2019 – Ahoi, Adrenalin!

Tauchen mit Haien, stundenlanges Klettern an ausgesetzten Routen, ein unerwarteter TV-Dreh, Skifoan auf Eispisten mit kurzfristigem Nebel – ich kann jetzt wirklich nicht sagen, dass 2019 besonders bescheiden war, als Adrenalinschübe verteilt wurden. Aber: Es war definitiv auch ein Jahr, in dem ich diverseste Male auf unterschiedlichste Art und Weise über mich hinaus gewachsen bin. Grund genug, dann doch noch mal mit der alljährlich obligatorischen Verspätung einen Blick zurück zu werfen (nicht, dass ich das aufgrund akuter Australien-Vermissung nicht sowieso täglich machen würde):

Januar
Der Januar begann mit Feuerwerk und Soplica in Krakau – definitiv schon mal ein fulminanter Start! Zurück in Köln zog es mich endlich wieder auf die Eisbahn, in diesem Fall die des noch geöffneten Weihnachtsmarktes (Köln = <3). Am nächsten Tag zog dann ungefähr jeder Muskel in meinen Beinen, aber: Das war es wert! Was sich lieber hätte direkt verziehen können, waren die Kopfschmerzen der folgenden Tage, aber: Was will man machen? Dafür zog ich noch mal mehr durch Köln, entdeckte tolle neue Läden wie das Café Schwesterhez (Quetschbrot!) oder den Kaffeesaurus. Ansonsten lief der Januar, wie es sich traditionell für die graue Eminenz des Frost- und Regenmonats gehört: Viele Serien gesehen, gelesen, als Doppelkopf-Anfänger teilgekonnt va banque gespielt (und verloren, aber mehr gelernt).

Februar
Mittlerweile steht schon fast das 6-jährige Köln-Jubiläum an, dabei kann ich die halbe Dekade Herzstadt noch gar nicht richtig fassen. Im vergangenen Februar waren sie also voll, die 5 Jahre Köllifornia. Gefeiert wurde, wie es sich gehört, mit Stadt und Lebensart definierenden Getränk (natürlich nicht nur einem, weil das sowieso nie funktioniert). Den Vorsatz der Ruhe erfüllte ich wie immer nur so halberfolgreich und verbrachte spontan ein paar Tage in London. Auch wenn ich immer noch keinen Kaffee trinke, gab es Liebe für das Department of Coffee and Social Affairs und vor allem die Kaffeebecher „Coffee first, then your mundane bullshit“ :D). Die maximale Punktzahl auf jeder Frühstücksskala ging dann aber doch an das Daisy Green – australisches Frühstück, wat willste maache? Ansonsten bot die brexitgebeutelte Metropole schwer nostalgische Straßenmusik, einen ungeplanten Shoppingtrip und neue Perspektiven – eine Menge für ein paar Tage also. London, I’ll definitely be back!


März
Nachdem ich 2018 das Skifahren nach langer Abstinenz wieder entdeckte, stand auch 2019 eine Woche Pistenrausch auf dem Plan. An der Gondel schien mir direkt die bunt illuminierte Anzeige „Willkommen im offiziellen Ski-Gebiet des S04!“ entgegen – wenn man nicht alles selber bucht! ;). Der Himmel konnte in der Woche leider kein königsblaues Versprechen halten, sondern gab sich eher bedeckt – ungefähr so wie die nicht amüsierten Bayernfans in der ans Hotel angeschlossenen Sportsbar auf die Frage, ob Liverpool nicht doch verdient gewonnen habe. Dass der Wirt und sein Sohn beide große BVB-Fans waren, war dann auch der beste schwarzgelbe Ausgleich im blauen Skigebiet – und beide allein wären ein großer Grund, zurück zu kommen. Auch die Pistenlandschaft war grundsätzlich großartig, gerade für den Wiedereinstieg, auch wenn das Wetter nicht ganz so mitspielte. Aber: Man wächst ja an seinen Eispisten. 😉
Viel Eis, aber eher in alkoholischen Getränken, folgte dann auch in Hamburg: Aus 1-2 geplanten Drinks mit einem viel zu lange nicht gesehenen Kollegen wurde ein Rückweg zum Hotel in der Morgendämmerung. Nach einem Konterburger und mehr großartigen Menschen löste ich auch ungeplant sofort ein weiteres Ticket in den Norden: Auf der Marktstraße (jaja, immer wieder dort!) probierte ich mit maximalem Leichtsinn eine Abendrobe ohne jeden vordefinierten Einsatzzweck an, die leider meinen Namen schrie. Da sie noch einen Saum benötigte, benötigte ich noch ein Wochenende in Hamburg, aber das geht ja immer.  

