2021: Hell Weeks, wilde Wochen und am Ende Zuversicht

Obwohl die Erwartungen nach 2020 schon nicht allzu hoch waren, schaffte 2021 es vor allem im ersten Halbjahr trotzdem, noch mal deutlich underzuperformen. Ewiger Lockdown, langes Bangen um eine familiäre Entwicklung, nahende Verzweiflung beim 500. Spaziergang und ein Sommer, der sprichwörtlich ins Wasser fiel: Schön war es nicht. Woher auch immer ich in der zweiten Hälfte die Zuversicht nahm, dass es besser werden würde – ich weiß es nicht. Aber es half, es wurde besser. Deutlich.
Insgesamt war 2021 auch (schon wieder!) eine Fahrt auf der Emotions-Wildwasserbahn, mit ruckelnden und kopfschmerzenden Rückwärtsbewegungen und intensiven Beschleunigungen. Von ermüdend bis energetisierend war alles dabei.

Die erstaunlichste Erkenntnis:
2021 war ein Jahr mit viel Glück, das sich gleichzeitig nicht nach einem glücklichen Jahr anfühlt. Bäm, erste Realisation durch den Blick in den Rückspiegel. Familie und enge Freunde blieben von Corona verschont, ein großes Projekt kam trotz tausender Unwägbarkeiten doch noch zu einem erfolgreichen Abschluss und ich startete im Spätsommer in einen tollen neuen Job mit spannenden Projekten, in dem Wertschätzung mehr als eine Phrase ist, die man für LinkedIn-Posts nutzt (und hatte bzw. habe wie in allen letzten Stationen das Glück eines tollen Teams). Das ist sehr viel, für das ich sehr dankbar bin.
Und trotzdem wurde dieses Glück oft überlagert beziehungsweise bildete sich erst zum Jahresende wirklich heraus. Der Start war, in Anlehnung an die neue Freeletics-Routine, eine Folge mentaler Hell Weeks ohne Pausen oder Pardon. Der ewige Lockdown zu Beginn, der fehlende Ausgleich in der Pandemie, zu wenig nicht-digitale Zeit mit Freunden und eine Impfdynamik wie im Königreich der Faultiere zerrten zusätzlich an den Nerven. Auf verschiedenen Ebenen wurde alles erstmal noch deutlich schlimmer, bevor irgendetwas besser wurde. Aber: Es wurde besser.

Die schönsten Momente:
Ohne Frage zählt das Wiedersehen mit der Patagonien-Crew in Mittenwald dazu: Endlich wieder Menschen (dazu mit die besten überhaupt!) zu sehen war an sich schon großartig, dazu ein sensationelles Essen im lokalen Marktrestaurant – perfekt! Von den Umgebungsfaktoren her nicht ganz so perfekt war unsere Wanderung am nächsten Tag, aber mit diesen Menschen läuft man halt auch stundenlang in strömendem Regen (und besiegt den Krottenkopf im zweiten Anlauf – ha!).

Obwohl 2021 mit dem geringsten Bewegungsradius der letzten Jahre aufwartete, waren die wenigen Reisen alle Highlights: Von Wilhelmshaven erwartete ich im Dezember nichts außer Ruhe und ab und an ein bisschen Meer und wurde überrascht von schönen Momenten, tollen Aussichten und so netten Menschen, dass es fast unheimlich war. Was auch immer das auslöst: Ich würde es gern abfüllen und überall verteilen.
Und last, but not least: Im April loggte ich beim Laufen 5 km in unter 25 Minuten – Wahnsinn! Auch, wenn es kein offizieller Lauf war: Ich hatte einen.

