroberte die Soja-Mayo mit Purpurmais, Zimt und Ananas-Apfel mein Herz, und nicht nur meines. Wenn ein Dip jemanden überzeugt, der Ananas und Zimt sonst geschmacklich wirklich fies findet, aber in der Komposition mag, dann muss man wohl sagen: Alles richtig gemacht, liebes Tigermilch. Das gilt übrigens auch für die Quinoa-Kürbis-Kroketten und die klingen jetzt wirklich hipsterig. Ehrlicherweise sperrt sich in mir grundsätzlich meistens schon etwas bei sogenanntem Superfood-Quinoa-Overload, aber, was soll ich sagen: Der Tiger überzeugte auch da. Miau.

Und sonst so? Was man vielleicht fairerweise sagen muss, ist, dass die Portionen teilweise recht klein, dafür aber eher aus der Kategorie hochpreisiger sind. Das erklärt sich jedoch bei der Qualität wieder ganz gut, die man schmeckt – und wie schwierig es z.B. allein ist, ordentliches Aji hierzulande zu bekommen, durfte ich selbst kürzlich recherchieren. Getränketechnisch gibt’s natürlich die Wahl zwischen Kölsch (so viel Lokal-Wahl muss dann wohl sein ;)) und Pisco Sour, der in diesem Fall trotz meiner allgemeinen Ablehnung Bonuspunkte für die Menu-Kategorie („Pisco Disco“) bekommt.

Generell ist es im Tigermilch eher etwas lauter, für mich aber durchaus authentisch für noch mehr südamerikanisches Come-together-Gefühl. Und ehrlicherweise ist das bei den Tapas-Varianten, die uns da serviert waren, sogar auch fast unbedeutend: Allein für diese Küche muss man ganz, ganz dringend wieder kommen.

(Dieser Beitrag ist eine rein private Meinungsäußerung und Empfehlung, der keinerlei Kooperation, Bezahlung, Vergünstigung oder Abstimmung mit dem Tigermilch Köln zugrunde liegt.)