April
One day in Paris – klingt wie der Titel eines vor Kitsch triefenden Songs, war für einen Tag Wirklichkeit. Allerdings nicht für ein romantisches Tête-à-tête, sondern für das Wiedersehen mit einer australischen Freundin nach über 5 Jahren. Trotz Nieselregen fühlte ich mich sehr parisienne, wie ich klischeehaft entlang einer duftenden Boulangerie und durch einen Park lief, bevor wir in einem Café mit dem Wein schon zum Mittagessen anfingen.
Geweint wurde dann auch in Hamburg, nur anders: Nicht etwa wegen der Kleidanprobe (Liebe!), vielleicht schon eher wegen des etwas komplexen Transports, am ehesten jedoch wegen des desaströsen BVB-Spiels am Abend. Aber: Die beste Gesellschaft wird ja durch wenig ruiniert. <3

Mai
Zack, Mai: Zeit, in der alten Heimat ausgiebig durch die Kirschblüte zu wandern – und das Ganze in Köln in der Flora fortzusetzen, um die ersten Frühlings-/Sommerimpressionen zu genießen. Und da der Mai nicht nur das Wetter, sondern ja sowieso alles neu macht, feierte ich dann direkt auch mal den neuen Job ab Juli. Gefeiert wurde auch der Geburtstag einer lieben Freundin in Düsseldorf, inklusive Wiedersehen mit früheren Kommilitonen nach schlanken 10 Jahren.
Und dann wartete da noch eine ganz neue Erfahrung: Meine TV-Premiere. Für RTL, die DKMS und den guten Zweck stand ich vor der Kamera und drehte einen Beitrag mit Moe Phoenix, der mit seinem Song „Mensch ist Mensch“ eine Menge Registrierungen auslöste, und mit Jörg Becher, Schauspieler aus seinem Video. Gedreht wurde, da schließt sich der Kreis, dann auch wieder in der alten Heimat, in Kassel. Ich fürchte, mein Nervositätslevel war selten so hoch wie vor dem Klick auf „Play“, aber dann war es doch halb so schlimm (auch, wenn ich mich selbst im TV noch immer gewöhnungsbedürftig finde).

Juni
Kameras wuselten auch durch meinen Juni-Kalender, bedingt durch zwei jobbedingte Drehs (dieses Mal aber hinter der Kamera). Ich flog nach Berlin und der Monat flog an mir vorbei, bis zur letzten Lücke gefüllt mit einem Job-Countdown, den letzten Auf- und Übergaben und diversesten Abschieds-Kölschs mit den alten Kollegen, auf die auch ein emotionaler Kater folgte (ihr fehlt!).
Zwischendrin durfte ich erneut einen fantastischen Geburtstag in Rom verbringen, wandelte durch die römische Hitze, verwandelte Geld in Schuhe und näherte mich endlich etwas dem Mysterium Trastevere.