Die spontanste Aktion:
Früher machte ich so etwas öfter (siehe: Mein erster Besuch auf der Dortmunder Südtribüne), aber es klappt immer noch: Nachdem ich es mit einer Freundin nicht hinbekam, dass wir uns an einem normalen Sonntag in Köln zusammenkoordinieren, erwähnte sie via WhatsApp, dass sie in der nächsten Woche Urlaub habe, aber eigentlich gern wegfahren würde. Da meine eigene Meer-Sehnsucht auch so groß wie die verfügbaren Zimmer knapp waren, hatte ich am Vortag ein letztes Mal hoffnungslos Booking aktualisiert – und maximal kurzfristig ein vermutlich storniertes Zimmer gesichert. Ich fragte sie, ob sie einfach mitkommen wolle und innerhalb von weniger als 16h waren wir auf dem Weg an die See. Fünf Tage in Kappeln und Maasholm (mit Currywurst mit Currycreme!) und bester Begleitung! <3

Gute neue Gewohnheiten:
Das Jahr startete laufintensiv und schon in den ersten fünf Monaten machte ich die 500 km voll. Um den Fokus mehr auf Kraft zu shiften, startete ich im August drei Mal wöchentlich mit Freeletics und zog trotz aller miauenden Muskelkater durch. Wie sich beides vereinen lässt, daran arbeite ich noch, aber Sport wieder mehr Platz einzuräumen, war eine sehr gute Entscheidung.
Insgesamt schaffte ich es, öfter netter zu mir selbst zu sein – vielleicht, weil die Welt so oft nicht nett war. Ich nahm mir mehr Zeit für mich, sagte häufiger Nein (still working on that, though) und traf vor allem die essentielle Entscheidung, mir nicht jeden Mist zu geben. Definitiv der richtige Weg.

Das wichtigste Learning:
Hör auf dein Bauchgefühl! Ich bin ein Kopfmensch und kann mir auf dem Papier gute Entscheidungen auch bestens mit rationalen Argumenten stärken. Diese Seite mag 90% ausmachen, aber sie ist nicht alles: Wenn ich bei wichtigen Entscheidungen das Bauchgefühl außer Acht ließ, ärgerte ich mich in der Vergangenheit meist am Ende genau darüber. So traf ich 2021 eine wichtige Entscheidung erst, als beide sich einig waren. Es war nicht leicht, es bedeutete, jemanden, den ich sehr schätze, enttäuschen zu müssen, und es schmerzte, aber es war für mich die richtige Entscheidung.

Die beste Nachricht:
Wir haben gerade den Sekt aufgemacht.

A first:
Schnee im August. Ja, in Deutschland. Der Sommer war nicht nur abwesend, er leugnete seine Identität: Bei der Wanderung mit der Patagonia-Crew auf den Krottenkopf betrug die Sichtweite am Ende vielleicht 15 Meter, Schneegestöber all around. Sommer 2021, ich war dabei!

A last:
Anfang Februar fand pandemiebedingt mein erster „Remote-Abschied“ von einem Job statt – eine merkwürdige Art des Goodbyes, auch wenn mein Team es mir so schön wie möglich machte. Da sich die Hoffnung auf ein mögliches Get together im Frühjahr weniger realisieren ließ, war es umso schöner, alle im Herbst noch mal zu sehen.

Die besten Bücher:
Schwiiiierig, denn von den 21 gelesenen Büchern mochte ich die allermeisten. Besonders beeindruckt haben mich die Texte von Nina Kunz in „Ich denk, ich denk zu viel“, weil sie viele mir sehr präsente Gedanken und Zweifel einfängt und in Worte packt. Ich bekam fast Muskelkater vom Nicken.
Auch wenn die Handlung in „The Midnight Library“ von Matt Haig vorhersehbar war (Protagonistin Nora nimmt sich das Leben, landet aber statt im Jenseits in der Mitternachtsbibliothek und kann alle Leben ausprobieren, die ihr möglich gewesen wären), war es für mich ein Wohlfühl-Buch, das die eigenen Perspektiven angenehm kalibriert.
„Die Hölle war der Preis“ von H. Lind über eine misslungene Republikflucht aus der DDR mit anschließender Gefängniszeit auf Basis einer wahren Geschichte hat mich fertig gemacht, gerade als jemand, der vor dem Mauerfall in Ostdeutschland geboren ist. Dieses Buch war prägend, es war schauerlich und dennoch nur zu empfehlen.
Und last, but not least, auch noch etwas für den professionellen Kontext: „It doesn’t have to be crazy at work“ von Fried und Heinemeier Hansson. Unterhaltsam geschriebene und spannende Impulse für mehr Fokus und ruhigere Arbeitskultur. Definitiv eine Empfehlung!

Die 3 Songs des Jahres:
Good for you – Olivia Rodrigo
War für mich einfach der Gute-Laune-Song schlechthin und trug mich durch den Sommer und Richtung Ostsee.
The Greatest Mistakes – Birds of Tokyo
“It doesn’t always go to plan / but I played whatever hand / that I had thrown in my face.“ Yeah, I could relate. Aber, wie der Song auch so schön sagt, “sometimes we learn from the pain“ und Unwägbarkeiten, Fehler und nicht ganz so einfache Zeiten machen uns mehr zu der Person, die wir sind, als es glückliche könnten.
Run Run Run – Celeste Buckingham
Könnte der Titelsong 2021 sein, denn Rennen war ein bestimmendes Thema – sowohl im faktisch-sportlichen als auch im übertragenen Sinn. Aber: Die 2021er-Ziellinie ist erreicht und überquert, das regenerative isotonische Getränk runtergekippt und auch, wenn es ein ordentliches Programm war: Am Ende war vieles sehr gut. (2022 darf trotzdem etwas weniger herausfordernd werden, ja? Bitte danke.)

2020 war anstrengend.

Wenn 2020 ein Motto gehabt hätte, wäre es wohl dieses gewesen: „Ist wie ne Tür. Musste durch.“ Zu den Tiefen und Momenten außerhalb jeder Komfortzone muss ich vermutlich kaum jemandem etwas erzählen – ich mache es in diesem Blogbeitrag trotzdem noch. 😉 Aber: Ich ergänze auch um ein paar Highlights, versprochen! Los geht’s:

Mud Cake gegen Australien-Vermissung

JANUAR
Im Januar schneite ein Mobilität, Freiheit und mehr Zeit ermöglichendes Flöckchen in die heimische Garage, auch wenn ansonsten vom Winter wenig zu sehen war. In Erinnerung an den australischen Sommer (und durch ein doch nicht wie geplant in München verbrachtes Wochenende) buk ich aus schier unendlicher Vermissung und Traurigkeit einen Mud Cake. Ja, ICH buk – eigentlich hätte ich da schon ahnen müssen, dass mit diesem Jahr etwas nicht stimmen konnte…
Deutlich näher dran an meinem normalen Ich war hingegen ein großartiger Sushi-Abend, der mit Gin im Hallmackenreuther endete – und sich ob des weiteren Jahresverlaufs gerade so viel weiter weg anfühlt, als es normalerweise bei 12 Monaten der Fall wäre…

FEBRUAR
Im Februar machte ich vor allem Februardinge: Lesen, Serien gucken, eine Erkältung auskurieren. Auf der Netflix-Gesehen-Liste standen neben Narcos, Miss Americana und When they see us auch The Circle und Love is blind. Eigentlich mache ich einen groooßen Bogen um Reality-Shows, diese beiden fingen mich aber ein, da sie nicht nur bloßstellten und Fremdschämen provozierten. Die Teilnehmer waren menschlich und (meist) sympathisch, die Formate eher soziologische und sozialempirische Fallstudien (und ja, vielleicht rede ich mir das schön – aber es gibt schon einen Unterschied ;)).

Kaiserwetter und die letzten Tage „old normal“

MÄRZ
Als Mensch, in dessen Kopf permanent To-do-Listen wie lustige Karusselle rotieren, ist es für mich eher untypisch, im März den Jahresurlaub noch nicht vollständig verplant zu haben. Tja, 2020 wohl ein Glücksfall… Ich verschob die Urlaubsplanung auf „nach dem Skiurlaub“, und damit fuhr dieser Task direkt ins Archiv. Jener begann gerade noch im „old normal“: Die ersten Corona-Fälle in Deutschland waren zwar verzeichnet, doch welche Auswirkungen und Dynamik das Geschehen haben würden, das war noch gar nicht wirklich klar. Wir hörten im Verlauf auch aus Ischgl, doch ohne Affinität zu Après-Ski schien die Gefahr zunächst recht fern. Doch dann ging alles ganz schnell: Der Freitag, der 13. machte seinem Namen alle Ehre und alles anders. Mit Rückkehr nach Hause ging die Wohnungstür zu, Quarantäne und Home Office dagegen an. Im Nachhinein ist es fast lustig, dass der geplante Elternbesuch erstmal auf Ostern verschoben wurde – little did we know… Was folgte, waren für den März und das gesamte Frühjahr unendlich viele Corona-News, unendlich viele Stunden an Rechner und Smartphone, unendlich viel Zeit zwischen Hoffen und Bangen, Verarbeiten und Eruieren…