Juli
Im Juli startete ich ohne allzu große Pause in den neuen Job und damit auch in meine neue Position als Head of Social Media (woop woop!). Ich lernte mein Team kennen, das ich vom ersten Moment sehr schätzte, erinnerte mich wieder daran, wie anstrengend erste Wochen in neuen Jobs doch sind (So viele Namen! So viele Informationen! So viel alles!) und bekam quasi postwendend eine rote Karte, denn mein Körper schickte mich mit Erkältung aus dem Ring. Jene war leider so hartnäckig wie das Verspätungslevel auf der neu zu pendelnden Strecke Köln – Bonn. Wieder fit, aber noch ohne Stimme wurde ich Hauptdarstellerin des seltenen „Vergnügens“, im neuen Job mit all den neuen Menschen und Vorstellungsrunden einen Tag ganz ohne jede Stimme zu verbringen. Ich, ohne Stimme. Der Juli hatte Humor. 😉 Kaum hatte ich selbige wieder, wurde sie auch nachhaltig eingesetzt: Erst bei einer rauschenden Hochzeit von Freunden, dann beim Pink-Konzert, wovon es direkt zwei im Juli gab – weil man dieser großartigen Frau grundsätzlich gar nicht oft genug zusehen kann, aber auch, weil eines davon eine kurzfristige Überraschung für einen tollen Menschen war. Wild hearts can’t be broken!
Apropos wild, ein weiteres Highlight (=Hailight) fehlt noch: Wer sich schon immer fragte, ob ein riesiges IKEA-Plüsch-Exemplar eines Hais als Handgepäck durchgeht, die Antwort ist ja. 🙂 Die Flugbegleiter waren höchst amüsiert, der Hai bekam durch Zufall sogar einen eigenen Platz inkl. Snack. Statt tief ins Meer ging es an diesem Wochenende in München jedoch hoch hinaus auf einen Gipfel im Umland (gefolgt von einem Belohnungs-Sushi-Koma). Nach bayerischem Brunch gab’s am folgenden Tag einen Besuch im Olympiapark und einen rekordverdächtigen Regenschauer im Englischen Garten, der mich pitschnass machte – und dem Gerücht, Süden = Sommer, den Garaus. 😉

August
Sagte ich, man kann Pink nicht oft genug sehen? Richtig, deswegen stand im August Konzert Nr. 3 im Kalender, denn mit jedem Konzert erweiterte sich der Kreis der teilnehmenden Lieblingsmenschen (eine ganz eigene Geschichte). Musikalisch blieb es auch im Kölner Open-Air-Kino beim nostalgiegetränkten Best Of des Runrig-Abschiedskonzerts. Dabei erkannte die aufmerksame Beobachterin, dass sie sogar selbst zu sehen war – beste Überraschung überhaupt (und schon wieder im TV/Kino)!
Ein bisschen nostalgisch war es auch in Münster, das seine eigene Wettersaga des ewigen Regens bei gefühlten 42 Grad widerlegte. Natürlich war das aber kein Grund, auf dem altehrwürdigen Wochenmarkt nicht Tonnen an Käse zu kaufen (Comté!). Zurück in Köln lockte das klimatisierte Kino, allerdings ließ mir die Vorführung von Free Solo dann den Angstschweiß ausbrechen. Was für eine Leistung, aber auch was für eine gaga Idee, El Capitan allein und ungesichert in dieser Geschwindigkeit hochzurauschen!
Dieser Eindruck verfestigte sich noch viel mehr, als ich Ende August selbst wieder in den Bergen stand: Mein persönliches El Capitan war der Pisciadú-Klettersteig (natürlich gesichert), der mich dank hunderter ausgesetzter Höhenmeter deutlich aus meiner Komfortzone, aber auch in das Hoheitsgebiet von riesigem Stolz katapultierte. Der Rest der Woche war dann auch etwas ruhiger und bestand lediglich aus Wander-Speed-Rekorden (ich spinne auch im Urlaub), Esel streicheln auf Almhütten und liebevoll genötigtem Walzertanz auf High Heels nach einem Tag in den Bergen (bitte fragen Sie nicht ;)).

September
Im September scheine ich mein eigenes Selbst kurzfristig verloren zu haben, denn ich backte Brot (immer noch surreal, sowas auch nur in Verbindung mit meiner Person zu denken). Freunde waren gleichermaßen fassungslos, sodass zu Recht eine Flasche Soplica in einem sehr lustigen Abend dran glauben musste. Andere Surrealitäten: Ich wohnte drei Tage auf einem Schloss, auf dem mehrfach Pavlova serviert wurde (Kann es das überall geben?), wohnte einem sehr kölschen und sehr zauberhaften Konzert von Joseph & Maia in einem winzigen Teeladen (!) bei und schaffte es tatsächlich, 100 km nur im September zu laufen. Oh, und ich absolvierte meine erste Skydiving-Flugstunde und ließ mich per Luftstrom einen Tunnel hochpusten. Körperspannung, aber locker bleiben – ähm ja, natürlich!