Balkon Life

APRIL
Im Rückblick überhaupt nicht überraschend wurde auch Ostern gecancelt, ebenso wie der eigentlich geplante Konferenzbesuch beim Digital Summit. Statt Jet Lag in Seattle wartete die Aufarbeitung des Time Lags auf dem heimischen Balkon, der nach drei Jahren endlich mal so gestaltet wurde, dass man dort auch Zeit verbringen mochte. Die Kölner Sonne erkannte dies amtlich an und stempelte einen überaus freundlichen Frühling ins Wettertagebuch. Durch den anhaltenden Corona-Shutdown fand sich nicht nur sehr viel Zeit zum Laufen, im Haus fand sich auch unsere eigene kleine Corona-Garten-Community – so lernt man auch endlich mal die Nachbarn kennen (und umso mehr zu schätzen <3!).

MAI
Die großen Trends des Jahres ließen auch mich nicht kalt, also ging ich nicht nur mehr spazieren als jemals zuvor, sondern kaufte mir im Mai auch ein Fahrrad. So konnte ich nicht nur den öffentlichen Nahverkehr fast völlig vermeiden, sondern mir auch mehr Bewegung als notwendiges Gegenmittel zu frequenten Kuchenkäufen und endlich wieder möglichen Outdoor-Besuchen im Lieblingscafé verschreiben. Da das weitere Umfeld aufgrund des limitierten Corona-Aktivitätsradius so fern lag, entdeckte ich das naheliegende: Nach sechs Jahren Köln radelte ich endlich mal zum Schloss Brühl, durchwanderte den Kottenforst, entdeckte nebenbei einen neuen Favoriten mit dem Wirtshaus Josef und freute mich auf dem Rückweg regelmäßig über schönste Sonnenuntergänge mit Domblick.
Neben der startenden Global Challenge wartete im Job eine weitere Herausforderung: Mein erstes fast rein digitales Onboarding eines neuen Team Members. Um das fehlende klassische Kennenlernen inkl. Small Talk und Büro-Unterhaltungen auszugleichen, erfand ich eine wöchentliche digitale Fragerunde. Von „Was war das letzte Buch, das du gelesen hast?“ über „Wie sieht ein perfekter Tag für dich aus?“ bis zu „Was wäre deine Superkraft?“ diskutierten wir quasi alles. Was mich sehr happy machte: Nicht nur das Team mochte Idee und Durchführung, sondern mittlerweile haben andere die Idee aufgegriffen. (Bin ich jetzt Leadership-Influencer? ;))
Einen weniger schönen Einfluss nahmen hingegen DFL-Debatten auf meine Fußball-Begeisterung. In einer globalen Pandemie teils so absurd auf der Notwendigkeit stattfindender BuLi-Spiele zu beharren, während jeder kleine Verein aussetzt, nahm mir tatsächlich viel Leidenschaft für den Lieblingssport. Dass Spiele inkl. Reisen auch im Winter noch stattfinden und wertvolle Testkapazitäten binden, hat die Situation nicht verbessert.

Ach, Kölle… <3
Wanderung in Wallonien

JUNI
Der Juni begann mit Hoffnung – unter anderem auf einen vielleicht doch möglichen Geburtstag im ganz kleinen Familienkreis. Der traditionelle Romtrip fiel zwar wie erwartet aus, dafür verbrachte ich einen wunderschönen Tag in der nordhessischen Heimat inkl. Start auf der Lieblingslaufstrecke. Neben dem absolut und unwiderruflich schönsten Geburtstagsgeschenk ever (da kann nichts mehr drüber, ich bin sicher), wartete der Juni zudem mit vier sehr entspannten Tagen in einem winzigen Ort in Belgien auf. Plan dafür: Schlafen, essen, lesen, schwimmen, wandern, mehr und sehr gut essen, repeat. Und auch, wenn Belgien aktuell ebenfalls weiter weg zu sein scheint als jemals zuvor: Das wird wiederholt, wann immer es auch möglich ist!

JULI
Sonst ist der Juli ja einer meiner Favoriten-Monate, 2020 war er ein schier unendlicher Ritt auf einer rasierklingenscharfen Gefühls-Achterbahn. Von Euphorie bis Erschöpfung, von Ruhe bis Sturm, von guten Menschen bis zu menschlicher Fehleinschätzung, es war alles mit dabei. Von Klarheit zu Ratlosigkeit brauchte es manchmal nur Minuten. Da Katzen bekanntlich immer helfen und mit Oxytocin Glückshormone ausschütten, sittete ich die Nachbarskatze – um mich dabei auszuschließen und einen Nachmittag ungeplant außerhalb meiner Wohnung zu verbringen. Während die Katze erst schlief und dann nach draußen zum Jagen ging, klar. Keine weiteren Fragen – wobei, zur Steuererklärung, die zurück in der Wohnung auf mich wartete, hatte ich einige (aber schaffte es immerhin dann doch, diese zu beenden). Was hingegen im Juli definitiv zu den Highlights zählte: Fantastische, wertschätzende und berührende Feedbacks, das Wiedersehen mit einer Schulfreundin am Rhein nach Jahren und ein großartiger Grillabend.

Sehr viel Liebe für Südtirol
oder: Wandern gegen den 2020er-Wahnsinn

AUGUST
Im August warteten gleich zwei Reisen auf mich – was in den letzten Jahren nicht ungewöhnlich gewesen wäre, war 2020 völlig untypisch. Für einen Workshop begab ich mich für zwei Tage nach Berlin und tauchte in völlig andere spannende Themen ein, was sehr viel Spaß machte – auch, wenn die Abendplanung coronabedingt anders (bzw. ganz) ausfiel, aber in Form sehr guter Telefongespräche etwas nachgeholt wurde.
Ende August freute ich mich unendlich auf die vor Corona geplante und tatsächlich stattfindende Wander- und Kletterwoche in Südtiroler Abgeschiedenheit. Da im Urlaub zu entspannen ja völlig überbewertet ist, startete Tag 1 mit Adrenalin frei Haus: Für mich als Noch-immer-Kletter-Newbie stand eine Tour mit Seil- und Hängebrücken an, bei denen ich nicht erwartete, den Gipfel tatsächlich zu sehen. Aber man wächst ja mit seinen Aufgaben… Und manchmal wächst halt auch die Selbstüberschätzung – z.B. wenn man am Folgetag denkt „Ach, von der Edelrauthütte bis zur Napfspitze, das passt schon in 40 Minuten“ und der Berg einem nonchalant mal die Grenzen der Schnellkondition in der Höhe zeigt. Allerdings hatte er die Rechnung ohne mein Ehrgeiztier gemacht, das dann doch erschöpft den Gipfel erklomm (und nach 20 Minuten für den Rückweg wieder verließ). Da es immer noch 2020 war, konnte natürlich auch der Urlaub nicht einfach nur nett sein, sondern stellte eine kleine Gegenrechnung in Form von Nerverei. In diesem Fall war’s ein Haftpflichtfall (aber zumindest lernte ich den Service meiner Versicherung zu schätzen…).

September-Mood

SEPTEMBER
Da der August wohl zu viele Highlights hatte, schoss der September schnell und offensiv an Lowlights nach. Eine Nierenbeckenentzündung verfrachtete mich ins Bett und meine Freude an Tee und Wärme auf einen absoluten Tiefpunkt. Kaum war diese auskuriert, stand eine Woche mit Katze an, die – im Gegensatz zum vorbildlichen kleinen Panther – mal so richtig die Krallen zeigte. Es war der bloße Wunsch nach Ruhe, während 2020 sich wohl dachte „Guck mal, das habe ich noch ganz unten im Keller der unschönen Unwägbarkeiten gefunden!“. Tja, Knaller – aber leider eher so einer, der in der Hosentasche hochgeht. 🙁

Cheers to the holidays!