Oktober
Im Oktober stand die Hochzeit zweier Freunde noch aus der Abizeit an und damit einhergehend eine Quasi-Zeitreise in die Mauern meines Gymnasiums, ca. 15 Jahre zurück. Sehr lustig, ein bisschen abgefahren und definitiv eine großartige Feier! Meinen größten Respekt hat noch immer die Braut, die mit einem Greifvogel posierte, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Für mich war schon die Reduzierung des Abstands auf ca. einen Meter mit dem kleinen Habicht das Maximum der absoluten Überwindung, die deutlich mehr Adrenalin auslöste als nachfolgende Tauchgänge mit Hai.

November
Im November verbrachte ich kurzfristig ein Wochenende in Hamburg auf Geburtstagsbesuch, formvollendetst abgerundet durch ein ausschweifendes Frühstück bei Mookie’s Goodies. Zurück in Köln folgte der vorgezogene Arbeitsendspurt, der in Kombination mit kurzfristigen Visumsfragen den Adrenalin-Pegel erneut stark in die Höchstwerte jagte. Der Rest liegt irgendwie im Nebel – aber auf unerklärliche Weise waren dann doch alle to dos just in time abgehakt, alle Weihnachtsgeschenke vorsorglich nebenbei besorgt, der Rucksack gepackt, eine Wohnungs-Evakuierung mit in die Planung einbezogen. Trotz obligatorischem (aber einkalkulierten, weil Pendler-Expertise) Bahnausfall ging es nach Frankfurt und von da aus am 28. November Richtung Australien. Happy place, here I come!

Dezember
Hach, der Dezember. Sehnsuchtsmonat, Sehnsuchtsort – und viereinhalb Wochen, die das Amazingness-Pensum eines ganzen Jahres restlos verbrauchten, auf allerschönste Art und Weise. Der Dezember verdient diverse eigene Blogbeiträge (in Planung), um all den umwerfenden und sich permanent selbst übertreffenden Ereignissen Rechnung zu tragen: Die Sichtung der Melbourne-eigenen Pinguin-Kolonie (und dann hat die Stadt auch noch überall Udon-Läden und hätte um ein Haar Batmania geheißen!); die sonnengetränkten Tage an der Gold Coast und in den Wellen von Surfers Paradise; 28km-Wanderungen bei über 30 Grad in O’Reilly’s National Park, in dem Wallabys vor der eigenen Tür herumspringen; die vollständige und kaum angemessen zu beschreibende Abgefahrenheit von Fraser Island mit all seinen Strand-Highways mit kombinierter Flugzeuglandebahn, tödlichen Tieren, gefährlichen Stränden und doch so schönen Flecken, dass man nicht mehr weg will; Lady Elliot Island mit dem verrücktesten Marine Life, das ich jemals sah (Begegnungen mit Haien und Mantarochen und Schildkröten JEDEN Tag); den Whitsundays (was soll man dazu überhaupt noch sagen?); einer Fütterung roter Pandas in Sydney und Sydney, ach immer wieder Sydney. I’d go back in a heartbeat.

So traurig ich bin, dass diese verrückt-wundervoll-schönen Wochen vorbei sind und so schwer es ist, wieder anzukommen, so bin ich doch vor allem dankbar, diese unglaublich großartige Reise gemacht haben zu können. Gleichzeitig zerreißt es mir das Herz, dieses wunderschönste aller Länder literally in Flammen stehen zu sehen (wer etwas tun möchte: Spenden kann man z.B. hier und hier).

2019, danke für so viele unfassbare Momente, Adrenalinschübe, für die Bewegungen aus der Komfortzone, die offenen Fragen, das Reflektieren und alles, was ich dadurch an Learnings mitnehme. 2020, wir zwei haben große Pläne – can’t wait and let’s go!