OKTOBER
Anfang Oktober hatte ich noch die Chance, meine älteste Freundin zu besuchen (natürlich coronakonform mit laaangem Spaziergang) und nach zigfachem Hin- und Herüberlegen und -schieben standen ein paar weitere Tage Urlaub an. In Neuss. Wer hätte 2019 gedacht, dass das eine der Destinationen 2020 werden würde? Aber da dieses Jahr ja sowieso im Zeichen der Merkwürdigkeiten und der Entdeckung des Umlandes stand, wohl durchaus folgerichtig und auch empfehlenswert. Schönes Hotel, ein Zimmer wie eine eigene Berghütte, Kamin, ein Stapel Bücher, Süßigkeiten und zwischendurch endlich wieder schöne Nachrichten – perfekt!

NOVEMBER
Eigentlich ist der November der Monat, den ich im Jahr am wenigsten mag. Er ist nass-kalt und regnerisch, es wird mit fulminanter Geschwindigkeit täglich früher dunkel, die letzten warmen Tage sind endgültig vorbei UND der erste Jahresendstress kündigt sich an. Aber: 2020 zerschmetterte der November das sorgsam verriegelte Schloss zu seinem kleinen Verließ aus ausgedünnten Erwartungen und malte ein Feuerwerk neuer Perspektiven in den grauen Himmel. Mit Sorge blickte ich ob des allgemeinen Weltgeschehens in die USA, fieberte mehr mit als bei so mancher hiesiger Wahl in der Vergangenheit, schlief gefühlte Tage nicht, teilte jeden Feierabend mit Wolf Blitzer, doch dann stand es fest: Biden gewinnt die Wahl. Der November machte Hoffnung und Laune, zu feiern. Da das so richtig nicht möglich war, halt innerlich. Keine Frage, Joe Biden und Kamala Harris haben eine große Aufgabe, aber ihr Sieg ist auch ein Zeichen für Zuversicht, ein bisschen mehr Vernunft und Normalität in Gaga-Zeiten. Und apropos Veränderung: Ich führte ein wichtiges Gespräch, vor dem ich durchaus nervös war und andere richtig gute Gespräche, die dazu führten, dass ich im November eine neue berufliche Herausforderung ab 2021 annahm, auf die ich mich riesig freue. Gleichzeitig folgte ein sehr schweres Update: Das an mein immer sehr geschätztes Team, das mir alles andere als leicht fiel.

DEZEMBER
Neben Weihnachtsvorfreude versteckte auch der Dezember in seinem Countdown noch unliebsame Päckchen. Deutlich geschätztere Varianten konnte ich hingegen an einige gute Menschen versenden, deren Zeit und Worte in diesem an schönen Momenten nicht unbedingt reichen Jahr mein Sonnenschein-Äquivalent bildeten. Da 2020 in vielerlei Hinsicht zum Davonlaufen war, lief ich dann auch noch mehr als sonst. Um das Gaga-Jahr formvollendet zu finalisieren, versteht es sich dabei wohl von selbst, dass ich mich natürlich bei Glatteis so sensationell auf die Nase legte, dass ein blauer Fleck von Knie bis Knöchel und ein angeschlagenes Telefon ein spontanes Trampen (natürlich mit Maske) erforderten. Aber, um auch dies von der guten Seite zu betrachten: Wie schön, dass es so nette Menschen gibt, die einen auch in diesen Zeiten mitnehmen. Ich hätte wohl einfach unter dem Baum sitzen bleiben und Plätzchen essen sollen. 😉

Insgesamt bleibt auch mit der obligatorischen Verspätung (ähm, dem gebotenen Abstand, haha!) zu sagen: 2020, du warst ein fieses Tierchen. Ein seltsames, ein verrücktes, ein lehrreiches, aber vor allem ein nervenzehrendes und anstrengendes. Du hast sowas von gezeigt, dass all das, was man vorher als vermeintliche Normalität einfach hinnahm, überhaupt nicht selbstverständlich ist. Du hast Routinen ohne Vorwarnung aufgebrochen und den Reset-Button ohne Rücksicht auf mögliche Verluste gedrückt.

Du hast neue Fähigkeiten gefordert und mich von „überall in der Welt“ auf „zuhause“ zurück kalibriert, hast mich kochen lassen (asiatisch, vor Wut, manchmal auch nur mit Wasser) beim gleichzeitigen Versuch, das Lieblingscafé so oft wie möglich zu unterstützen, hast mich das Reisen vermissen und gleichzeitig umso mehr Reise-Nachhaltigkeitsfragen stellen lassen.

Ich bin dankbar für den Beweis, wie hoch meine Resilienz ist, wenn es drauf ankommt. Ich bin dankbar dafür, dass ich als freiheitsliebender Mensch mit hohem Sozialbedürfnis dennoch recht schnell und gut adaptieren konnte. Ich bin dankbar für meine Wohnung, die Möglichkeit eines Rückzugsorts, für den Balkon und den Park um die Ecke. Diese Dankbarkeit ist wichtig – aber: 2021, du darfst trotzdem gern ein bisschen netter werden! 😉

NEVEREVERSOUND – 2020 in Musik

Bei ein wenig zielloser Zwischen-den-Jahren-Blog-Surferei fiel mir auf, dass ich schon seit 2016 keinen musikalischen Jahresrückblick mehr veröffentlicht habe. Schade eigentlich, dachte ich mir – und ändere das doch direkt mal wieder. Auch wenn 2020 das erste Jahr seit Langem ganz ohne Konzerte war, spielte Musik doch eine große Rolle: Zuhause, beim Laufen, beim Kochen… Mit guter Musik gegen ein nicht so gutes Jahr war wohl das Motto.

Und da man von guter Musik nicht genug haben kann, teile ich doch mal meine Evergreens:

1. Take Back The Power – The Interrupters
Serien, Sofa – und ein gekündigtes Sky-Abo (trotz des sensationellen Angebots kurz vor Ablauf, selbiges für höhere Kosten zu verlängern ^^): Gerade noch so sah ich Anfang des Jahres die vierteilige Mini-Doku „Hillary“. Tat weh, war aber sehr gut gemacht – und brachte dank des Intros mit „Take Back The Power“ einen meiner Favoriten in die 2020er-Playlist.

2. It’s Our World – Jacquie Lee
Sky ging, Disney+ kam – und im Lockdown gab es bekanntlich viel Zeit für Naturdokus. Die kann man bisher allesamt eigentlich nur empfehlen. Neben beeindruckenden Bildern gibt es oft großartige musikalische Entdeckungen – „It’s Our World“ ist eine davon.

3. My Life Is Going On – Cecilia Krull
Auch Nummer 3 ist ein Serien-Residuum: Mit „Haus des Geldes“ wanderten vier Serien-Staffeln in die Netflix-Seen-List, mit „My Life Is Going On“ ein sehr cooler Song in die Playlist.

4. Shallow – Lady Gaga & Bradley Cooper
Ebenfalls vom Bildschirm in die Playlist gewandert, jedoch schon aus 2019 mit ins Jahr 2020 übernommen wurde “Shallow“ von Lady Gaga & Bradley Cooper. Diesen Song könnte ich ziemlich pausenlos hören, wobei das auf den ganzen Soundtrack zutrifft. Selbiger begleitete mich aus diesem Grund auch weiterhin häufiger beim Laufen.

5. Heart Attack – Demi Lovato
2020 lief ich so viel wie nie zuvor – klar, vieles andere war ja auch nicht möglich, frische Luft und irgendwie Runterkommen aber nötig. Und das klappte mit Demi Lovato ganz gut.

6. Shake it off – Taylor Swift
Auch “Shake it off” ist ein etablierter und ins Jahr 2020 transferierter Lauf-Klassiker, denn: Der Song hat den perfekten Beat, macht gute Laune, und vermittelt genau die richtige Portion „Don’t give a f**k“. Und ja, ich mag Taylor Swift auch einfach.

7. Your Song – Rita Ora
Mehr gute Laune für die Lauf-Playlist gab’s mit „Your Song“ von Rita Ora. Keine Ahnung mehr, wie/wo/warum zum ersten Mal gehört, aber immer wieder gern angespielt.

8. Safe and Sound – Electric President
Auch, wenn ich zum Laufen schnelle, gut gelaunte Beats bevorzuge – manchmal muss es etwas ruhiger und getragener zugehen, nicht immer geht Halligalli und zack zack zack. „Safe and Sound“ aus dem Soundtrack von „The Blacklist“ ist dafür eine grandiose Wahl. Zum Kochen übrigens auch.

9. Falling Down – Harrison Storm
Apropos ruhiger und getragener: Für graue Nieselregen-Läufe im Herbst (die ich sehr schätze, aber für die die schnellen gute-Laune-Songs auch weniger passen) eignet sich niemand besser als Harrison Storm. Initial wurde er mir mal über eine Instagram-Ad eingespielt – tja, ein Targeting, das überzeugte.

10. Walking On The Waves – Skippinish
“Flatten the Curve” war das bestimmende Motto– „Walking On The Waves“ war der allzu oft dringend benötigte Stimmungsaufheller. Pro-Tipp beim Hören: Man darf sich nicht allzu sehr nach Schottland zurückwünschen, sonst klappt das dank Sehnsucht mit der aufgehellten Stimmung nicht so gut. Sonst top, gerne wieder. 😀

11. Salt – Ava Max
In den letzten Jahren war ich quasi ständig unterwegs und habe es geliebt, zu reisen. Dass ich noch Ende 2019 in Australien war, fühlt sich mehr nach „letztes Jahrzehnt“ als „letztes Jahr“ an, auch wenn beides stimmt. Ja, ich vermisse das Reisen, aber man denkt auch noch einmal ganz neu drüber nach. Ich schätze die Möglichkeiten, die ich bisher hatte, umso mehr. In diesem Jahr stand die Geburtstags-Tradition Rom außer jeder Frage, stattdessen feierte ich in der alten Heimat. Danach ging es für wenige Tage nach Wallonien, ganz aufs Land. Dorthin begleitete mich zum ersten Mal „Salt“, einer meiner Ohrwürmer des Jahres. Und Wallonien zeigte: Auch ganz in der Nähe gibt es sehr, sehr viel Entdeckenswertes.

12. Dancing On My Own – Robyn
„Dancing On My Own“ ist rein vom Titel her ja auch eine exzellente 2020-Corona-Beschreibung… Und genau deswegen ging‘s immer mal wieder in die Playlist damit.

13. Ausgehen – AnnenMayKantereit
Wenn wir schon beim Tanzen sind, ist es bis zu „Ausgehen“ ja nicht mehr weit. Auch, wenn ich auch vor 2020 keinen permanenten Party-Drang hatte: So gar nicht Feiern gehen zu können war schon auch blöd, wenn auch nicht meine größte Entbehrung des Jahres. Bei Betrachtung gelöster und überglücklicher Menschen nach Verkündung des US-Wahlsiegs von Biden beispielsweise kam schon ein bisschen Sehnsucht auf.

14. Walking on Sunshine – Katrina & The Waves
Eine meiner Herausforderungen des Jahres: In meinem Team für eine neue Kollegin ein fast ausschließlich digitales Onboarding umsetzen. Was dabei am meisten fehlte: Das persönliche Kennenlernen und auch „Nicht-nur-Job-Gespräche“. Also erfand ich im Frühjahr eine Team-Runde, in der nach den Projekt-Updates jeder abwechselnd eine wöchentliche Frage an alle stellen durfte. Angefangen von „Welches Buch hast du zuletzt gelesen?“ über „Was treibt dich zur Weißglut?“ bis hin zu „Was wäre deine Superkraft?“: Die Fragen waren sehr unterschiedlich, die Antworten immer interessant, der wöchentliche Call für mich definitiv ein Highlight – und über eine Musikfrage kam mein All-Time-Favourite von Katrina & The Waves wieder in meine Playlist.

15. Carol Of The Bells – Caroline Pennell
Welcher Weihnachtsfilm könnte besser ins “Stay-Home“-Jahr passen als „Home Alone“? Für mich beinhaltet er mit „Carol Of The Bells“ einen der schönsten Weihnachtssongs überhaupt – und zack, ist die 2020er-Ausgabe von Nevereversound vervollständigt!

Im Zeichen guten Services findet ihr die gesamte Playlist natürlich bei Spotify – inklusive zwei Bonus-Tracks. 😉

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